Zog USA wegen Energie-Gekkos in den Krieg?

Kurzfilmpreis 2014 Zum Abschluss der Kinotour wurden die prämierten Filme in Berlin in der Landesvertretung von Sachsen gezeigt. Es waren größtenteils sehr gute Filme.

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Der 17jährige Hajo gehört sicher zum wachsenden Teil der Bevölkerung, die neudeutsch als Unterschicht und soziologisch als Subalterne bezeichnet werden. Er ist ein junger Mann, mit dem man sich sicher nicht gerne anlegt. Er gibt auch unumwunden zu, dass die Schrammen im Gesicht von einer Prügelei stammen. Dass verschweigt er auch dem Chef nicht, bei dessen Firma er sich für einen Job als ungelernter Arbeiter bewirbt. Seine Ehrlichkeit wird belohnt und er soll am besten gleich mit der Arbeit anfangen. Doch da gibt es ein Problem. Denn Hajo ist Vater einer kleinen Tochter und muss auf sie aufpassen. Er hat das Kind in einer leeren Fabrikhalle untergestellt und wollte nur schnell die Bewerbung abgeben, um gleich wieder zu verschwinden. Nur will ihn sein künftiger Chef eben so schnell nicht ziehen lassen. Nun muss er zwischen seiner Vaterrolle und dem begehrten Job wählen. Mit dem Kurzfilm Sunny ist der Regisseurin Babara Ott ein lustiger Film gelungen, der zwischen Tragik und Komödie schwankt. Sie wollte zeigen, dass Menschen im Milieu auch Gefühle haben können. Schließlich habe sie in der Nähe der Fabrik ihre Kindheit verbracht und Leute wie diesen Hajo kennengelernt, erklärt Ott im Anschluss an die Vorführung. Es war die letzte Station der Kinotour Kurzfilm 2013, die in den vergangenen Wochen durch verschiedene Städte tourte Berlin war der Endpunkt. Die Veranstaltung fand in der sächsischen Landesvertretung in Berlin-Mitte stand, diente also auch der Kulturstandortförderung. Die gezeigten Kurzfilme, die zwischen 7 und 30 Minuten lang waren, waren überwiegend sehr unterhaltsam und künstlerisch gut gestaltet.

Mit Merkel auf der Couch

Lediglich Sonntag 3, der Animationsfilm von Jochen Kuhn, hatte Schwächen. Dort trifft sich ein alleinstehender Mann nach einer Kontaktanzeige mit Angelika Merkel. „Vorsicht Klischee, müsste man nach dem ersten Bild rufen. Tatsächlich wurden die auch massig verwendet. Dass beginnt schon damit, dass Merkel froh ist, mal an einen unpolitischen Menschen geraten zu sein und geht bis zu ihrer Klage über das abgehobene intrigante politische Berlin. „Überall nur Staatsbürger und Wähler“ moniert Merkel, die dann einige der Plattitüden absondert, die so zwischen Stammtisch und Boulevard ausgetauscht werden. Erst wollten wir was verändern, jetzt verwalten wir nur“, ist eine dieser Klagen, der fast alle zustimmen aber wenig erklärt. Mit „ Grünen Gold“ und „Father“ kamen die künstlerischen Höhepunkt dieser Kurzfilmauswahl zum Schluss.

Auf der Suche nach den grünen Energie-Gekkos

„Grünes Gold“ ist eine bitterböse und trotzdem lustiger Film, in dem es der Regisseurin Barbara Marheinecke in 13 Minuten gelungen ist, das militärische Engagement der USA im Irak und die Energiekrise zu verbinden. Lustiger ist eine Verschwörungstheorie selten dargestellt worden, was auch als eine Parodie dieser unterschiedlichen Theoriegebäude verstanden werden kann. Danach ist die USA vor allem wegen des Öls in den Irak einmarschiert. Falsch, Barbara Marheinecke weist nach, sie waren auf den Suche nach den grünen Energie-Gekkos, mit denen die Energieprobleme der ganzen Welt ökologisch korrekt gelöst werden. Nur leider, wird am Ende macht die Natur die schönen Plänen zunichte. Hoffentlich werden wir von der Regisseurin in Zukunft noch weitere Filme auf diesem Niveau sehen können. Mit Father ist einem Team junger Animationsfilmer _innen der sehr persönliche Abschied einer Tochter von ihren verstorbenen Vater gelungen. Ganz ohne diesen Kitsch, der Toten oft nachgerufen wird, wird hier der Abschied von einem Menschen gezeigt, der wahrlich kein Engel war. Angesichts der vielen Versuche in der letzten Zeit, wo sich junge Filmemacher_innen ihren Eltern annähern, könnte man sagen: Seht Euch „Father“ an, dort ist sie gelungen.

Peter Nowak

Weitere Informationen unter:

www.kurzfilmtournee.de

www.facebook.com/kurzfilmtournee,

www.deutscher-kurzfilmpreis.de

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Geschrieben von

Peter Nowak

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