Der Bieber-Butzemann erzählt

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Ich finde nicht gut, dass sich alle über Justin Bieber lustig machen, weil der 16-jährige Popstar im Oktober seine Biografie veröffentlicht. Deshalb überlasse ich meinem guten Freund in dieser Woche meine Kolumne, damit dieser sich rechtfertigen kann.

Hi, mein Name ist Justin Bieber und ich habe im März meinen 16. Geburtstag gefeiert. Falls Sie noch nie von mir gehört haben: Ich bin der, bei dem ihre Tochter, ihre Nichte, ihre Enkelin oder ihr Patenkind immer anfangen zu kreischen, wenn sie mich im TV sehen. Sie sind alle verrückt nach mir. Das hat eine gewisse Berechtigung. Ich bin Popstar und habe mehr als fünf Millionen Platten verkauft. Meine Frisur ist eine Offenbarung.

Im Oktober werde ich meine Biografie mit dem Titel „First Step 2 Forever: My Story“ veröffentlichen, das heißt zu Deutsch so viel wie „Der erste Schritt in die Unsterblichkeit: Ich erzähle euch einen“. Viele Journalisten haben mich für dieses Vorhaben belächelt. Sie sagen, mit 16 könne doch niemand schon seine Biografie schreiben. Das ist selbstverständlich völliger Blödsinn. Es gibt genügend Gründe, warum ich gerade jetzt dieses Buch veröffentlichen muss.

1. Kinder und Jugendliche haben heute so viel Geld und wissen nicht, wofür sie das ausgeben sollen. Das sorgt für Frust, der sich sogar zu einer ernsthaften Depression auswachsen kann. Mit meiner Biografie, die für 22 Dollar in die Läden kommt, helfe ich diesen armen Menschen, wieder auf die Spur zu kommen. Sie werden sagen: „Danke Justin, nun weiß ich, wofür ich mein Geld ausgeben kann.“

2. Allein meine Geburt wäre ein ganzes Buch wert. Ich zitiere vorab aus meiner Biografie: „Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass meine Mutter gebären sollte. Und sie gebar mich, ihren ersten Sohn, und wickelte mich in Windeln und legte mich in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Es war eine harte Zeit damals in Betlehem, Ontario. Danach waren wir noch eine ganze Zeit auf der Flucht vor einem Typen, der mich töten lassen wollte. Mich erwischte er aber nicht.

3. Ein eigenes Kapitel habe ich über meinen ersten Zahnwechsel geschrieben („Der durch die Hölle geht“). Schonungslos und detailliert. Damit will ich meinen Lesern die Angst vorm eigenen ersten Zahnwechsel nehmen. So erfülle ich auch einen pädagogischen Auftrag. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man seine eigenen Erfahrungen nutzen kann, um anderen zu helfen. Ich als junger Mensch habe ja ganz andere Möglichkeiten zu jungen Menschen zu sprechen als Erwachsene. Das will ich nutzen.

4. Andere Jugendliche haben mit 16 ja auch schon viel erlebt: Alexander der Große, Peter Pan, somalische Kindersoldaten. Warum also sollte nicht auch mein Leben so interessant sein? Ich bin Justin Bieber. J-u-s-t-i-n B-i-e-b-e-r.

5. Als Kinderstar muss ich mich darauf einstellen, dass mein Ruhm rasch verblasst, weil plötzlich alle merken, dass meine einzige Leistung darin besteht, jung zu sein. Dann gerate ich in die Drogenhölle. Macaulay Culkin, laut Wikipedia der Kevin aus „Kevin allein zuhaus“, hat es vorgemacht. Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann von Crystal Meth oder Crack abhängig sein werde. Deshalb ist es sinnvoll, dass ich das Eisen schmiede, solange es noch heiß ist, und so viel Kohle wie möglich verdiene. Ob mit CDs, Büchern oder Toilettenpapier, auf dem mein Name steht.

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die jeden Freitag bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

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