Von der Stalinfahne zur braunen Front

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Der Gütersloher Polit-Rapper Makss Damage alias Julian F. hat sich vor wenigen Tagen öffentlich zur rechten Szene bekannt. Das wäre nicht besonders interessant, denn schon 2005 hat derMitbegründer der linkenHip-Hop-Band Anarchist Academy Hannes Lohüber die„Neue deutsche Battle-Härteim deutschen Rap geschrieben, in dem Nationalismus und Nazisymbolik bestens integriert sind. Seitdem hat sich dieZahl der Rechtsrapper vermehrt. Doch Julian Damage hatte sich bisher offiziell nicht dazu gezählt. Er stilisierte sich proletarischer oder roter Rapper bezeichnete sich Kommunist und reimte Elogen auf Stalin.Konsequenterweise wechselte er nacheinigen Jahren von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) zum selbsternannten ML-Aufbauprojekt Kommunistische Initiative (KI),auf deren Plakaten unter Parole „Klarheit – Einheit“ auch ein Stalin-Kopf prangt.

In dem Interview mit dem bekennendenNationalsozialisten Axel Reitz, dessen Hitler-Kult sogar manchen in der NPD zu weit geht, begründete Damage seinen Wechsel von der roten zur braunen Front mit mangelnder Kameradschaft und fehlender Bereitschaft zur körperlichen Auseinandersetzung in der linken Szene. Außerdem artikulierte er in dem Gesprächseine Verachtung über die angebliche Bevorzugung von Migranten und den mangelnden Patriotismus in linken Zusammenhängen.

Stalin-Kult und Israel-Hass

Die Antideutschen würden in der linken Szene immer stärker, lamentierteDamage und blieb damit bei seinem alten Feindbild. So intonierte er in seinem Song mit den bezeichnenden Titel „Antideutsche Hurensöhne“mehrmals die Zeile: „Tötet diese antideutschen Hurensöhne. “Als er diesen Mordaufruf sang, gerierte sich Damage noch als strikter Stalinist, der mit eiserner Hand gegen alle Feinde in der Linken vorgeht.

„ Ich halt‘n Stalinplakat in der Hand,

ihr kommt vorbei und kassiert alle von uns Backpfeifen“, gehört da noch zu den harmloseren Versen.

„Ich schieß auch auf Anarchisten,

Hauptsache der Dreck ist weg“, heißt es in demSong „Kommunistenpower“.

Auch Israel war schon Damages Hassobjekt, als er unter dem Stalinlogo rappte.„Lass’ den Davidstern brennen- Lasst ihren Zionismus untergeh’n!“, heißt es in einem seiner Songs.Im Song „Arabisches Geld“auf seiner im letzten Jahr veröffentlichten LP „Makssismuss 2010 “geht er noch einen Schritt weiter.„Ich leite Giftgas in Siedlungen die jüdisch sind", heißt es dort. Der Rapper warffür diese LP mit der Parole:„100% mehr Sexismus pur, 100% mehr Gewalt und Zerstörungswut, 200% mehr Antisemitismus“.

Hätte fast für Antifas in Kreuzberg gespielt

Wer dieseAneinanderreihung von Vernichtungsphantasien wundern sich weniger, dass sich Damage jetzt offen zum rechten Lager bekennt, sondern, dass er bis zu seinem Outing auch in manchen linken Kreisen als„Klassenkampfrapper“ durchging, dermanches etwas drastisch ausdrückt, aber auf der richtigen Seite steht. Nochim August 2009 konnte Damage auf einem SDAJ-Festivalin Ostwestfalen-Lippe auftreten. Ein von einer Antifagruppe geplantes Konzert mit dem Hass-Rapper in Berlin-Kreuzberg musste 2009 allerdings nach Protesten anderer linker Gruppen abgesagt werden. Torsun, Sänger der Electropunkband Egotronic, die wegen ihrer deutschlandkritischen Texte auf Damages Hassliste steht, kommentiert das rechte Outing des Güterslohers auf seinem Weblog knapp: Es sollte zu denken geben, dass „dieser Komplettpfosten beinahe für Antifas in Kreuzberg gespielt hätte.“

Die Toleranz, ja manchmal gar offene Sympathie, die Damages trotz oder auch wegen seiner Hasstiraden in Teilen der Linken hatte, dürfte mehrere Gründe haben.Gerade bei jugendlichen Rap-Fans sind diejenigen besonders angesagt, die am Härtesten die Gegner und Kontrahenten dissen und sich dabei nicht um Political Correctness stören. Dass Makss Damage fast durchweg Linke angriff, kam vor allem bei einem Teil, der an der Haltung zum Staat Israel polarisierten antifaschistischen Jugendszene gut an. Schließlich prangt die Parole „Antideutsche Strukturen zerschlagen“ auch auf Aufklebern, die in Berlin geklebt werden. Damagestellte ittlerweile auf seiner Homepage, die er ganz in der Diktion seiner neuen Freunde Heimatseite nennt, klardass seine Vorfahren kerndeutsch waren und man von ihm als „angehendenNationalen Sozialisten“ baldwieder hören wird.Bis auf das Stalinlobbraucht er wohl wenig an seinen Hassrap ändern.

Peter Nowak

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Geschrieben von

Peter Nowak

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