Sie sollen nie wieder über Kuba herrschen

Coco Fusco Die US-Künstlerin zeigt in den Berliner Kunstwerken Filme, in der sie die kubanische Opposition hochlobt. Gut so. Es ist ein abschreckendes Beispiel, wenn Ultrarechte zu Wort kommen und offen sagen, was sie planen

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Ich war neugierig auf die Filme, die die in den USA lebende Künstlerin Coco Fusco über Kuba, das Land ihrer Eltern, produziert hat. 7 dieser Filme können noch bis zum 7. Januar in den Berliner Kunstwerken (KW) gesehen werden. Sie sind immer noch sehenswert, aber eher als Beweis wie reaktionär und ewiggestrig doch einige Exponent*innen der kubanischen Opposition noch immer oder schon wieder sind. Wenn man sich auf die Arbeiten von Fucso einlässt, sollte man mindestens 2 Stunden Zeit mitbringen und auch ihre Filme in den vorderen Teil der Ausstellung nicht versäumen. Hier wird unter Anderem eine Performance dokumentiert, wo Freund*innen der Künstler*innen die Situation im US-Gefangenenlager Guantanamo nachspielen. Es ist ein Dokument, über Willkür und Macht. Nun könnte man erwarten, dass die Künstlerin auch in Kuba Fälle von Willkür und Machtmissbrauch aufdeckt. Es wäre vermessen zu behaupten, dass es soetwas in Kuba nicht gibt. Auch über die lebhafte Diskussion, die es in den letzten Jahren in Kuba an der Sexualgesetzung gab, die auch eine Kritik an der homophoben Politik des Jahrzehnts nach der Revolution einschließt, hätte man gerne mehr erfahren. Sehr erfreulich wäre auch gewesen, wenn die Künstlerin Menschen hätte zu Wort kommen lassen, die die kubanische Regierung von links kritisieren. Doch stattdessen lässt Fusco den reaktionärsten Flügel der kubanischen Opposition zu Wort kommen.

Elena Cruz Varela - die Frau, die Fidel Castro stürzen wollte

Da ist eine Marie Elena Cruz Varela, die in den frühen 1990er Jahren, als nach dem Wegbrechen des sozialistischen Lagers Kuba plötzlich verdammt allein dastand, in Havanna eine Organisation für den Umsturz aufbauen wollte. Die leicht größenwahnsinnige Cruz sah sich schon als künftige Regentin einer kubanischen Regierung von US-Gnaden. Sie ließ mit ihrer Gruppe, massenhaft Flyer für den Umsturz verteilen mit ihren Namen und ihrer Adresse. Cruz war damals in Kuba als Literatin nicht unbekannt, weil sie 1989 einen Literaturpreis bekommen hatte. Aber ihre Hoffnung, dass die Massen sich um sie scharren, war eine Schimäre. Statt dessen tauchten vor ihrer Wohnadresse, die sie ja so freigiebig bekannt gab, von den Komitees zur Verteidigung der Revolution mobilisierte Nachbar*innen auf und stopften ihr, wie sie empört berichtete, ihre eigenen Flugblätter in den Mund. Das ist nicht schön und Cruz entschwand bald in die USA, wo ihre Sponsoren sitzen. Für die ist sie als gescheiterte Aufständige ohne Land nicht mehr so interessant. Für Cruz interessiert sich niemand mehr, außer Fusco, die ihr einen Film widmete, der in der Ausstellung zu sehen ist. Der ist aber durchaus erhellend, weil er zeigt, in welch eigener Blase Cruz lebet So behauptet sie, über 80 % der Bevölkerung sin Kuba seien gegen die gegenwärtige Regierung eingestellt und Berichte, die etwas anderes behaupten, seien von der kubanischen Regierung manipuliert. Nur zufällig weisen sehr viele auch unabhängige Berichte darauf hin, dass ein großer Teil der Bevölkerung in Kuba bei aller Kritik an einzelnen Entscheidungen noch hinter der Regierung steht. Darauf geht Fusco im Film nicht ein und lässt so die Falschbehauptung von Cruz so stehen. Das ist vor allem deshalb bedauerlich, weil viele Menschen heute wenig Ahnung von Kuba haben der hiesigen Dauerpropaganda und damit auch solchen Fakenews dann glauben. Immerhin kommt in den Film als Gegengewicht noch eine Sekretärin der Kommunistischen Partei Kubas zu Wort, die die Politik der Regierung verteidigt. Ihr Auftritt ist allerdings nur zwei Mal sehr kurz und ist so kein Gegengewicht zu Cruz, die alle Vorwürfe gegen die Regierung in Kuba wiederholt, die seit 1959 dort zu hören sind.

Feindbild Allende

In einem anderen Video interviewt Fucso Konterrevolutionäre, die es nicht bei Worten gelassen und wegen Umsturzversuchs im Gefängnis gesessen haben. Die meisten würden sich sofort wieder an einen Sturz der kubanischen Regierung beteiligen. Ein in die Jahre gekommener Konterrevolutionär erklärt natürlich eben ohne jeden Beweis, dass ein Großteil der Mordanschläge auf Fidel Castro nicht von der CIA sondern aus der Mitte der kubanischen Bevölkerung kamen. Seine rechte Gesinnung wurde offen deutlich, als er sich über den „Eindringling Allende“ aufregt. Womit hat der ehemalige sozialistische Präsident Chiles den Hass des kubanischen Rechten auf sich gezogen? Die kubanische Regierung hatte einen zentralen Platz in Havanna nach Allende beannt, der nach seinen Tod nach dem Pinochet-Putschin Chile weltweit zum Symbol für den Versuch, einen Weg zum Sozialismus über bürgerliche Wahlen zu finden, geworden war. Genau deshalb wurde und wird er von Rechten in aller Welt gehasst, auch von Fuscos Gesprächspartner, der den alten kolonialistischen Namen des Platzes nachtrauert. Er war nach den spanischen Monarchen Karl III benannt. Auf diesen Niveau sind fast alle der im KW gezeigten Videos zu Kuba. Ein Besuch ist trotzdem empfohlen. Denn als ich die Videos gesehen habe, hatte ich nur einen Gedanken. Diese Sorte kubanischer Oppositioneller sollen nie wieder in Kuba was zu sagen haben. Angesichts einer solchen Opposition sollten alle Kräfte unterstützt werden, die das verhindern. Und über die Fake-News-Schleuder Coco Fusco nur so viel. Sie mag interessante Videos zur US-Politik machen. Doch in der Kubafrage hat sie sich gedanklich nie von der reaktionären US-Exilgemeinde gelöst, zu der auch ihre Eltern angehörten. Das in den Kunstwerken nun in Sachen Kuba viel Raum für Fake-News geboten wird, sollte niemand überraschen. Fusco sagt in einem Video selber, in welcher Tradition sie steht. Nach dem Fall der Mauer müsse auch Kuba befreit, sagt sie. Was sie natürlich nicht sagt, diese Befreiung wäre die Unterordnung Kubas unter die Interessen der US-Bourgeoisie.

.Peter Nowak

Die Ausstellung "Coco Fuso, I will becone a Island ist noch bis zum 7. Janaur 2024 im Erdgeschoss der Kunstwerke Berlin Auguststraße 69 zusehen. Öffnungszeiten sind Mittwoch - Montag 11 - 19 Uhr, Donerstag 11 - 21 Uhr,

Weitere Informationen:

https://www.kw-berlin.de/coco-fusco/

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Geschrieben von

Peter Nowak

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