Dschihadisten und Türkische Armee greifen Stellungen der syrischen Armee im erst jüngst vom IS eroberten Tadef an. Es scheint sich nicht um Geplänkel, sondern um eine richtige Offensive zu handeln, wenn man den Verlustzahlen glauben schenkt.
Damit dürften sich die Friedensgespräche in Astana erledigt haben.
Interessanterweise scheint diese neue Eskalation die deutschen Medien nicht zu interessieren. Entweder weil sie dem bei infantilen Geistern beliebten Narrativ der Einheitsfront des Ultrabösen unter Putins Schirmherrschaft wiedersprechen, oder wegen der anlaufenden neuen Verhandlungsrunde in Genf, die nicht als die Farce erscheinen darf, die sie ist.
Nachdem nun sowohl das US-Format der Genfer Gespräche, als auch die russische Alternative in Astana gescheitert ist wäre es an der Zeit, einen neuen Anlauf zu starten, der konsequent alle einbezieht, die ein Interesse an einem Frieden in Syrien haben. Das heißt insbesondere: Die SDF als relevanter Machtfaktor darf nicht länger ignoriert werden. Die Türkei dagegen, als ohnenin nicht am Frieden interessierte Partei, hat keinen Platz in konstruktiven Verhandlungen.
Kommentare 17
<<Nachdem nun sowohl das US-Format der Genfer Gespräche, als auch die russische Alternative in Astana gescheitert ist wäre es an der Zeit, einen neuen Anlauf zu starten, der konsequent alle einbezieht, die ein Interesse an einem Frieden in Syrien haben. >>
Nein! Es hat sich ja nun in den sechs Jahren, die dieser Krieg bereits dauert, gezeigt, dass die ca. 200 beteiligten Kriegsparteien zu einem Waffenstillstand völlig unfähig sind und schon gar nicht zu einem Friedensabkommen.
Ein Waffenstillstand in Syrien kann und muss daher von außen durchgesetzt werden und zwar durch den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen. Dieser muss eine Friedenstruppe aus einem Land nach Syrien schicken, das nicht mit einer der Kriegsparteien verbandelt ist, aber über ausreichend Militär für so eine Aufgabe verfügt. Das sollte m.E. Nordkorea sein. Durch die Annäherung von UNO und Nordkorea, zwischen denen seit 1950 nur ein brüchiger Waffenstillstand herrscht, könnte auch der immer noch schwelende Konflikt um die nordkoreanischen Atomwaffen entschärft werden. Gegen nordkoreanische UNO-Friedenstruppen könnten China und Russland kein Veto einlegen. Und Trump interessiert sich ja eh nicht für Syrien.
Andernfalls werden wir in Syrien einen hundertjährigen Krieg und in Europa eine neue Flüchtlingswelle erleben. Außerdem werden in diesem Zeitraum die nordkoreanischen Atomraketen in der Lage sein, Berlin und Washington zu erreichen. Wollen wir das alles wirklich noch erleben?
Als Verhandler für die UNO mit Nordkorea schlage ich den ehemaligen UNO Generalsekretär Ban Ki-Moon vor.
warum nicht als un-truppen:
die bewohner ant-arktikas,
die durch einen friedens-stiftenden einsatz
nur eine geringe politische auf-wertung
erfahren und sich nicht so inszenieren würden
wie der herrscher nord-koreas?
einwände gegen diesen meinen vorschlag
bitte in den extremen süden schicken!
Die SFD als relevanter Machtfaktor darf nicht länger ignoriert werden.
Meinen Sie die SDF?
Die haben einfach zu wenige Soldaten!
zum beitrag:
was nutzt es, alle konstruktiven,
an einem frieden in syrien interessierten,
an einen tisch zu bringen,
wenn die vorstellungen über das,
was friedliche entwicklung ausmacht,
so divergierend sind
und die an beute/kontrolle interessierten groß-/regional-mächte
das spiel machen?
jo
Es gibt keine Beute solange Krieg herrscht. Das ist auch den Groß- und Regionalmächten klar. USA und Russland haben nicht von ungefähr versucht, eine Friedenslösung zu finden. Es muss nur eine praktikable Einigung her wie die Beute in einer Nachkriegsordnung verteilt wird. Und da zeigt sich mal wieder: Die Türkei ist nicht für das Einbeziehen in der Beuteaufteilung geeignet.
gefälliger formuliert?
das drechseln an formulierungen soll primär nur
gedankliche fassbarkeit unterstützen.
aber : beute mag erst morgen winken,
um anerkennung bemühte politiker
handeln nach dem pervertierten olympia-spruch:
dabei-sein ist auch schon was.
oder?
Erstmal in Ruhe abwarten. Solche Nachrichten gibt es nicht zum ersten Mal, und bisher kann es noch unter 'Frontbegradigung' fallen. Außerdem gibt es immer eine Seite, die eskaliert, wenn Friedensgespräche "drohen" - Ankara hat (berechtigte) Sorgen, dass seine Interessen in Genf zu kurz kommen. Nur leider fehlen ihm die Druckmittel, weil es für keine der beiden Seiten unverzichtbar ist.
So gesehen ist es gut, wenn seinen Aktivitäten medial nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Schlimmstenfalls fallen halt wieder ein paar Bomben durch ein dummes Versehen auf türkische Stellungen statt den IS, und schon ist Ruhe.
In Genf wird es m.E. noch keinen 'Durchbruch' geben, aber deutliche Hinweise, in welche Richtung es geht. Offen ist ja eigentlich nur noch, ob die syrische Armee stark genug ist, Idlib zu erobern, und was mit der Gegend östlich von Deir Ezzor passiert.
Völlig offen ist bislang, ob der Frieden zwischen SDF und Syrischer Regierung hält. Alle "Friedensverhandlungen" fokussieren sich auf die Kopfabschneider und Kalifatsfans, dabei wäre es auch immanent wichtig den Status zwischen Kurden und Regierung zu klären. Gerade dadurch dass die USA jetzt (endlich) die SDF offen und großzügig unterstützt, Assad aber von Russland unterstützt wird, können sich da schnell wieder Fronten bilden. Gegeneinander gekämpft wurde auch immer mal wieder. Dabei wären die Differenzen durchaus lösbar.
Sollte sich die Konfrontation ausweiten, könnte Erdogan schnell wieder unser bester Freund werden. So wie es sich nach Trumps Bekenntnis zur Nato mit den USA abzeichnet.
Hier eine Karte zur geplanten Aufteilung Syriens, die von der Rand Corporation stammen soll:
https://twitter.com/Russ_Warrior/status/836217368313475072
Um Raqqa soll eine "international verwaltete Zone" entstehen. Ähnlich wie Berlin (West) könnte diese zum Stachel im Fleische der Syrisch-Arabischen Republik und Quelle ständiger Provokationen werden.
Hier noch weitere Details nebst Video Analyse der aktuellen Sitaution:
https://southfront.org/syrian-war-report-february-27-2017-intense-clashes-between-syrian-fores-and-turkish-proxies-in-tadef/
Laut syrischer Armee soll die Verbindung zum Kurdengebiet bereits hergestellt sein, ist das der Grund..:
https://www.almasdarnews.com/article/syrian-army-cuts-off-frontline-turkish-army-isis-map-update/
Diese Gefahr sehe ich weniger. Wenn die Kurden die syrische Armee angreifen, riskieren sie einen Zweifrontenkrieg und könnten sehr schnell alles verlieren, was sie sich in den letzten Jahren aufgebaut haben. Sie sind auch m.E. nicht so blauäugig zu glauben, die Amerikaner würden ihnen mit größeren Truppen zu Hilfe kommen. Das Beste, was sie erreichen können, ist ein arrondiertes Autonomiegebiet bzw. quasi-Staat unter dem Schutz amerikanischer Militärbasen. Derzeit schneiden sie sich ein möglichst großes Stück vom ISIS-Kuchen heraus, solange es noch geht - diese Gebiete sind zwar m.W. nicht kurdisch geprägt, können aber allemal als Faustpfand und ggf. Tauschobjekt in künftigen Verhandlungen dienen.
Bei den Friedensverhandlungen geht es um die 'Moderaten' - ob da Idlib (wo al-Tahrir a.k.a. al-Nusra dominiert) noch dabei ist, ist mir nicht ganz klar. Eigentlich gibt es nichts, was Syrien und seine Unterstützer davon abhalten könnte, die Provinz zu erobern/befreien, fiel mir nach meinem letzten Post auf.
ein nüchterner blick auf ihre möglichleiten ist den kurdischen organisationen zu wünschen:
der in der türkei aufflammende rassismus
mitsamt seiner genozid-bereitschaft
sollte warnen.
Die kritische Frage sehe ich eher darin, ob die Herscherclique in Damaskus ignorant genug ist, um eine autonome Selbstverwaltung auszuschließen.
Erobern könnte man die letzten "Rebellengebiete" sicher irgendwann, nur: was dann? Irgendwie müssen die Gegner entwaffnet werden, bevor sie sich in den Untergrund absetzen und dann die nächsten 20 Jahre Terror im Land verbreiten, ähnlich wie das nach der Zerschlagung der Saddam-Armee im Irak war. Es werden Amnestien vergeben werden für Abzug/Entwaffnung und damit kann man aus Sicht der Regierung schon heute anfangen bzw wurde das ja schon öfters getan. Was hat man davon wenn das Land weiter verwüstet wird und Menschen sterben?
Jetzt, wo eigentlich klar ist, dass ein militärischer Sieg der Opposition so ziemlich ausgeschlossen ist ist die frühere Einheit ja bereits zerbröckelt. Als-Nusra hat in einer Panikreaktion andere Rebellenorganisationen angegriffen, die wissen, dass sie die letzten sind, die Amnestie erhalten. Andere dagegen scheinen Verhandlungen nicht mehr grundsätzlich abgeneigt, sonst hätte es diese Idlib-internen Konflikte gar nicht gegeben.
Rein zufälligerweise Weise scheinen sich die vorgeschlagenen Grenzen der "internationale Administration" recht exakt entlang der größten Ölvorkommen zu bewegen. Vielleicht sollen die Ölkonzerne ja gleich mit eigenen Truppen einmarschieren.
Besonders ernst nehmen würde ich das nicht. Manbij etwa müsste die Türkei erst mal erobern. Das kriegen die nicht geschenkt. Und mitlerweile halte ich es für fraglich, ob die Türkei dazu überhaupt noch militärisch in der Lage wäre. Angekündigt war der Fall Manbijs ja für 2 Wochen nach Start von "Euphrates Shield". Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Bei den Verlusten, die die türkischen Streitkräfte rund um Al-Bab gegen den IS erlitten haben drängt sich der Eindruck auf, sämtliche fähigen Offiziere wurden entlassen oder verhaftet.
Ist wirklich erstaunlich, wie schwer man sich da tut, ob nun Manbij, Palmyra, Raqqa oder Mossul. Sonderlich groß wird die Opferbereitschaft wohl auf keiner Seite sein außer beim IS.
Im Staatsfernsehen kapriziert man sich lieber auf erneute Bomnardements wie üblich garniert mit den mittlerweile oskarprämierten Filmchen der White Helmets.
Eben - das läuft schon alles, insofern sind das keine offenen Fragen. Dass Milizen sich gegenseitig anfangen zu bekämpfen, wenn sie in die Enge getrieben werden, ist keine neue Erfahrung. Soweit ich weiß, gibt es auch bei al-Nusra einen relevanten Anteil ausländischer Kämpfer (wenn auch vielleicht weniger als beim IS), die sich Richtung Türkei verabschieden werden, wenn Idlib erobert wird.
Wie Damaskus längerfristig mit den kurdischen Gebieten umgehen wird ist schwer zu sagen. Allerdings wird es für deren Eroberung keine Unterstützung aus Moskau und Teheran bekommen, schon gar nicht wenn es dort US-Stützpunkte gibt.