Es wird schon alles wieder besser werden

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Dann gibt es manchmal diese viel zu kalten Frühlingstage , an denen alles seinen Sinn zu verlieren scheint, nicht für alle Menschen , aber schon für den Jan, den alten Parkwächter, der an diesem Sonntag nicht zur Arbeit muss.

Der Jan kann aber jetzt in diesem Augenblick so weit nicht sehen.

Wie ein Maikäfer , der auf dem Rücken liegt, strampelt er sich ab und versucht wieder auf die Füsse zu kommen.

Irgendwie wird das im Moment noch nichts und wahrscheinlich wird es fast den ganzen Tag so gehen.

Versteinert ist sein Gesicht.

Der Jan versucht in die Pötte zu kommen und mal wieder was zu unternehmen.

Mal rauszufahren in die schöne ländliche Umgebung der Stadt, in der der Jan wohnt-ja das das wäre doch ja auch mal was.

Das gibt aber nichts. Der Jan liegt auf seinem Bett und kommt nicht in die Gänge.

So viele Dinge, die getan werden müsste, doch der Jan tut sie nicht. Heute will er nicht mehr.

Schon in der Woche bei der Arbeit war er nicht so sehr motiviert gewesen wie sonst.

So darf es nicht weitergehen, denkt der Jan, aber er hat auch keine Ahnung wie es anders werden soll.

Er nimmt etwas gegen eine Volkskrankheit, die jeder kennt, aber keiner beim Namen nennen will, weil sie nicht reinpasst in eine Leistungsgesellschaft, in der das Jeder gegen Jeden, das zweithöchste Glaubensbekenntnis gleich nach der Gewinnmaximierung geworden ist.

Ein Zeichen von Schwäche zu zugeben macht da vor allen den Betroffenen tödliche Angst.

Wenn der Jan in diesen Phasen drinsteckt, erkennt er sie natürlich nicht.

Es ist eine sehr verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Er denkt daran, sich was an zu tun, obwohl er das nicht machen würde, aber irgendwie scheinen ihm diese Gedanken dann irgend etwas zu geben, was er selbst nicht begreift, obwohl er sich auch sehr freut, wenn er das gegen sich selbst gerichtete Messer aus seiner phasenweise auftetenden destruktiven Gedankenwelt wieder los wird.

Messer und Scheren treffen in dieser unseligen dunkel leuchtenden Gedanken seinen Hals und er fängt ganz doll an zu bluten oder er sieht sich als Leiche.

Das ist aber alles noch so unter Kontrolle, das nicht wirklich etwas Schlimmes geschieht!

Das ist ja auch der Grund , warum der Jan dieses Zeugs nimmt, auch wenn sich das verselbstständigt hat.

Wenn der Jan diese kleinen weissen runden Taler aus Chemie zu sich nimmt, hat er natürlich all dies nicht im Kopf.

Für ihn sind es nur gesegnete Gaben, die ihm ein normales Leben ermöglichen.

Gegen Abend schwant dem Jan was heute mit ihm los ist und er ergibt sich dieser Stimmung ohne sich dabei aufzugeben.

In der Bude ist auch nichts mehr zu essen.

Da geht es ab zu Tankstelle und dort holt sich der Jan Brot und Wurst, aber auch dieses süsse ungesunde Zeug, von dem der Jan weiss, dass es nicht gut für ihn ist.

Egal, denkt er.

Er will sich was Gute tun , auch wenn er weiss, dass nicht alles davon gut für ihn ist.

Zuhause wirds dann alles durcheinander in sich reingeschaufelt.

Hmmm, denkt der Jan.

Das schmeckt sooo gut und er sagt seiner dunklen Welt für heute erst einmal Auf Wiedersehen.

Es wird schon alles wieder besser werden!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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