Frau Merkels Weihnachtsabenteuer (3/3)

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Ich langweile mich an Weihnachten und denke mir deshalb ein dreiteiliges Abenteuer mit der Bundeskanzlerin aus. In der letzten Folge gelingt ihr die Flucht vor den Entführern – denkt sie.

Was bisher geschah: Merkel und andere Regierungschefs wurden in die sibirische Stadt Jakutsk entführt und werden erfrieren, wenn sie nicht den Klimawandel aufhalten. Zu Teil 1 / zu Teil 2

„Und wenn wir uns doch darauf einigen, die Erwärmung zu begrenzen?“, sagte Frau Merkel.
„Auf keinen Fall“, sagte Herr Obama, „und außerdem – warten wir doch erstmal ab, wie kalt es wirklich wird. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm, wie wir denken."

Eine halbe Stunde später sagte Herr Jiabao: „Es ist noch viel schlimmer, als wir denken. Es fühlt sich an, als wäre ich ein Stück Fleisch in einem Löwenkäfig.“
„Also mir ist überhaupt nicht kalt“, sagte Herr Obama und klapperte mit den Zähnen, „und ich habe nicht mal Schuhe an.“
„Ich erinnere daran, dass wir immer noch nachgeben können.“
„Frau Merkel, was hilft uns eine Welt, wenn wir alle pleite sind? Dann doch lieber wohlhabend und keine Welt“, sagte Herr Obama.
„Freunde, ich glaube, ich kann mich befreien“, sagte Herr Sarkozy, „das Rohr, an das ich gefesselt bin, hat eine raue Stelle. Wenn ich das Seil lang drüber scheuere, reißt es.“
„Dann scheuern Sie mal schnell“, sagte Herr Obama.

Nach einer Viertelstunde war Herr Sarkozy frei. Er schaltete das Licht ein und löste die Fesseln der anderen.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte er.
„Wie gut, dass ich unter euch bin“, sagte Herr Obama. „Wenn ich das richtig sehe, befinden wir uns in einer Garage. Dort sind die Männer reingekommen und dort drüben ist das Garagentor. Wir rennen einfach raus, setzen uns in ein Auto und verschwinden.“
„Gute Idee“, sagte Frau Merkel, „gehen Sie vor?“
„Natürlich nicht. Wer weiß, ob das Garagentor nicht bewacht wird. Und wir können es uns nicht leisten, den Kopf unserer Gruppe zu verlieren. Auf wen können wir denn am ehesten verzichten? Herr Sarkozy…“
„Ich haue Ihnen gleich eine aufs Maul. Ich gehe nicht vor.“
„Und ich bin eine Frau.“
„Und ich vertrete die Anliegen von einer Milliarde Chinesen.“
„Eher verprügeln Sie die Anliegen von einer Milliarde Chinesen“, sagte Obama.
„Bitte?“
„Meine Herren, es lohnt sich doch nicht, über das Thema Menschenrechte zu streiten. Jetzt geht es um wichtigeres. Also, wer geht vor?“
Niemand meldete sich. Schweigend setzten sie sich wieder hin und bibberten eine Weile. Eine halbe Stunde ging das so, dann sprangen plötzlich alle gleichzeitig auf, rissen das Garagentor nach oben und rannten ins Freie. Es war stockfinster.
„Wir brauchen ein Auto“, rief Herr Sarkozy, „sonst sind wir verloren.“
Nach zwei Minuten fanden sie tatsächlich eines mit laufendem Motor am Straßenrand. Der Bürgermeister hatte nicht gelogen.
„Ich fahre“, sagte Herr Obama.
„Sie können doch überhaupt nicht fahren“, sagte Herr Sarkozy.
„Ich fahre“, sagte Frau Merkel, „alle einsteigen bitte.“

Als sie im Auto saßen, drückte Frau Merkel aufs Gaspedal. Nach zwei Minuten waren sie raus aus der Stadt.
„Und wohin fahren wir?“, fragte sie.
„Einfach geradeaus, denn die werden sicher bald hinter uns her sein“, sagte Herr Obama. „Irgendwann kommen wir sicher in die nächste Stadt. Dort telefonieren wir.“
„Und wenn keine Stadt kommt, „sagte Herr Jiabao.“
„Irgendwann wird doch wohl eine Stadt kommen, die werden doch hier kaum so abgeschieden wohnen“, sagte Herr Obama.

So fuhren sie einige Stunden auf der Eispiste. Nur die Scheinwerfer gaben etwas Licht ab. Bald war Frau Merkel die einzige, die noch wach war. Sie dachte an Herrn Sauer. Niemals würde er bei der Entführung geholfen haben, er war doch so in sie verliebt. Sicherlich machte er sich schon große Sorgen.

Plötzlich begann der Wagen zu ruckeln.
„Was ist los?“, fragte Herr Sarkozy und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Auch die anderen wachten auf.
„Ich glaube, der Tank ist leer“, sagte Frau Merkel.
„Hat irgendjemand eine Tankstelle gesehen?“, fragte Herr Sarkozy.
„Ich habe nicht mal ein Haus gesehen“, sagte Herr Obama.
Dann machte der Wagen einen Satz nach vorn und blieb liegen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Herr Jiabao.
„Laufen“, sagte Obama. „So weit kann es ja nicht sein bis zum nächsten Dorf und die paar Kilometer in der Kälte halten wir schon aus.“

Sie stiegen aus und liefen los. Das Klappern der Zähne war so laut wie das Heulen des Windes. Sie waren kaum zwei Minuten gelaufen, als Herr Obama zurückfiel.
„Wartet Leute“, rief er.
„Was ist denn?“, fragte Herr Sarkozy, „Sie können doch auch über Wasser laufen, da werden Sie wohl auch über Schnee laufen können.“
„Mir ist kalt, meine Füße sind aus Eis. Sie müssen mich tragen.“
„Gehen Sie doch zurück zum Auto“, sagte Herr Sarkozy.
„Sollten wir Ihm nicht helfen?“, fragte Frau Merkel.
„Wir haben keine Zeit zu verlieren, und Herr Jiabao läuft schon längst weiter.“
„Aber wenn wir ihm nicht helfen, dann erfriert er.“
„Wenn wir ihm helfen, dann erfrieren wir.“
„Mmm.“
„Frau Merkel, wir schicken ihm jemandem, sobald wir ein Haus gefunden haben. Und jetzt lassen Sie uns weiter gehen.“
„Bitte gehen Sie nicht“, flehte Herr Obama, doch Frau Merkel und Herr Sarkozy waren bereits losgestapft.

Nach zwei Minuten tauchte Herr Jiabao wieder auf. Er stand vor einem Schild und sah hinauf.
„Was ist los?“, fragte Frau Merkel.
„Sehen Sie doch.“
Er zeigte auf das Schild. Dort stand „Magadan 1298 Kilometer“.
„Machen wir einen Schnee-Engel?“, fragte Frau Merkel.
„Auja.“

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