französisches Tagebuch, les nuits romanes

geschenkte Kultur es ist erstaunlich, was ein Staat schenken kann. Ich hatte das schon vergessen in dieser ganzen Privatisierungsmühle .

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Gestern Abend fingen die "romanischen Nächte an". Ségoulène Royal, die "Ministerpräsidentin" der Poitou-Charentes hat dies der Region geschenkt. D.h. die Kommunen bekommen Geld für kulturelle Spektakel wie Musik, Theater und Tanz. Man kommt auch ganz ohne Bier, Bratwurst und Pommes aus. Die romanischen Nächte dauern zwei Monate, Juli und August. Die Eröffnungsveranstaltung war in Melle, einer Stadt bei Poitiers. Vor der Kathedrale saßen Tausende und lauschten einem Profi-Orchester, das Vivaldis Vier-Jahreszeiten spielte. Und dann kam etwas, was ich noch nie gesehen habe:

An einem ca. 100 m hohen Kran hing ein spinnennetzartiges glockenförmiges Gebilde aus Stahl, in dem, in stählernen illuminierten Kreisen, Menschen mit Trommeln und Glocken standen und spielten. Zu dieser Glockenmusik bewegten sich , hoch über ihnen und ohne Netz, junge Trapezkünstler. Das stählerne Spinnennetz öffnete und schloss sich, glitt nach oben und wieder nach unten und alles war getaucht in Mondlicht und Fackelschein.

Wir haben dann Pi mal Daumen die Kosten geschätzt und kamen auf rund 30.000 Euro. Die ganze Veranstaltung war für die Besucher umsonst. Geschenkte Kultur. Wir haben das hingebungsvoll genossen.

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Geschrieben von

Novalis

lebt halb in Frankreich, halb in Deutschland, suchte die Blaue Blume, fand sie und erkannte, dass Realität Illusion ist und Illusion Realität.

Novalis

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