Achtet nicht gering das Kleine

Poesie Israel ist das Land der großen Erzählungen und der großen Erzähler, der großen Literatur und poetischen Meisterwerke. "Höre zu, lausche. Hier singt ein Universum."

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Wenn viele kleine Leute viele kleine Sachen machen (oder sagen), dann wird ein großes Werk daraus. Darum: Achtet nicht gering das Kleine.

Auch das (flächenmäßig) kleine Israel ist (dennoch) überaus groß, in seiner Literatur, Poesie und seinen epischen Werken.

Zum Beispiel die winzige Jona-Lehr-Erzählung: Vier kurze Kapitel, eine interessante Hauptfigur, so klein, kompakt, randvoll erzählt: wird bis heute an hohen Festtagen gelesen und immer weiter tradiert.

Oft handelt israelische Literatur von Gott und Göttern, von himmlischen Gestalten (z.B. mit Flügeln), von Himmel also genauso wie von der Erde. Dabei oft und bevorzugt in literarisch „kleinen“ Formen, z.B. der episodenhaften Erzählung – statt im Gestus etwa der lehrhaften Abhandlung.

In himmlischer Lyrik gelten andere Maßstäbe

So auch die winzigen Beispiel- und Kurzgeschichten des Rabbi Jehoschua aus Israel. Er sprach zu den Leuten auch von den großen, hohen, himmlischen Dingen, aber in so schlichten einfachen Worten, wie man sie sich nur denken kann. Der erzählte ganz einfache Beispiele und Geschichten von Kamelen und Mücken, von Münzgeld und Hausbau, Dieben und Räubern, Weinbau und Geldverleih. Und das in variantenreichen poetischen Formen: Lehrerzählungen, Weisheitssprüche, gelehrtes Zitat, Rätsel-, Gleichnis- oder Deutewort. Etwa dieses winzige Gleichnis der himmlischen Welt:

Wie also verhält es sich mit der Himmelswelt? Braucht es dazu viel (Aufhebens)? – Ganz einfach: Mit der himmlischen Welt ist es wie bei einer Frau, die ein wenig gereiften Teig nahm (eine winzige Menge) und ihn unter die große Menge von drei Sea Mehl einbrachte – und/aber schon diese geringe Menge reicht aus, um daraus den besten, großen, ganzen Brotkuchen zu backen...

In der Poesie grundsätzlich ist es ein bisschen wie in der „höheren“ Literatur: Es gelten einfach andere Maßstäbe. (Es ist eine andere Welt, deshalb gelten andere Maßstäbe.) Was in prosaischer Rede kurios wäre, das macht in der Poesie gerade das Besondere aus.

Einen der wohl bedeutungsvollsten und folge-schwersten Sätze der jüngeren Baugeschichte wurde jetzt in der portugiesischen Seefahrerstadt Lissabon gesprochen. Wie und wo denn entsteht oder findet sich wahre himmlische Lehrpoesie? „Auf Jehoschua hören, das ist das ganze Geheimnis“ ... „Alles, was es im Leben zu tun gibt, ist in diesen Worten enthalten“, hieß es dort.

Und tatsächlich: Wie anders sähe die Welt dann aus? Und manches auch anders beim "himmlischen Bodenpersonal"?

Poetischer Lerngewinn? „Hör zu, mein Herz, lausche. Hier findest Du ein Universum", ist man geneigt zu sagen.

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Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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