Schöner Wohnen in Salzwedel

Tranformatives Wohnen In der ehemaligen Hansestadt Salzwedel wollen Linke mit der Genossenschaft Wohnungen dem Immobiienmarkt entziehen und auch verhindern, dass dort die Mietpreise in Zukunft steigen. Peter Nowak sprach mit Mitgliedern der Genossenschaft

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

  1. Warum haben sie die Trawo gegründet?

Wir haben die Genossenschaft transformatives Wohnen (Trawo) als politisches Projekt gestartet, um unsere eigenen Räume zu stärken und auszubauen. Zudem verstehen wir die TraWo eG als Teil davon unsere politischen Ideen in konkrete umsetzbare Schritte zu führen.

Insbesondere in den ländlichen Gebieten wird immer wieder deutlich, dort wo linke Perspektiven schwach sind, ergreifen konservative und rechte Personen sich Räume. Dem wollen wir uns mit unserem Konzept entgegenstellen und gleichzeitig möglichst viele Personen in unsere Strukturen integrieren.

Wer waren die Gründer*innen?

Die Gründungsmitglieder der Genossenschaft waren bzw. sind bereits vor der Genossenschaft politisch aktiv verschiedenen Bündnissen und Gruppen in Salzwedel und Umgebung. Geprägt durch die Erfahrungen auf dem platten Land ohnehin alles selbst machen zu müssen - seien es Demos, Konzerte oder ähnliches - kam die Idee für das große Projekt Genossenschaft auf. Über bereits bestehende Netzwerke gab ein Angebot für ein konkretes Objekt (Mittelstraße 7/9) die Initialzündung für die tiefere Auseinandersetzung. Bereits vorher gab es eine eher persönliche Überlegung und Ideen einzelner Personen über den Umgang mit den allseits präsenten Leerstand in der Innenstadt Salzwedel.

So kam es im Frühjahr 2021 zu den ersten Arbeitstreffen und am 17.September 2021 zur Gründung der TraWo eG.

Warum habt Ihr Euch für einie eigene Genossenschaft entschieden und macht nicht einfach beim Mietshäusersyndikat mit?

Zu Beginn haben wir uns mit verschiedenen Konzepten vom Verein über eine Stiftung bis hin zur Genossenschaft beschäftigt. Das Mietshäusersyndikat war hierbei nur eine kurze Überlegung, u.a. da es unser Ziel ist lokal Personen anzusprechen und vor Ort möglichst in Strukturen einzubinden. Wir haben als Genossenschaft ein anderes Konzept als das Mietshäusersyndikat.

Schlussendlich haben wir uns für die Genossenschaft aus verschiedenen Gründen entschieden. Unter anderem bietet diese Rechtsform eine hohe finanzielle Sicherheit durch u.a. die zweijährige Prüfung, ermöglicht eine große basisdemokratische Struktur mit der Generalversammlung als wichtigsten Gremium, bietet eine gute Zugänglichkeit für neue Personen und ermöglicht verschiedene Formen der Teilhabe (investierende o. aktive Mitgliedschaft).

Wo sind die Unterschiede zum Mietshäusersyndikat?

Mit der bewussten Entscheidung nicht Teil des Mietshäusersyndikats zu werden dient es auch schlecht als Vorbild. Wir haben uns einiges bei anderer kleinerer Genossenschaft angeschaut und dann ein Konzept entwickelt, welches für uns und die Stadt Salzwedel passt.

Ihr habt jetzt zwei Hausprojekte. Wollt Ihr noch mehr Häuser kaufen?

Grundsätzlich sind wir sehr daran interessiert weitere Objekte für die Genossenschaft zu erwerben, so die Objekte dem renditeorientierten Immobilienmarkt zu entziehen und das Privateigentum an Grund und Wohnraum in eine gemeinwohlorientierte Bewirtschaftung zu bringen. Hinzu kommt das wir merken, dass auch ein Bedürfnis an genossenschaftlichen Wohnraum in der Innenstadt gibt.

Im Moment jedoch sind wir mit der Verwaltung und Sanierung unserer beiden aktuellen Objekte an den Grenzen unserer Kapazitäten.

  1. Ihr habt Euch im Herbst 2021 gegründet. Seid Ihr mit der bisherigen Resonanz zufrieden?

Das Interesse für TraWo eG ist über breite Kreise sehr positiv. Nach 1,5 Jahren als Genossenschaft ist festzustellen, dass wir weiterhin genau beobachtet werden und wir aber auch zunehmend Schritte für eine Etablierung in Stadtgeschehen gehen.

Klar, ist mehr aktive Beteiligung wünschenswert, aber wir merken, dass wir mit unserem Konzept viele Personen ansprechen.

In Salzwedel sind viele Häuser leer. Macht Euch die Arbeit einfacher?

Grundsätzlich ist schon von Vorteil überhaupt Objekte im Stadtgebiet zu haben, welche zur Verfügung stehen. Der Leerstand und Verfall in der Stadt haben uns überhaupt erst zu dem Thema Genossenschaft gebracht.

Gleichwohl ist der Leerstand in den Fußgängerzonen ein großes politisches Thema in der Stadt, wodurch wir unsere Position, vor allem aber auch unseren Lösungsansatz gut präsentieren können.

Wollt Ihr mit Eurer Arbeit auch Menschen von außerhalb Salzwedels anregen, in die Stadt zu ziehen?

Jep, gerne. Immer ran!

Wie ist der Kontakt zur Bevölkerung und zur Stadtverwaltung?

Bei der Stadtbevölkerung gibt es starkes Interesse, da sie unmittelbar betroffen vom Verfall und Leerstand in der InnenstadtTiefere Auseinandersetzung mit der TraWo jedoch selten, hierzu wollen zukünftig mit verschiedenen Veranstaltungen für Kommunikation und Austausch sorgen

Das Intersse der Stadtverwaltung ist je nach Behörde und Beamt*in unterschiedlich, grundsätzlich aber ok. Mit der ehemaligen Bürgermeisterin gab es einige Auseinandersetzung, insbesondere bezüglich des Abrisses der alten Darre in der Altperverstraße

Noch sind die Grundstückspreise in Salzwedel wahrscheinlich niedrig. Denkt Ihr, dass sich das ändern könnte?

Definitiv. Bereits jetzt ist zu beobachten, dass in brandenburgischen Kleinstädten im Großraum Berlin Grundstücke und Objekte weniger werden, da Sie nach und nach von Immobilenfirmen aufgekauft werden. Die Städte sind zu voll und daher ist eine zunehmende Bewegung von der Stadt ins Land beobachten.

Auch Salzwedel, mit einer relativ guten Zuganbindung direkt zwischen Hamburg und Berlin, hat potenzial auch in Zukunft ins Ziel von Spekulationen zu kommen. Das wird wohl noch einige Jahre dauern, aber erste Objekte in Salzwedel sollen bereits an Hamburger Investoren verkauft worden sein.

Interview Peter Nowk

Hier gibt es weitere Informationen zur Genossenschaft Transformatives Wohnen Salzwedel

https://trawo-eg.de

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Peter Nowak

lesender arbeiter

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden