Frieden

Hopi Jede/r hat so seine "Dinge", die ihm oder ihr immer wieder durch den Kopf rumgeistern, auch wenn der Bezug zum eigenen Leben auf den ersten Blick als gering erscheint.

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Bei mir sind eins dieser "Dinge", die Hopi ,die natürlich keine "Dinge" sondern Pueblo-Indianer , die im Südwesten der USA leben, sind.

Ich bin in Frankfurt 1983 über Produkte von Ihnen gestolpert.

1983 sah ich vor einem Geschäft in dem im Schaufenster viel Silber glänzte, eine großen bunt bemalten Indianer aus Holz stehen.

In dem Geschäft gab es viel Schmuck von den Indianerstämmen im Südwesten der USA. In der Auslage dominierten Produkte der Navajo und der Hopi.

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(Bildquelle: taostrading.com)

Ein Anhänger hatte es mir schon im Fenster angetan. Es war ein kleiner Anhänger aus Silber mit einem schwarz ausgesägtem Labyrinth auf seiner Oberfläche, der in einer speziellen Technik, die die Hopi von den Zuni vor 80 Jahren gelernt haben, angefertig worden war, nämlich der sogeannten "Overlay-Technik."

Dabei werden zwei Bleche aus Silber übereinandergelegt und zusammen gelötet.

Das untere Blech ist zuvor auf seiner oberen Seite geschwärzt worden und in das obere Blech ist Motiv eingesägt.

Das gute Stück,welches ich damals erblickte, sieht wie eine Zielscheibe mit den verschieden schwarzen Ringen in die von oben ein sich unten verjüngender Keil eindringt. An den Enden der schwarzen Ringe stehen sich bei ihren Öffnungen immer längliche Dreiecke gegenüber. Es ist ein Labyrinth.

Oben vor dem Eingang steht Jitai , ein kleines schwarzes Männchen aus der indianischen Mythologie, mit der ich mich ehrlich geschrieben nicht so sehr genau beschäftigt habe. (wwikipedia)

Das ganze komplexe Symbol in dem die Größe des Labyrinths (Anzahl der Ringe) je nach Künstler variiert, nennt sich "Man in Maize" (Mann im Mais)

Die Verkäuferin sagte mir damals , dass das für die Hopi einfach nur "Leben" bedeutet, weil die Maispflanze für diese Siedlungs-Indianer Leben bedeute. Die Hopi ringen dem kargen Boden auf ihren Mesas Mais ab. (wikipedia)

Das Motiv des Labyrinths passte 1983 perfekt zu meinem Leben. Ich studierte ein Semester lang etwas für mich ziemlich Unsinniges und schaute ausserdem auch ständig zu tief ins Glas.

Nach den Erklärungen in Internet auf wikipedia scheint es mit diesem Lebenszeichen wohl etwas komplizierter zu sein und um es scheint um die Entscheidungsalternativen im Leben zu gehen, die immer wichtiger werden , je näher man seinem Ende kommt.

Vielleicht habe ich das jetzt auch noch immer nicht richtig verstanden , aber es scheint mir schon näher an der Wahrheit dran zu sein als die Erklärung der Verkäuferin von damals.

Für mich ist der Anhänger ein kleines Kunstwerk.

Das Motiv ist schlicht aber auch ausgewogen und könnte auch auf Comics verweisen, wenn man nicht wüsste, dass das Stück was mit Indianern zu tun hat.

Wenn ich ihn trage spiegelt er im Ganzen immer wieder das wieder, vor dem man /frau (in diesem Fall ich) steht.

Die schwarzen ausgesägten Vertiefungen sehe ich dabei als die Mauern des Labyrinths an.

Quasi die Hindernisse, die Jitai, der auf dem blank polierten Siber auf den Stegen geht, umgehen muss.

Die Stege verzerren die Realität der Umgebung vor der man steht aber in viele kleine Spiegelbilder in denen sie manchmal eher ziemlich hochgezogen und dann auch wieder sehr flach wirkt, doch über dem Gesamtbild der Realität liegt gleichzeitig immer noch und ständig und für alle Ewigkeit das schwarze Labyrinth.

So tief hatte ich damals in den Anhänger nicht reingeguckt.

(Vielleicht ist meine Interpretation auch ein bißchen spinnert. ;))

Doch das Stück zeigt eine Wirklichkeit, die sich in Zerrbilder ihrer selbst auf dem Weg durch das Labyrinth zerteilt.

Zwar hatte ich "Das Buch der Hopi" von Frank Waters in meinem Besitz, mich an seiner Lektüre schwer getan, weil es eben nicht so einfach ist in die Gedanken und Mythen-Welt eines Indianer-Stamms aus dem Südwesten der USA einzudringen.

Ein bißchen hatte ich wohl in das Buch reingesehen. Darin steht, dass Hopi "Frieden" heisst.

Auf die Mitglieder des Stammes bezogen bedeutet es aber wohl viel eher so etwas wie wie "Friedliche Leute". (wikipedia)

Die Hopi ist der am westlichsten lebende Stamm der Puebloindianer in Arizona. (wikipedia)

Sie leben auf Höhenplaeteaus, den sogenannten Mesas in ihren Häusern, (pueblos) die wahrscheinlich jeder schon mal in irgendwelchen Filmen über den Südwesten der USA gesehen hat. (wikipedia)

Es sind eher schlichte schnörkellose kastenartige Häuser, die den Hopi aber gute Dienste leisten. (wikipedia)

Die Hopi habe eine Art Matriarchat mit einer weiblichen Erbfolge. (wikipedia)

Sie glauben an eine Abfolge von Welten, die nacheinander untergehen. (wikipedia)

Diese Welt sehen die Hopi (fast?) vor dem Untergang.

Sie wollten wohl auch schon die US-Regierung und die Vereinten Nationen irgendwie warnen, werden da aber wohl wenig ernst genommen. (wikipedia)

Einen anderen Anhänger für eine Kette hatte ich mir in diesem Laden auch noch gekauft.

Das war ein "Thunderbird (Donnervogel)"
der sich eigentlich quer durch die Mythologie fast alle Indianderstämme Nordamerikas zieht. (wikpidia)

Zu den Anhängern gab es Zertifikate.

Kurz bevor ich den Donnnervogel kaufte, hatte ich mir einen Lizzard (eine Art Salamander /Eidechse?) als Anhänger für eine Kette gekauft, der mir dann doch nicht gefiel.

Ich tauschte ihn einen Tag später im Indianer-Geschäft wieder um.

Die Verkäuferin wollte aber nicht das Zertifikat nicht umtauschen.

Über die Jahre beschäftigte ich mit diesen Sachen von mir und schaute auch hin und wieder mal ins Zertifikat.

Aus dem Thunderbird wurde dann für mich ein Blizzard .

Igendwie stand da vor dem Lizzard vom zuerst gekauften Stück noch ein Symbol , das ich als ein B deutete.

Aus dem scheinbaren B plus Lizzard wurden dann für mich Blizzard, was auch Sinn macht, weil das so eine Art (Wüsten/Schnee)sturm ist, der fast blind und orientierungslos macht.

Ganz lange hing ich ich dieser falschen Deutung hinter her.

Erst als ich mich in letzter Zeit mehr damit im Internet beschäftigte, kam mir die alte Geschichte mit dem Umtausch des Lizzards von 1983 wieder in Erinnerung.

Da habe ich dem Geschriebenen auf dem Zertifikat mehr vetraut als dem Offensichtlichen.

Sieht aus wie ein Vogel und trägt einen Blitz in der Mitte.

Was kann das wohl sein?

Richtig, es ist der Donnervogel.

Ein finsterer Geselle , mit dem selten gut Kirschen essen ist und vor dem die Indianer wohl auch Angst gehabt haben.

Der Schlag seiner Flügel ist wie das Donnern in der Natur und Blitze trägt er mit sich rum.

Er ist ein Bote noch höher gestellter mythologischer indianischer Wesen.

Ein Bote, sozusagen ein indianischer Engel, der aber völlig anderen Göttern dient als dem christlichem Gott mit seinem Alleinstellungsmerkmal. (wikipedia)

Das habe ich nur geschildert, um zu veranschaulichen wie fremd und schwer zu verstehen diese für mich so ferne Indianerwelt ist, so faszinierend ich sie auch finde.

Nach dem " Das Buch der Hopi" von Frank Waters habe ich neulich das ganze Büchermeer in meiner Wohnung von unten nach oben durchgekämmt.

Leider ist es weg.

Ich erwäge eine Neuanschaffung , weil mittlerweile auch schon seit Jahrzehnten eine billigere Paperbackausführung vorhanden ist.

Meine verschollene Ausführung ist in meiner Erinnerung 1983 bei Diedrichs /Köln erschienen. (Angabe ohne Gewähr).

(Das obenstehende Blog ist meine sehr persönliche subjektive Sichtweise auf die Hopi-Indianer in Ariziona, die keinerlei Anspruch auf eine eine korrekte Wiedergabe der Gedankenwelt der Hopi erhebt. Sozusagen nur eine kurze persönliche Skizze der Hopi. )

Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hopi

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Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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