Das Atomklo der Republik

Endlagerfrage Simon Kowalewski macht einen Vorschlag zur nuklearen Endlagerung. Irgendwer muss das ja machen.

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Das Atomklo der Republik

Foto: Sean Gallup/ AFP/ Getty Images

Heute wurde also Lex Asse beschlossen, bereits vor ein paar Tagen wurde der Erkundungsstopp in Gorleben verkündet. Die hektische Betriebsamkeit der letzten Wochen kann aber nicht über das Problem der letzten Jahrzehnte hinwegtäuschen, dass nämlich 1961 in der BRD und 1966 in der DDR die ersten Kernkraftwerke anfingen, Strom zu produzieren, ohne dass eine Lösung für die Lagerung des strahlenden Abfalls gefunden wäre. Die Menschen, die diese Nutzung damals beschlossen hatten, sind inzwischen beinahe ausnahmslos tot. Mit den Folgen ihrer Beschlüsse müssen sich die nächsten hunderte Generationen auseinandersetzen.

Das man eine unterirdische Lagerstätte wird finden können, in der getreu dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn" der Atommüll sicher gelagert werden kann, bis er bis zur Ungefährlichkeit zerfallen ist, glaubt kaum noch jemand. Die Schachtanlage Asse hat gut gezeigt, wie weit man einem geologisch für stabil erklärten Stollensystem vertrauen kann: So weit nämlich, wie man einen Kubikmeter Salz oder Granit werfen kann.

Und Asse war nur eine Versuchslagerstätte für leicht- und mittelradioaktiven Abraum. Der hochradioaktive Abfall befindet sich noch vollständig über der Erde, in den Zwischenlagern auf den Kraftwerksgeländen oder in Gorleben, Ahaus, Mitterteich und Lubmin. Und dort stehen diese Abfälle auch recht gut: Sie können regelmäßig auf Beschädigungen kontrolliert werden und leicht an einen anderen Ort verbracht werden.

Daher auch der Begriff Zwischenlager: Denn diese Lagerstätten sind befristet, ihre Zulassung wird immer wieder verlängert, bis ein zentrales Endlager gefunden wird. Und je mehr sich abzeichnet, dass es niemals ein sicheres unterirdisches Endlager geben wird, desto aufgeschlossener sollte man alternativen Ideen gegenüber werden.

Mein Vorschlag wäre, den Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude zu überdachen (dazu liegt ein fertiger Entwurf von Sir Norman Foster vor, das Stichwort lautet "Bundestankstelle") und sämtlichen hochradioaktiven Atommüll unter diesem Dach zu lagern.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die noch für lange Zeit Wärme entwickelnden Sicherheitsbehälter würden die Temperatur im Regierungsviertel mit seinen vielen Strandbars etwas sommerlicher machen, der Strahlenmüllstapel würde mit Sicherheit zusätzliche Touristen in die Stadt locken, die in ihren Heimatländern vor ähnlichen Problemen stehen, der ständige Anblick aus dem Bundestag und dem Kanzlerinnenamt würde die Entscheidungsträger der Legislative und Exekutive mahnen, keine halbfertigen Beschlüsse zu treffen und der nachfolgenden Welt die Konsequenzen aufzubürden.

Und sollte der Spreebogen eines Tages im märkischen Sand versinken, könnte man den Müll problemlos mit herkömmlichen Tiefladern wieder abtransportieren. Ohne Sondergesetz.

Dieser Text ist übrigens sarkastisch. Obwohl…

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Geschrieben von

Simon Kowalewski, MdA

Pirat, Veganer, Feminist, Mitglied des Abgeordnetenhauses, @deBaer auf Twitter.

Simon Kowalewski, MdA

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