Bertolt Brecht reist 1956 mit gemischten Gefühlen nach Mailand zu Giorgio Strehler

Zeitgeschichte Am Piccolo Teatro soll die „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht inszeniert werden. Doch der Meister hält das Stück für überholt. Aber dann kommt alles anders als angenommen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2023
Bertolt Brecht und Giorgio Strehler lernten sich 1955 in Mailand kennen – der Beginn einer jahrzehntelangen, immer neuen künstlerischen Auseinandersetzung mit der „Dreigroschenoper“
Bertolt Brecht und Giorgio Strehler lernten sich 1955 in Mailand kennen – der Beginn einer jahrzehntelangen, immer neuen künstlerischen Auseinandersetzung mit der „Dreigroschenoper“

Fotos: Akg-Images

Bertolt Brechts absoluter Weltruhm begann erst im Jahr 1954, als das Berliner Ensemble (BE) mit seinem Stück Mutter Courage und ihre Kinder bei einem Theaterfestival in Paris den ersten Preis gewann (der Freitag 48/2021). 1955 dann gastierte das BE mit dem Kaukasischen Kreidekreis in Paris und London. Aus einem kürzlich durch den Literaturwissenschaftler Noah Willumsen gründlich kommentierten Band mit allen – oft unbekannten – Interviews Brechts geht hervor, dass seitdem überwiegend westliche Zeitungen Gespräche mit ihm brachten. Obwohl er 1954 in Moskau den Stalin-Friedenspreis bekommen hatte, taten sich die Medien der DDR schwer, Brechts – dem damaligen Kanon des Sozialistischen Realismus nicht ganz entsprechende – Ästhetik mit dessen