Frau Merkels Weihnachtsabenteuer (1/3)

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Ich langweile mich an Weihnachten und denke mir deshalb ein dreiteiliges Abenteuer mit der Bundeskanzlerin aus. In der ersten Folge landet Frau Merkel am Ende der Welt.

Frau Merkel schwitzte wie die Unterseite eines Deckels, der auf einem Topf mit kochendem Wasser lag. Sie mochte es, früh morgens auf Skiern einsam ihre Bahnen durch den Schnee zu ziehen, doch Herr Sauer und sie waren schon lange nicht mehr in der Schweiz gewesen, und sie war etwas aus der Übung. Jetzt, zu Weihnachten, hatten sie endlich wieder die Zeit gefunden. Mit Freude dachte sie an den heutigen Abend, den Heiligen Abend. Sie, Herr Sauer, das Essen, der Baum, die Geschenke, die Geschenke, die Geschenke.

Das Geräusch, das das Scheitern dieser Pläne einleitete, war zunächst noch leise. Frau Merkel hörte es kaum, so laut keuchte sie. Dann blieb sie verwundert stehen und drehte sich um. In der Ferne fuhr ein schwarzer Lieferwagen heran. Die ganze schöne Spur würde der zerstören, dachte Frau Merkel. Autofahren war hier überhaupt nicht erlaubt.

Dann setzte sie sich wieder in Bewegung. Das Geräusch wurde lauter. Frau Merkel stoppte erneut, drehte sich um und sah wütend zu dem Lieferwagen, der immer langsamer wurde und schließlich einige Meter von ihr entfernt hielt.

„Was fällt Ihnen ein?“, rief sie und zeigte einen Vogel, noch bevor irgendjemand ausgestiegen war. Der Fahrer bewegte sich nicht. Erst dann fiel ihr auf, dass er eine schwarze Sturmhaube trug.
„Oh“, dachte Frau Merkel, „ich fahre besser weiter.“
Doch kaum hatte sie sich umgedreht, sprangen zwei Männer, die ebenfalls Sturmhauben trugen, aus dem Laderaum in den Schnee. Drei Sekunden später wurde Frau Merkel schwarz vor Augen.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie ohnmächtig gewesen war, als sie wieder aufwachte. Sie saß auf dem Rücksitz eines Kleinwagens, am Steuer ein Mann mit Pelzmütze. Sie blickte aus dem Fenster. Es war stockfinster. Das Licht der Scheinwerfer wurde nach wenigen Metern verschluckt.

Als Frau Merkel ihre Arme bewegen wollte, stellte sie fest, dass diese mit einem Seil an der Tür befestigt waren. Das war das erste Mal, dass sie sich nicht mehr so sicher war, den Heiligen Abend mit Herrn Sauer zu verbringen.
„Können Sie mir bitte sagen, was das soll?“, fragte sie den Fahrer.
„Sie sind entführt worden.“
„Sie wissen aber schon, dass ich die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland bin und schon alle nach mir suchen werden?“
„Frau Merkel“, der Fahrer drehte sich zu ihr um, „wenn Sie nicht die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland wären, hätten wir Sie nicht entführt.“
„Und warum haben Sie mich entführt?“
„Das werden Sie noch früh genug erfahren.“
„Und wo sind wir hier?“
„Am Ende der Welt.“
„Geht es etwas genauer?“
„Später, Frau Merkel, später.“

Das Auto erreichte die Außenbezirke einer Stadt. Erst jetzt erkannte Frau Merkel, dass alles mit Schnee bedeckt war, auch die Straße. Nach zwei Minuten hielt der Wagen. Der Mann stieg aus und öffnete die Seitentür. Die Kanzlerin spürte trotz ihres Skianzugs eine Kälte, als bisse sie ein Schäferhund am ganzen Körper.
„Hören Sie mir gut zu, Frau Merkel. Tun Sie lieber, was ich sage, sonst sitzen Sie hier noch länger in der Kälte. Ich löse jetzt Ihre Fesseln, dann gehen wir beide ein paar Schritte und dann sind wir wieder im Warmen.“
„Bitte, bitte, machen Sie schnell, meine Nase ist schon abgefroren.“
„Noch ist es nur die Nase.“

Eine halbe Minute später saß sie an die Wand eines Raumes gelehnt. Die Wärme strömte zurück in ihren Körper. Der Mann fesselte sie wieder und verschwand. Frau Merkel sah sich um. Nur die glühenden Kohlen eines Ofens gaben ein schwaches Licht ab.
„Hallo.“
Erschreckt drehte sieh Frau Merkel zur Seite. Dort lag ein Mann im Pyjama und mit nackten Füßen, seine Hände waren ebenfalls mit einem Seil gefesselt. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Sie musste es schon mal gesehen haben. Vielleicht im Fernsehen.
„Herr Obama, was machen Sie denn hier?“
„Das darf ich Ihnen leider erst in der nächsten Folge verraten.“

Die nächste Folge erscheint morgen, am Ersten Weihnachtstag.

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