Brexit like Beckham

It's all about fashion... Don't worry. Nothing really happened... It's just a an ordinary Sale, as it takes place in every shop from time to time.

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(There's No Business Like Show Business...)

Neue Trends zur Bewältigung der Krise

Die EU Kommision beschließt die Weiterzulassung von Glyphosat, Jean Claude Juncker will CETA ratifizieren, an den nationalen Parlamenten vorbei auf EU Ebene, und Cameron, der für das Europa Desaster schlechthin verantwortlich ist, die aktuelle Situation, stellt sich im Parlament offen auf die Seite, der von den neoliberalen Tories ebensowenig, wie die SPD von der CDU unterscheidbaren konservativen Labour Abgeordneten und sagt dem Oppositionsführer Corbyn: "In Gottes Namen, Mann, gehen Sie!"

Was man daraus erfährt

Das zeigt doch nur eines: Diejenigen, die Europa zu dem herabgewirtschaftet haben, was es heute darstellt, die für die Probleme verantwortlich sind, haben nichts begriffen. Und sie wollen auch nichts begreifen. Sie wollen einfach nur so weiter machen wie bisher. Vielleicht wollen sie nun das Tempo ein wenig drosseln, damit die Dummies, die dieses Europa beginnen abzuwählen, Zeit haben, zu begreifen, dass es ihnen auch privat ans Portemonnaie geht, wenn die Reichen sich europäisch nicht mehr so bedienen dürfen, wie sie es über Jahrzehnte gewohnt waren, aber eigentlich wollen sie einfach nur "weiter im Text".

Und dieser Text steht für nichts anderes, als die Blindheit der Regierenden, die seit Jahren die Verhältnisse erzeugt, unter denen die Bedingungen für die Abgehängten in den Nationalstaaten immer ungerechter werden; und der jetzt auch die Chancen zum Opfer fallen werden, die sich durch den unvorhergesehenen Ausgang des Referendums vielleicht hätten ergeben können.

Das Engagement überzeugter Europäer

Welchen Nutzen haben da all die gut gemeinten Essays, Interviews und Artikel überzeugter Europäer? Angefangen bei "Rebellen" wie Varoufakis bis zu eher konservativen Stimmen wie Navid Kermani, der sich heute in der FAZ mit einem Gastbeitrag zur "Debatte um Europas Zukunft" äußerte. "Auf Kosten unserer Kinder". Ich muss sagen, mir geht es Gegenteil so, dass ich noch weniger daran glaube, dass dieses Europa noch eine realistische Chance hat, wenn ich solche Äußerungen zum Thema lese. Auch Varoufakis, dessen DIEM25 ich grundsätzlich unterstütze, und der für mich persönlich einer der wenigen Hoffnungsträger in Europa ist.

All die Versuche, sich auf die eigentlichen Wurzeln dessen zu beziehen, was Europa eigentlich bedeutet, was es verändert hat und was "wir" verspielen, wenn wir es nicht schaffen, uns darauf zu besinnen, kommen mir mittlerweile nur noch naiv vor. Weil ich sie als illusionär wahrnehme, gerade durch das, womit wir, seitens der etablierten Politik auch weiterhin konfrontiert werden. Und angesichts der einzigen, nämlich harten Fakten, um die es in diesem Prozess geht: politische Macht, - die natürlich "irgendwie demokratisch" legitimiert sein sollte, um Geld und Kontrolle der öffentlichen Meinung durch Eigentum an medialen Produktionsmitteln. Darum geht es, und all die Vorschläge, die Ideen, das idealistisch motivierte Engagement für ein Europa, mit dem man sich wieder identifizieren möchte, scheinen für die Politik, die Wirtschaft, Interessenverbände, aber auch die auf- und abgeklärten Journalisten doch nur die vielzitierten "Soft Skills" zu sein; gern gesehen für diverse Sommermärchen, mit denen wir auf unsere sentimentalen Tränendrüsen drücken möchten und diese, genau wie die Politik und die Wirtschaft über isländische oder nordirische Fußballfans so aktiv halten. - "Brexit like Beckham" - Einfach weiterhin alles sehr schön bunt hier. Don't worry! It's just about fashion...

Es bleibt alles beim Alten

Und deshalb wird sich nichts ändern, denke ich. Wenn das jetzt alles in trockenen Tüchern ist, egal, ob "Brexit" oder doch nicht, in letzter Instanz: Europa scheitert nicht an Figuren wie Nigel Farage, Marine Le Pen oder Frauke Petry. Die nämlich sind allesamt nur auf dem Mist gewachsen, der von der etablierten Politik gemacht wurde und der, so wie es aussieht auch weiterhin produziert werden soll. Das ist es, worum es primär und eigentlich geht.

"Life Is the Ultimate Team Sport". Und damit dieses Spiel möglichst ungestört gespielt werden kann, braucht es eben auch Gegner, auf die wir, als beteiligte Zuschauer unsere Aggressionen richten können. Und die sich Erscheinungen, wie der AfD, der UKIP oder dem Front National gegenüber mehr oder weniger kollektiv äußern. Aber die so angegriffenen Feinde Europas haben eben auch eine Alibifunktion und lenken von den eigentlichen Ursachen für das Desaster ab. Diese heißen für mich z.B. "Agenda 2010" oder mit Namen Gerhard Schröder, Sigmar Gabriel, Martin Schulz, Angela Merkel, Jean Claude Juncker, David Cameron, François Hollande. Um nur einige Namen zu nennen, die aber in meinen Augen gar nicht wirklich das Problem darstellen. Das liegt hinter dieser Auswahl von Entscheidungsträgern, deren Namen für eine ganze etablierte Gesellschaft stehen. Es geht um Millionen von Bürgern, die daran interessiert sind, den Zustand, so wie er ist zu erhalten und die sich, das zeigen mir die oben erwähnten Reaktionen und "neuen Trends zur Bewältigung der Krise" jetzt ein paar Tage nach dem "GAU", ihre "EU-Butter" nicht vom Brot werden nehmen lassen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

schna´sel

Flüchte nichtin ein Land,in dem der GeizhalsSchätze hortet

schna´sel

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