Sie sollten einfach die Bank wechseln

Banken-Desaster Banken müssten - wie andere Unternehmen auch - ihre Risiken selbst tragen. Eine Reform ist überfällig.

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Wer mir erzählen will, dass die Banken – so wie sie sich derzeit gebärden – ein integraler Bestandteil des kapitalistischen System und daher unantastbar seien, hat mich zum Feind. Das mag lächerlich klingen. Doch ich meine es ernst. Wir Bürger müssen schon die Mär vom systemimmanenten Auf und Nieder der Konjunktur schlucken. Jetzt will man uns auch noch weis machen, dass ohne den heutigen Bankenwahnsinn nichts läuft - dass man Banken, warum und wofür auch immer, retten, sprich: am Leben halten müsse, wenn sie in Schieflage geraten. Die Landschaft, von der ich spreche, hat sich mit der Globalisierung grundlegend gewandelt, was Reichweiten, Spekulationsmöglichkeiten, Handlungsgeschwindigkeiten und Renditen angeht – ihre Spielregeln jedoch in keiner Weise verändert. Nach wie vor geht es um die Freiheit der Märkte, maximale Erträge und höchstmögliche Sicherheit, wenn die Pfründe bedroht scheinen. Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste – eben das bleibt die Devise, und die Politik spielt mit. Wie extrem das ausufern kann, vermittelt uns die laufende Diskussion um ESM und Fiskalpakt. Ginge es nach deren Schöpfern, dann könnte quasi auch jede Bank mit Steuergeldern gerettet werden – unter einer inzestösen Bankenaufssicht (Sie verstehen, was ich meine). Schließlich gibt es keinen erkennbaren Schlüssel dafür, ob und wann welche Bankhäuser der Unterstützung bedürfen, pleite gehen müssen oder als systemrelevant gelten. Da soll sich der ESM-Gouverneursat (im Verbund mit der EZB) wohl seinen eigenen, lobbyistisch verbrämten Reim machen. Vorerst sieht es ganz so aus als ob jeder Anspruch auf Rettung habe – ganz gleich wie die Geschäftsmodelle und Vergehen aussehen.

Niemand hat bisher die angemahnte Reform des Finanzsektor auch nur in Teilen durchsetzen können. So schwillt das Gefahrenpotential aus denselben Ursachen heraus, die für Immobilienkrise, Finanzkrise und Schuldenkrise verantwortlich sind. Ist es da nicht irrwitzig, den Banken – ganz gleich wie tief sie im Investmentgeschäft tätig sind - zu garantieren, dass andere für ihre Verluste aufkämen. Und gibt es irgendein Verdienst, dass die ständigen Geldgeschenke an die Hasardeure (billiges EZB-Geld zu teurer Vergabe an jedwede Interessenten) rechtfertigen könnte? Niemand in der Welt kann heute so gefahrlos Geld verdienen, niemand die Realwirtschaft (zu Gunsten der spekulativen Geldmärkte) so bösartig vom Geld abschneiden wie die Banken. Ich höre es nicht zu ersten Mal: Experten halten bis zu 60% der Banker für Verbrecher, die einsitzen müssten. Man muss nur die Ohren aufsperren, um eben das an einfachen Fakten festmachen zu können: Das Gros der Banker lügt, spekuliert und betrügt am laufenden Band. Da manipulieren mehr als ein Dutzend Großbanken den Libor zu ihren Gunsten (es geht um den Zins, zu dem Banken untereinander Geld leihen http://nachrichten.rp-online.de/wirtschaft/eu-will-manipulation-bei-zinsen-unter-strafe-stellen-1.2904130), da ist die Deutsche Bank ganz massiv an der Auslösung der US-Immobilienkrise und an Wetten auf Nahrungsmittelrohstoffe beteiligt http://www.attac.de/aktuell/bankwechsel/bankenkritik/hungerprofite/?L=2, da ermöglicht die Credit Swiss ihren Anlegern, normale Bankkonten als steuerfrei gestellte Versicherungen zu tarnen http://www.n-tv.de/wirtschaft/kolumnen/Betrug-gehoert-zum-Erfolg-article6702201.html, da wird auf Teufel komm raus an den Börsen vorbei gehandelt (OTC-Geschäfte), auf hoch toxische Papiere gesetzt und gegen jede Veränderung dieser Zustände Front gemacht. Doch es gibt auch die Ausnahmen – Banken, die auf nachhaltige Ziele setzen, die Realwirtschaft mit preiswertem Geld versorgen und jegliche Spekulation ablehnen http://www.dritte-welt-laden-erlangen.de/uploads/Ladenbriefe/2012-Kr%C3%B6tenwanderung.pdf. Die GLS-Bank ist ein solches Geldinstitut. Sie ist genossenschaftlich organisiert und hat in Zeiten wie den jetzigen unser aller Unterstützung verdient. Um im brüchigen Umfeld ethisch existieren zu können, braucht sie Kapital. Und bietet Unterstützern eine Beteiligung an. Bereits mit 500 Euro ist man dabei http://www.gls.de/unsere-angebote/mitglieder/

Dr. Ulrich Scharfenorth, Ratingen

www.stoerfall-zukunft.de

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Geschrieben von

Scharfenorth

Bis 1990 fuer die DDR-Stahlindustrie tätig. Danach Journalist/ Autor in Duesseldorf. 2008: "Stoerfall Zukunft"; 2011: "abgebloggt" und Weiteres

https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Scharfenorth

Scharfenorth

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