Frau Baerbock und die Europäische Armee

Annalena Baerbock Mit ihrer Forderung nach einer Europäischen Armee erfüllt Frau Baerbock die militärpolitischen Vorstellungen der Atlantik-Brücke.

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Ich finde Heidi Klum´s GNTM Castingshow und ihre Kandidatinnenberwertung seriöser als der Berwerberinnenvergleich Frau Baerbock / Herr Habeck in dem Artikel von: "Albrecht von Lucke, Das Gegenmodell . Porträt: Annalena Baerbock hatte noch nie ein Regierungsamt – und ist dennoch Favoritin für die grüne Spitzenkandidatur".

Weshalb? In dem Beitrag wird fern aller politischen Inhalte und Wertungen die Castings um das BundeskanzlerInnenamt auf das Auslesekriterium "regierungsunerfahrene, jüngere (eigentlich sich im mittleren Lebensalter befindliche) Frau und Jugend-Leistungssportlerin" versus "regierungserfahrene alte weisse Männer" reduziert und der Verfasser blendet alle politischen Inhalte fein säuberlich aus und betätigt sich als Sandmännchen.

Schauen wir uns mal einen inhaltichen Qualifikationspunkt an, die aussenpolitischen Erfahrungen, eine Kernkompetenz von Frau Baerbock, weil sie Völkerrecht an der London School of Economics and Political Science (Masterabschluss) studierte, was Herr von Lucke offenbar nicht für erwähnenswert findet, und vergleichen wir ihre aussenpolitische Orientierung mit der der jetzigen Amtsinhaberin Frau Merkel.

Mit dieser Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz hat sich Angelika Merkel im Jahre 2004 die wohlwollende Unterstützung der Atlantiker und der USA-Machtzentralen für ihre Kanzlerkandidatur und Wahl 2005 geholt.

Ohne billigende Unterstützung der Mitglieder der Atlantik Brücke wird man nicht BundeskanzlerIn in DE. Das Wohlwollen bekam sie nach, durch die Inhalte dieser Münchner Rede 2004. Vorher war Frau Merkel aussenpolitisch noch ein unbeschriebenes Blatt und Ressortministerin.

Wer jetzt eine Bilanz 2004-20021 zieht im Hinblick auf die von Frau Merkel bei der obigen Kanzlerschafts-Bewerbungsrede formulierten Ziele bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr und bei der aktiven politischen Einmischung DE in Afghanistan, dem Nahen Osten, in Nordafrika, kommt zu einem sehr negativen Ergebnis. Mit dem Ende ihrer Kanzlerschaft beendet die Bundeswehr nach 20 Jahren Krieg und einem totalen Fiasko endlich den Kampfeinsatz in Afghanistan.

Leider deutet Annalena Baerbock im vergangenen Jahr und in ihren Bewerbungsreden für eine Bundeskanzlerschaft die Fortsetzung und Kontinuität dieser in meinen Augen sehr aggressiven Merkelschen Aussenpolitik an. So ging sie auf dem Parteitag 2019 sogar deutlich weiter als Angelika Merkel bisher: "Perspektivisch, sagt Baerbock, finde sie die Einführung einer europäische Armee sinnvoll, auch wenn einige in der Partei das anders sähen." Ich persönlich hoffe, das wird nie Realität.

Auf einem grünen Parteitag sind diese Pläne einer europäischen Armee nie abgestimmt worden. Die Gründe liegen auf der Hand. Mit der geplanten Einführung einer solchen erfüllt Frau Baerbock exakt die Erwartungen der Atlantiker, welche Sigmar Gabriel hier im Februar 2021 erklärt: "Der Atlantik-Brücke-Vorsitzende zeigte sich erfreut, dass mit dem neuen US-Präsidenten wieder jemand im Weißen Haus sitzt, dem an Kooperation mit Europa liegt. Gabriel wies auch darauf hin, dass die USA, anders als noch im 20. Jahrhundert, nicht mehr gleichzeitig die Rolle der wirtschaftlichen und der militärischen Weltmacht ausfüllen können. Zudem werden die Vereinigten Staaten in Zukunft weniger an Europa orientiert sein. Europa müsse sich darüber klar werden, was es bereit ist, weltpolitisch zu leisten – auch militärisch."

Konkret militärpolitisch bedeutet das aus meiner Sicht: Die USA konzentrieren sich militärisch auf China. Europa soll das entsprechend gegenüber Russland ausgleichen. Deutsche Soldaten an der russischen Grenze kann Deutschland wegen der Historie nur mit einer europäischen Armee realisieren. China und Russland sondieren nun als Reaktion Möglichkeiten gegenseitiger Unterstützung.

Wählen Sie friedenspolitisch glaubwürdige Parteien, bei denen die Abrüstung und kooperative internationale Beziehungen an erster Stelle stehen, und keine Parteien oder Personen, welche die militärische Aufrüstung und eine Europäische Armee voranbringen wollen.

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