Tragende Kräfte

Besinnung Wo finden denn heutzutage eigentlich die richtigen Messen statt?

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Der Jan geht durch das Parkhaus und sieht die vielen Säulen, die das Einkaufszentrum darüber tragen.

So viele Autos stehen hier Seite an Seite wie in einer Andacht, gar nicht so seelenlos wie diese Maschinen auf den ersten Blick erscheinen mögen , wenn man nur flüchtig hinschaut.

Die Seelen der Erbauer der Wagen stecken auch in ihren Autos.

Das kann man doch im Fernsehen sehen, und dabei denkt der Jan an die Werbung für die verschieden Automarken.

Manche Besitzer haben ihren Autos sogar Namen gegeben. Ein stolzer Subaru-Besitzer hat sein Gefährt "Subi" geannt, wie es hinten auf einem Schild zu lesen ist.

Ob Subi im Parkhaus getauft worden ist?

So ein Viele tausend Tonnen Einkaufszentrum über den Autos und dennoch sind sie sicher im Einkaufszentrum aufbewahrt.

Den vielen hundert Stützen mit ihren tragenden Kräften sei Dank.

Der Jan ist der Küster beim Gottesdienst der Autos und sorgt dafür, dass sie es reinlich haben.

Aus den Lautsprechern tönt eine belanglose Musik aus der Warenwelt, der die verschiedenen Kraftfahrzeugwagen dennoch andachtsvoll lauschen zu scheinen.

Die richtige Kirche für die Menschen ist nicht weit vom Einkaufszentrum weg.

Doch da kann der Jan jetzt nicht sein, denn er muss sich darum kümmern , dass es den Autos in der Tiefgarage gut geht und das sie sicher auf die Wiederkehr ihrer Besitzer und Besitzerinnen warten können.

Die Besitzer frönen in der Stadt dem anderen Gott der neuen Zeit, nämlich der Ware, die sich von der Wiege bis zum Grab durch das Leben der Menschen zieht.

Aus so vielen Städten kommen die Autos, was der Jan an ihren Nummernschilder erkennt. .

Vor tausend Jahren , da waren die Autos noch nicht erfunden.

Da haben die Menschen in der Kirche gesessen und zu einem Gott gebetet, der in späteren Zeiten vielen eher nur als eine Erfindung der Menschen gelten sollte.

De Menschen , die an das höhere Wesen glauben werden heute nicht nur von Marxisten oft mitleidig belächelt.

Säulen tragen das Dach über der Kirche.

Streben streben sich in die Höhe zum Kirchendach, dessen Last sie auffangen und über die schönen romanischen Säulen an die Erde ableiten.

Weiter Fenster lassen goldenes Licht in das Gotteshaus, dessen Ursprünge in karolingischer Zeit liegen.

Der Baumeister hatte San Vitale in Ranna gesehen und das, was sie sich in Italien nach der Antike und den furchtbaren Hunnenstürmen der Völkerwanderung wieder getraut hatten zu bauen ,in Gedanken über die Alpen gebracht .

Dort war der Jan an seinem freien Tag gewesen und er dachte an den Baumeister und dessen Erfahrung.

Das silberweisse Licht der Neonröhren im Parkhaus war auch nicht so besonders hell , obwohl der Vergleich mit der Kirche und dem Gottesdienst natürlich sicher irgendwie Quatsch war, aber Quatsch machte der Jan gerne.

Die Statik der Hunderten von Betonsäulen im Parkhaus hält, seit über vierzig Jahren und wird weiter halten.

Das ist auch gut so, denn der Jan will ja nicht , dass ihm das Parkhaus auf seinen Kopf fällt.

Die Statik inder Kirche hielt seit 1200 Jahren und die Seele des alten Gotteshauses war doch sehr coole Mathematik und seriöse handerkliche Erfahrung gewesen und nicht so sehr die "himmelaufstrebende Sehnsucht" wie es die austerbende Gattung der Volksschullehrer auch heute noch gerne ihren Zöglingen weiß machen möchten.

Den alten Baumeister vor 1200 Jahren hatte die coole Mahematik in seinen Bauplänen nicht davon abgehalten als Kind seiner Zeit an Gott zu glauben, oder vielleicht doch?

Mathematik im Parkhaus und im Gotteshaus und sie hält als Seele die Gebäude zusammen.

Mathematik in den Autos mit ihren wahnsinnigen für den Individualverkehr oftmals vollkommenen übertriebenen Motorleistungen früher im PS (Pferdstärken) heute in Kilowatt berechnet.

Der Jan machte seine Arbeit und geht durch das Parkhaus und hörte im Geiste die alten Choräle der Benedektiner im Gotteshaus. So besinnlich und herzerweichend.

Ach, sind wir jetzt doch wieder bei der himmelaufstrebenden Sehnsucht meiner alten Volksschullehrer gelandet, die ja doch sehr nett waren und ganz begierig darauf ihr Wissen abzugeben, denkt der Jan?

Doch was ist Musik denn Anderes als Mathematik mit ihrem Zusammenwirken von Modulationen und Frequenzen?

Und doch berührt diese Art von Mathematik das Herz, denkt der Jan, der sich jetzt wieder voll auf seine Arbeit konzentrieren muss.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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