Irgendwo in Asien

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So lange sind sie her, die Tage in denen wir noch jünger waren und gemeinsam in Diskotheken gingen und durch das Ruhrgebiet fuhren in dem damals die Zechenlandschaft noch nicht so ganz kahlgeschoren war , wie heute.

Wenn man mit dem Auto nach Essen reinfuhr standen da am Stadtrand noch grosse schmutzige Kokerei-und Zechengebäude, die schon leer, aber noch nicht abgerissen worden waren.

Zum Saufen fuhren wir auch schon mal nach Düsseldorf- mit einem anderen Kumpel von ihm.

Bei diesen Touren war ich eigentlich immer der Verlierer, der dann als Trostpreis ein Leben ohne Alkohol gewann.

Durch Berlin sind wir mit all unseren unseren Schwächen gerannt und haben uns nicht nur mit Alkohol vergnügt.

Ein Teil davon wurde mir dann aber auch als Sumpf bewusst, in dem ich nicht stecken bleiben wollte und aus dem ich mich befreien konnte.

An der Mauer haben wir gestanden und gestaunt-die Einheit noch so weit weg.

Schatten der Vergangenheit sind es , die heute abend in mir hochsteigen.

Ich hatte ihn schon als Kind gekannt und geliebt.

Er hat mir mit jemand anderem, der mir auch sehr am Herzen liegt, eigentlich als Erster ein Stück von der Welt gezeigt und nun ist er nicht mehr.

Seine Rente hat er früher genommen als mit 65.

Das war gut so , denn mit 65 ist er Anfang Dezember gestorben.

Im Herbst, irgendwann im September war er noch einmal in Deutschland und wir haben uns noch mal gesehen.

Er hatte sich eigentlich gar nicht viel verändert.

Er meinte, dass ich eigentlich kein richtiger Alkoholiker- im Sinne wie er die Definition eines Alkoholikers vestanden hat - bin!

Als ob das für mich heute noch wichtig gewesen wäre!

Irgendwo in Asien hat er seine letzten Jahre verbracht und ein spätes Glück sogar mit einer Frau gefunden.

Ich wollte ihm noch schreiben und hatte um seine Adresse gebeten. Er hatte mich sogar zu einem Besuch eingeladen.

Dann hatte er mir ein paar Aufkleber mit den asiatischen Schriftzeichen gegeben.

Die liegen noch oben in meiner Wohnung.

Ich habe gedacht, dass ich nicht traurig bin, aber in meinem Bauch brummelt es und ohne dass mein Kopf dass verstandesmäßig nachvollziehen kann, fließen mir einige Tränen aus meinen Augen.

Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und sehe und lese manchmal, dass das Leben kurz ist und das man /frau sein Leben ändern muss. (Sloterdijk)

Den Autoren möchte ich dann zurufen, "als ob ich das nicht selber wüsste" und "Du aber auch!"

Alle nehmen wir uns selbst im Leben überall hin mit und gehen mit uns selbst von dieser Welt, wenn es ein ehrliches Leben war!

So schwer ist es , über seinen Schatten zu springen!

Wach bin ich schon lange!

Als ob das etwas ändern würde!

Glückauf , Lieber H.!

Für H.

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Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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