Journalisten sind Leute, die glauben dass ihr Bericht besser wird, wenn sie ihn Report nennen
So ätzte der große Schauspieler Helmut Qualtinger über eine bestimmte Sorte Journalisten.
Diese Sorte Journalisten könnte bei der Zeitung “Israel heute” arbeiten.
Israel Heute
Israel Hayom ist eine kostenlose Tageszeitung, die seit 2007 auf dem Markt ist. Sie hat einen rasanten Start hingelegt und ist seit drei Jahren die Tageszeitung mit den meisten Lesern (knapp 40%).
Der Anspruch der Zeitung ist hoch: Sie schmückt sich in der Selbstdarstellung mit Begriffen wie Transparenz, Glaubwürdigkeit, Offenheit, Fairness und, hört hört, sie will gegen den “Spin” vorgehen, also gegen eine interessengeleitete Berichterstattung.
Das ist blanker Zynismus. Jeder in Israel weiß, dass dieses Blatt das Sprachrohr des amtierenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ist. Israel Hayom hat viel dafür getan, dass Netanjahu bei den letzten Wahlen die Oberhand behalten konnte.
Sheldon Adelson
Wie verdient die Zeitung ihr Geld?
Vielleicht muss sie gar nicht viel verdienen, denn sie hat einen überaus wohlhabenden Gönner.
Das ist Sheldon Adelson, Multi-Milliardär und Kasino-Mogul in Las Vegas und Förderer der Prostitution – glaubt man den Beschuldigungen des jüdischen Organisation National Jewish Democratic Council.
Vielleicht verdient sie trotzdem ganz gut: Sie bietet ihre Anzeigenplätze deutlich billiger an als die Konkurrenz der gedruckten Zeitungen.
Die Auflagen der Bezahl-Zeitungen gehen beständig zurück. Sie verlieren doppelt: Weniger Einnahmen durch Zeitungsverkäufe, weniger Einnahmen aufgrund wegbrechender Anzeigenverkäufe. Die einst große Tageszeitung Maariv hat wohl Konkurs angemeldet. Die einst große liberale Zeitung Haaretz krebst bei 6% Leserschaft, obwohl sie seit einiger Zeit einen vorzüglichen und preiswerten Internet-Auftritt hat.
Nationalistisch, zionistisch
Der Trend ist klar. Die Meinungsmache in Israel, sieht man von positiven Randerscheinungen wie Haaretz oder Blogger-Portalen wie 972mag ab, ist heute stramm nationalistisch, zionistisch und skeptisch bis feindselig in Bezug auf die Palästinenser.
Die vierte Säule der Demokratie, die freie Presse, droht in Israel peu à peu zu verschwinden.
Kommentare 9
Danke für den Blog, mit Zustimmung gelesen (überhaupt schön, Sie mal wieder zu lesen, ich hatte gerade gestern an Sie gedacht und mich gefragt, ob auch Sie sich aus dem Freitag zurückgezogen haben. Wie erfreulich, mich geirrt zu haben, Grüße!)
Sheldon Adelson unterstützt außerdem die Republikaner.
Gibt es in Israel noch Pressefreiheit? Sind nicht alle israelischen Journalisten längst nach Berlin ausgewandert?
Ja, sind sie. Dort gibt es zwar auch nicht viel zu verdienen, aber der Pudding ist billiger.
Danke fürs Lesen! Zurückgezogen? Nein, nur ein bisschen wenig Zeit. Wer hat sich verabschiedet?
Wer hat sich verabschiedet?
Gefühlt fast alle, die mir wichtig sind. Sommerpausen sind ja die Regel, die Herbstrückkehr zum Freitag in diesem Jahr ganz offenbar nicht mehr.
Wissen Sie Genaueres über den ersten Medienversuch von Sheldon Adelson in Israel, zusammen mit Schlomo Ben-Zwi, bzw. warum die sich trennten und aus welchem Grund Ben-Zwi später mit Maariv scheiterte?
Es gibt sie noch, die Pressefreiheit. Auch wenn Leute wie Gideon Levy von der Haaretz auf offener Straße angepöbelt und bespuckt werden.
Weiß wenig Genaueres dazu. Der reiche Schwiegersohn Ben-Zwi hat schon viele Millionen Dollar in unterschiedlichen Medien-Experimenten in Israel versenkt. Die Maariv wollte er völlig umkrempeln und viele der 900 Angestellten entlassen. Das hat das Tel Aviver Bezirksgericht unterbunden. Bemerkenswertes Nachspiel: Haggai Matar war Journalist bei Maariv und dort der Sprecher der Gewerkschaft. Ben-Zwi hat ihn rausgeworfen. Matar hat noch immer eine Klage offen. Inzwischen schreibt er für 972mag. 972 scheint sich immer mehr zum Sammelbecken der verstossenen liberalen Journalisten zu entwickeln.
Nur bespuckt? Hätte er Araber beleidigt, dann wäre er erschossen worden!
Was hat das Bespucken im hochzivilisierten Israel mit Pressefreiheit zu tun?
Haaretz krebst bei 6% Leserschaft
Warum tut mir das nicht leid?
Nur so: Warum lesen wir nichts über das anti-Israel Hayom bill ,was wirklich einen Angriff auf die Pressefreiheit darstellen würde, käme es durch Knesset? Passt nicht ins Bild? War der Autor zu faul, um vollumfänflich zu reporten? Oder dient Israel Hayom nur als Brücke, mal etwas gegen Israel zu schreiben.
Die vierte Säule der Demokratie, die freie Presse, droht in Israel peu à peu zu verschwinden.
Weil den Unfug von ha'Aretz in Israel keiner lesen will? come on!