Castro

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ich habe die letzten Tage den graphic Novel "Castro" * von Reinhard Kleist gelesen.

( *Castro, Reinhard Kleist, Carlsen, Hamburg 2010)

Er ist aus der Sicht eines fiktiven deutschen Journalisten (Karl) geschrieben , der 1958 von Der kubanischen Revolution total beeindruckt, das muffige Nachkriegsdeutschland verlässt.

Die ganze Geschichte Castros wird auf Zeichnungen und mit Sprechblasen für die Dialoge nacherzählt.

Schwarz weiss gezeichnet, gefällt mir dieses Genre eigentlich immer gut. Die werbung des Verlages bezeichnet, den Zeichenstrich als vital.

Er reicht wohl um das Wesentliche zu erfassen, mehr aber auch eben nicht.

Es geht um Castros Kampf gegen Batista, den Sieg der kubanischen Revolution.

Auch der berühmte Satz von Nixon "Batista ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn" wird mit einem Nixon im Haldunkel im Comic dargestellt.

Castro wir als sehr ausdauernder Redner dargestellt. Seine Reden gehen manchmal wohl über viele Stunden.

Karl der fiktive Journalist verliebt sich in eine Revolutionärin und zieht mit ihr zusammen.

Castro erscheint im Comic-Format oft als Phrasendrescher, der auch redet, weil er sich selbst gerne zuhört.

In der Darstellung im graphic novel werden nach der Revolution Mitstreiter aus den Guerilla - Zeiten in der Sierra Madre mundtot gemacht, wenn deren Ansichten nicht in Castros Weltbild passen.

Karl der Fotograf und Journalist, der Fantasie Kleists entsprungen will das nicht wahrhaben.

Er hält fast bis zum Ende des Comics zu Castro , als seine bereits inhaftiert gewesener Freund nebst seiner heiß geliebte Gefährtin das Land längst verlassen haben. Karl findet auch eine neue Partnerin und lebt ein ärmliches Leben in Kuba.

Selbst als er von der Castros Tribüne verbannt wird, auf der er sonst immer stehen und ihn fotografieren durfte, hält er noch weiterhin zur kubanischen Revoluition und Castro.

Der Comic zeichnet Castros Leben von der Kuba-Krise, vom Besuch der UN in New York, von den diesbezüglichen Übernachtungen in Harlem, vom Druck des Wirtschaftsemabrgos der USA auf Kuba, von der kubanischen Tourismusentwicklung, von Castros Rückzug aus der aktiven Politik mit der einhergehenden formellen Machtübernahme durch seinen Bruder Raoul bis hin zur und bis zu den neu erwachenden Hoffnungen beim Amtsantritts Barack Obamas nach.

Karl, der fiktive Journalist bleibt Castro über all diese Jahre treu.

Das Ende ganz zum Schluß soll hier allerdings nicht verraten werden.

Ich halte das Medim des graphiv novels für einen schnellen Überblick über eine Geschichte als sehr brauchbar.

Es stößt aber auch schnell an seine Grenzen, wenn es um die Motive der an der Geschichte beteligten Personen geht.

Die Motive warum Karl Castro die Treue hält , gehen in der Story fast vollkommen unter.

Auch wenn Karl fiktiv ist interessiert es in einer Geschichte doch immer auch was Castro in Karls Herz angesprochen hat, dass Karl mit ihm nicht brechen mag.

Auch mit der Opposition gegen Castro geht es mir genauso. Es werden ein paar Zeichnungen präsentiert , die an die Schauprozesse unter Roland Freisler bei den Nazis oder an die sowjetischen Schauprozesse unter Stalin erinnern.

Ich kenne die kubanische Geschichte zu wenig um da zu zustimmen oder das als Blödsinn abzutun.

Die Gefahr bei diesem Medium sehe ich für den jüngeren unerfahreneren Comic-Leser darin, dass er durch Reinhard Kleists Werk auf eine bestimmte Lesart der kubanischen Geschichte festgelegt wird.

Castro hat mit 19,95 € seinen Preis, dürfte aber trotz aller Kritik ein Klassiker der graphic novels werden.

*Castro, Reinhard Kleist, Carlsen, Hamburg 2010

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden