Ein soziales Wohlfühlmärchen

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Deutschland hat auch als Sozialstaat wieder richtig was vorzuweisen, dröhnte es diese Woche aus dem Radio, dass auf WDR 2 eingestellt war, in einem Kommentar zur Kurzarbeitergeldreglung.

Eine Millionen Arbeitslose hätten wir in disem Jahr ohne das Kurzarbeitergeld mehr gehabt. International würden sie sich alle nach der deutschen Kurzarbeitergeldreglung, die auch im nächten Jahr noch bis zu einer Höchstdauer von 18 Monaten greifen wird, umsehen! Wow!

Freilich hat das Kurarbeitergeld Einschränkungen im Lohn oder Gehalt zur Folge, aber besser als Arbeitslosigkeit sei das alle mal.

Kurarbeitergeldreglung weiterlaufen lassen und auf bessere Zeiten warten, schlußfogerte der Kommentator auf WDR 2.

Soweit, so gut.

Sicher ist das Kurzarbeitergeld eine wichtige Maßnahme in diesen Zeiten der Weltwirtschaftskrise, die natürlich auch beibehalten werden soll und wird.

Das Hochleben lassen des deutschen Sozialstaats hat jedoch kräftig an meinen Ohren gekratzt.

Verborgen bleibt bei so einer isolierten Betrachtung die Zahl der Leiharbeiter , die aus den Betrieben "freigesetzt" worden ist und die jetzt zu einem weitaus geringeren Arbeitslosengeld als festangestellte Stammbelegschaften auf die nächste Einstellung durch eine Leiharbeitsfirma warten.

Natürlich ist auch das Kurzarbeitergeld eine staatlich subventionierte Teilarbeitslosigkeit, bei der auch die Stammbelegschaften in der Schwebe hängen, wie und ob es nach dem Kurzarbeitergeld weiter gehen wird?

Das was man den Planwirtschaftssystem vorgeworfen hat, nämlich eine Arbeitslosigkeit bei regulär Beschäfigten in einem nicht effizient arbeitendem Wirtschaftsystem, offenbart auch das massenhaft gezahlte Kurzarbeitergeld.

Die vom Kurarbeitergeld Betroffenen sind froh überhaupt ihren Job zu behalten und eine weiterführende grundsätliche Diskussion über die gerechte Verteilung der Arbeit ist auf den Sankt-Nimmersleinstag verschoben.

Die 35 Stunden-Woche lässt aus Schwäbisch Sibirien grüßen, wohin sie zur Verbannung abgeschoben worden ist!

Die Kurzarbeitergeldreglung ist das soziale Wohlfühlmärchen in einem Land mit immer noch weit über 3 Millionen Arbeitslosen , Millionen weiterer Hartz IV -Empfänger und Hunderttausender Obdachloser, die schon auf der Straße leben .

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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