Wieder einmal wird in einer großen überregionalen Zeitung der deutsche Adel aufgewärmt ("DIE ZEIT", 7. Oktober 2010). Offenbar, weil zu Guttenberg neuerlich glänzte – glänzte … in den Augen derer, die auf gutes Aussehen, perfekte Wortwahl, Gutangezogenheit und höfische Manieren abfahren. Ansonsten – meine ich – hält der Mann doch nur Trauerreden. Dies zweifellos mit dem richtigen Timbre in der Stimme. Möglich, dass ihn die lackierten Äußerlichkeiten in der Beliebtheitsskala (narrisch, närrisch!) ständig auf Platz 1 fixieren. Oder hat das damit zu tun, dass ihn die Reporter jüngst auf dem Rad (also umweltfreundlich) erwischten und er dann noch Zeit hatte, seine Texte zu deutscher Kultur und Integration abzulassen ("Rheinische Post", 9. Oktober 2010). Nun, wir wissen das nicht. Spätestens dann aber, wenn er morgen, oder sagen wir, übermorgen und über-über-morgen und über-über-über-morgen wieder mit seiner Frau in allen Zeitungen posiert, also ... fast gleichauf mit Lena, Klum und Poot die Druckseiten dicht macht, könnte der stete Tropfen auch uns den Keks weich machen. Enzephalomalazie nennt man das – glaube ich – oder? Ganz Recht, Guttenberg sollte besser gegen die joystickgesteuerten Drohnen protestieren – jene verbrecherischen Spielzeuge, die zwischen 2004 und September 2010 vermutlich zwischen 1171 und 1799 Menschen in Pakistan getötet haben. Der Anteil der Zivilisten wird mit ca. 30 % beziffert („DIE ZEIT“, 7. Oktober 2010). Sämtliche Zahlen sind vermutlich frisiert. Weil niemand zugeben würde, noch mehr Menschen, noch mehr Unbeteiligte ermordet zu haben. Doch was ebenso schwer wiegt, ist der Tenor, mit dem die völkerrechtswidrig eingesetzte Waffe in einigen deutschen Zeitungen bewundert wird.
Dr.-Ing. Ulrich Scharfenorth, Ratingen
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