Klug, klüger, Koch-Mehrin

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Silvana Koch-Mehrin bewies in einem Interview mit dem Deutschlandradio, warum sie so einen guten Ruf hat.

EU-Abgeordnete Silvana Koch-Mehrin ist nicht nur bienenfleißig, sondern auch schlagfertig. Das bewies sie in einem Interview, das sie am vergangenen Donnerstag dem Deutschlandfunk gab. Gleich zu Beginn ging sie sehr genau auf die Frage des Moderators ein.

Moderator: Frau Koch-Mehrin, mussten Sie denn vorher Ihre männlichen Kollegen so in die Pfanne hauen?

Koch-Mehrin: Also ich freue mich, dass es geklappt hat zum Schluss im dritten Wahlgang, und ich freue mich drüber, dass dann doch die Vernunft gesiegt hat und das ist das, was zählt.

Eine noch passendere Antwort auf die Frage des Moderators wäre gewesen „Also gestern habe ich mir einen blauen Pullover gekauft“ oder „Meine Großmutter sieht sich gerne alte Heimatfilme im Fernsehen an“.

Im Anschluss stellte sie auch ihre Intelligenz unter Beweis.

Moderator: Nun sollen, Frau Koch-Mehrin, auch Journalisten große Schwierigkeiten mit Selbstkritik haben, Politiker aber auch. Gibt es bei Ihnen Selbstkritik?

Koch-Mehrin: Jeder macht Fehler, das ist klar.

Moderator: Welche haben Sie gemacht?

Koch-Mehrin: Also ich glaube, dass Selbstkritik auch das Wort selbst enthält.

Das ist korrekt. Ebenso enthält das Wort Schweinekotelett das Wort Schweine und das Wort Tomatensalat das Wort Tomaten.

Ihre folgende Selbstkritik fiel sehr selbstkritisch aus.

Koch-Mehrin: Zum Beispiel weiß ich, dass es sicherlich nicht richtig war, jedes rechtliche Mittel gegen falsche Berichterstattung im Wahlkampf anzuwenden, und das ist etwas, wo ich sagen würde, da ist nicht alles richtig gelaufen.

Damit spielte Koch-Mehrin darauf an, dass Journalisten berichteten, ihre Anwesenheitsquote im EU-Parlament habe lediglich 62 Prozent betragen, während sie von 75 Prozent spricht. Die 62 Prozent hat kein schlecht bezahlter Praktikant einer Lokalredaktion ausgerechnet, sondern die Parlamentsverwaltung. Noch selbstkritischer wäre also vielleicht der Satz gewesen „Zum Beispiel weiß ich, dass es sicherlich nicht richtig war, jedes rechtliche Mittel gegen korrekte Berichterstattung im Wahlkampf anzuwenden.“

Im Interview verteidigte sie ihre 75 Prozent:

Ich hab das Ganze sehr transparent aufgeführt auf meiner Website.

Weil sie möglicherweise von dieser Transparenz selbst nicht so überzeugt war, fügte sie hinzu:

Ich finde das auch wichtig, dass man gerade beim Thema Europapolitik dazwischen unterscheidet, was relevant ist und was nicht relevant ist.

Es spielt für Frau Koch-Mehrin demnach keine Rolle, wie häufig sie nun im EU-Parlament anwesend war, denn die Anwesenheit ist ja ohnehin nicht relevant. Die von Frau Koch-Mehrin ist es in der Tat nicht.

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