Welche Wahl hat Erdogan noch? Nicht nur seine AnhängerInnen in der Türkei erwarten von ihm, dass er seinen markigen Worten nun Taten folgen lässt und in den syrischen Krieg eingreift. Doch dürfte ihm und seinen Beratern klar sein, dass diese Mission ebenso schmerzhaft wie aussichtslos wäre. Könnte es sein, dass genau darin das Kalkül der Attentäter von Ankara und ihrer Hintermänner besteht: Die Türkei und Russland in ein langwieriges Kräftemessen zu verwickeln, um sie so strategisch zu neutralisieren?
Seit einer Woche halten Ankara und Riad die Welt in Atem: Planen sie tatsächlich einen Einmarsch nach Nordsyrien? Die Saudis haben angekündigt, dass sie sich mit Spezialkräften an einer US-geführten Invasion beteiligen würden, und die Türken beschießen, vermeintlich in Vorbereitung eines Einsatzes von Bodentruppen, seit Samstag Stellungen von Kurden und syrischer Armee nördlich von Aleppo mit Artillerie und angeblich auch Kampfflugzeugen. Derweil verkünden die Europäer, dass sie Ankara nicht in einem selbstverschuldeten Krieg unterstützen würden, während Washington sich diplomatisch zurückhält.
Der schwere Anschlag mit einer Autobombe in Regierungsviertel von Ankara am Mittwochabend, dem mindestens 28 Soldaten zum Opfer fielen, setzt Erdogan unter Zugzwang: Er hat sich schnell auf einen Schuldigen festgelegt; angeblich sei die Bombe von einem der YPG nahestehenden syrischen Kurden dort platziert worden. Die syrische Kurdenmiliz bestreitet dies, und inzwischen hat sich eine radikale Abspaltung der PKK namens “Freiheitsfalken Kurdistans” (TAK) zur Tat bekannt. Die türkische Luftwaffe hat als Reaktion auf den Anschlag erneut PKK-Ziele im Nordirak bombardiert, doch dürfte es in Ankara großen Druck auf die Regierung geben, weitergehende Vergeltungs- maßnahmen zu ergreifen.
Alles scheint damit bereit für den großen Showdown im syrischen Bürgerkrieg: Nachdem Moskau zu Gunsten seines Schützlings Assad eingegriffen hat, könnte sich nun Ankara seinerseits einschalten, anstatt nur über den offenen Grenzab- schnitt Waffen und Kämpfer für die diversen Rebellengruppen ins Land zu schleusen. Da Erdogan als größenwahnsinnig und impulsiv angesehen wird, wird ihm auch eine eine direkte militärische Konfrontation mit Russland zugetraut. Doch bei Lichte betrachtet sollte klar sein, wer hier den Sieg davontragen würde, und es drängt sich die Frage auf, ob die türkische Führung das ernsthaft wollen kann. Was wird hier eigentlich gespielt?
Folgenreicher Abschuss oder: Wer zuerst zuckt, hat verloren
Als Ende November die türkische Luftwaffe ein russisches Kampfflugzeug abschoss, hatte die Welt einen neuen Buhmann: Erdogan handele unverantwortlich und bringe damit die Region einem wirklich “großen” Krieg nahe, so der allgemeine Tenor. Die helfende Zuarbeit der US-Militärs, die den Türken den russischen Flugplan übermittelt hatten, änderte nichts daran, dass die NATO ihrem Mitgliedsland in der Folge deutlich zu verstehen gab, dass es für solche Abenteuer keine Rückendek- kung der Allianz gibt. Russland nutzte die Gelegenheit sofort und installierte moderne Flugabwehrraketen in Syrien, womit es seine Lufthoheit mindestens im Westteil des Landes festigte.
Auch veröffentlichte Moskau Fotos, die das Ausmaß des IS-Ölschmuggels in die Türkei belegten - spätestens seitdem ist Ankaras Unterstützung für den “Islamischen Staat” und andere radikal-islamische Milizen in Syrien ein allgemein anerkanntes “offenes Geheimnis”. Diese Fokussierung auf Ankaras Rolle im syrischen Krieg hat jedoch die prinzipiell ebenfalls bekannte Unterstützung der Islamisten durch Katar, Saudi-Arabien und - zumindest indirekt - auch die USA aus dem Blick geraten lassen. Auf Kritik an der Türkei können sich plötzlich scheinbar Alle einigen - aber war diese jemals mehr als eine Durchgangsstation, ja ein Werkzeug in diesem Konflikt? Sicherlich haben Armee und Geheimdienst (nicht nur) zugesehen, wie das Land zur Logistik-Drehscheibe für IS und Co. wurde - aber es stellt sich durchaus die Frage, ob Ankara sich dem überhaupt hätte entziehen können, ohne selbst zur Zielscheibe der Terroristen zu werden.
Wem würde Ankaras Kriegseintritt tatsächlich nützen?
Zurück zur aktuellen Eskalationsdynamik. Wer hätte ein strategisches Interesse daran, die türkische Armee in den Kampf um Aleppo hineinzuziehen? Ankara dürfte bewusst sein, dass dies ein Himmelfahrtskommando mit vermutlich desaströsem Ausgang wäre. Ohne die Gewissheit, dieses Mal von den NATO-Partnern unterstützt zu werden, sind damit schwerlich mehr als symbolische Attacken auf das Territorium der Nachbarstaaten zu erwarten. Auf der anderen Seite verspüren auch die syrische Regierung und ihre russischen und iranischen Helfer sicherlich keinen Drang, sich einen weiteren potenten Gegner ins Land zu holen.
Aus Sicht mancher Kurdenfraktionen hingegen könnte es durch- aus strategisch zielführend erscheinen, ihren Feind in Ankara in einen Krieg mit einem überlegenen Gegner zu verwickeln: Wenn sich die türkische Armee irgendwann geschlagen aus Syrien zurückziehen müsste, würde das in Ankara zweifelsohne schwere politische Turbulenzen auslösen, in deren Folge die Chancen für eine kurdische Staatsgründung steigen dürften. Könnte am Ende wirklich etwas dran sein an der türkischen Behauptung, der Artilleriebeschuss kurdischer Stellungen sei lediglich eine Reaktion auf Angriffe von dort über die Grenze?
So erscheint der Anschlag auf den Militärkonvoi in Ankara im neuen Licht: Es scheint, als wolle jemand die Türkei als direkten Teilnehmer in den syrischen Krieg hineinzwingen, indem die politische Stimmung im Land durch “Nadelstiche” immer weiter zugespitzt wird, bis Erdogan irgendwann keine andere Option mehr hat - obwohl er sehr genau um die Aussichtslosigkeit der Mission weiß. Für eine solche Taktik kämen einerseits radikale kurdische Splittergruppen in Frage, andererseits aber auch jene Kräfte, die sich bisher hinter Ankaras Unterstützung für islamis- tische Milizen versteckt haben - namentlich Saudi-Arabien sowie mit diesem verbündete Kräfte innerhalb der NATO.
Diese hätten so die verlockende Chance, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Russland und Iran würden in einem längeren Krieg geschwächt, der ihren Einfluss auf die derzeit stattfindende strategische Neuordnung des Mittleren Ostens schmälern würde, während die unter Erdogan allzu “eigensinnige” Türkei als Regionalmacht wohl neutralisiert würde. Derweil würde auf globaler Ebene Moskaus Ansehen stark beschädigt, während sich die westlichen Staaten als verantwortungsvolle Friedensvermittler profilieren könnten. Dass der Bau einer Gaspipeline vom Iran nach Europa damit für weitere Jahre blockiert wäre, während gleichzeitig der Ölpreis deutlich steigen würde, sollte ebenfalls nicht vergessen werden.
Europa muss Ankara aus der Zwickmühle helfen
Damit ist Erdogan in einer wenig beneidenswerten Situation, eingeklemmt von inneren und äußeren Zwängen, in der er nur zwischen unterschiedlich schlechten Optionen wählen kann. In seinem Kampf ums politische Überleben kann er es sich kaum erlauben, zimperlich zu sein, und so überrascht es wenig, dass er die in seinem Land gestrandeten Flüchtlinge skrupellos als politisches Druckmittel gegenüber den Europäern einsetzt. Sicherlich hat er sich durch seine Großmachtphantasien und eine gewisse Portion Naivität auch selbst in diese Lage gebracht, aber das ändert nichts daran, dass die Türkei im syrischen Krieg bisher eine Schlüsselrolle spielte und auch bei seiner Lösung spielen kann.
Ankara kann trotz aller Rhetorik keinen “großen” Krieg gegen Russland riskieren, und damit ergeben sich neue und teils überraschende Interessenüberschneidungen. Nicht nur, aber gerade Europa sollte daher Erdogan entgegenkommen und eine Lösung mit und nicht gegen ihn suchen - keine leichte Mission angesichts der Tatsache, dass der türkische “Sultan” inzwischen quer durch das politische Spektrum unpopulär wie kaum ein Zweiter ist. Doch ihn in die Ecke zu treiben, so dass ihm irgendwann keine andere Wahl als die militärische “Flucht nach vorn” mehr bleibt, wäre erst recht verheerend und würde letztlich nur der saudischen Konkurrenz als “lachendem Dritten” nützen. In der Außenpolitik kann man sich seine Verbündeten eben nicht immer aussuchen.
Kommentare 34
Erdogan hat sich als auch seine Bevölkerung erst in die aktuelle Lage gebracht. So kann es zuweilen kommen, wenn die Gier nach Macht, Einfluss & Reichtum sich mit skrupellosen Machenschaften paart. Er & seine Clique wähnten sich an der Seite der USA auf der Siegerseite, auf der sie ihren Traum einer regionalen Großmacht ein Stückchen näher rücken sahen. Sorry, solche Leute tun mir weder leid noch habe ich jegliches Verständnis für alle, die mittels Gewalt, Krieg, Unterstützung von Extremisten auf Kosten von Tausenden Menschenopfern ihre Interessen verfolgen. Das gilt gleichermaßen für die Regierung der USA, FR, GB, BRD als auch allen anderen daran beteiligten Regierungen.
Doch ihn in die Ecke zu treiben,…
Wie kommen Sie auf die Beobachtung, dass Erdogan von seinen ´Verbündeten & Partnern´ in die Ecke getrieben wird? Ich kann das nicht erkennen, ganz im Gegenteil. Gerade wurde ein UN-Resolutionsantrag der RF abgeschmettert, der die Übergriffe der Türken auf syrische Kurden auf syrischem Terrain (!) verurteilen sollte. Merkel & die EU unterstützen nun sein Lieblingsprojekt einer sogenannten Sicherheitszone _ obwohl allen Beteiligten dieser Forderung klar sein dürfte, wozu diese dienen soll & wie wenig sie im Endeffekt mit dem Schutz der dort flüchtenden Menschen zu tun haben wird.
…aber gerade Europa sollte daher Erdogan entgegenkommen und eine Lösung mit und nicht gegen ihn suchen…
Europa sollte sich erst einmal so positionieren, dass der Krieg in Syrien eingedämmt wird & dementsprechend ihre Unternehmungen forcieren _ unabhängig davon ob das im Interesse der USA Türkei, Katar oder SA ist. Erdogan & CO steht es frei, sich diesem Engagement anzuschließen oder weiterhin Öl ins Feuer zu gießen.
Doch ihn in die Ecke zu treiben,…
Wie kommen Sie auf die Beobachtung, dass Erdogan von seinen ´Verbündeten & Partnern´ in die Ecke getrieben wird? Ich kann das nicht erkennen, ganz im Gegenteil. Gerade wurde ein UN-Resolutionsantrag der RF abgeschmettert, der die Übergriffe der Türken auf syrische Kurden auf syrischem Terrain (!) verurteilen sollte. Merkel & die EU unterstützen nun sein Lieblingsprojekt einer sogenannten Sicherheitszone _ obwohl allen Beteiligten dieser Forderung klar sein dürfte, wozu diese dienen soll & wie wenig sie im Endeffekt mit dem Schutz der dort flüchtenden Menschen zu tun haben wird.
so dass ihm irgendwann keine andere Wahl als die militärische “Flucht nach vorn” mehr bleibt,..
So nach dem Motto: ´Wenn ihr mich nicht unterstützt, dann provoziere ich einen Bündnisfall´! Was ist das für ein Verständnis von Politik, diesen erpresserischen Mechanismen auch noch folgen zu wollen? Es ist gut, dass bislang bei den meisten NATO-Mitgliedern ein Agreement darüber herrscht, dass eine militärische Invasion der türkischen Streitkräfte in Syrien & ggf. in Folge eine militärische Konfrontation mit RF-Streitkräften keinen Bündnisfall darstellen als auch auslösen würde. Nur kann sich dieses Blatt jederzeit wenden _ den Opportunisten ist alles zuzutrauen _ insbesondere wenn mal wieder eine False-Flag-Operation erfolgreich durchgeführt wird.
In der Außenpolitik kann man sich seine Verbündeten eben nicht immer aussuchen.
Könnte man i.d.R. schon, wenn manche ihren Größenwahn über die Zerstückelung der RF & in Folge den Zugriff auf dortige Ressourcen endlich einmal aufgeben würden!
|| Welche Wahl hat Erdogan noch? ||
Jede.
|| Nicht nur seine AnhängerInnen in der Türkei erwarten von ihm, dass er seinen markigen Worten nun Taten folgen lässt und in den syrischen Krieg eingreift. ||
Wer erwartet ein markiges Eingreifen denn noch..? Scheppert es da unten wirklich noch nicht genug..? Muss es unbedingt noch mehr Krieg sein..? Reicht Erdogan der durch Abbruch der Friedensverhandlungen mit den Kurden selbst angezettelte Bürgerkrieg im eigenen Land noch nicht..?
|| Könnte es sein, dass genau darin das Kalkül der Attentäter von Ankara und ihrer Hintermänner besteht: Die Türkei und Russland in ein langwieriges Kräftemessen zu verwickeln, um sie so strategisch zu neutralisieren? ||
Kann alles sein, kann alles nicht sein. Wie gesagt: Erdogan hat die Wahl. Die Nato ist vorsorglich schon mal auf Distanz gegangen - und das ist auch gut so.
Ach wenn die Welt doch so schön einfach wäre...:-)
Sie müssen mit den Überlegungen im Artikel nicht mitgehen. Es geht mir vor allem darum, vor voreiligen Schlüssen zu warnen und sich auf bequeme "Schuldige" festzulegen. Die Türkei hat bei einem Einmarsch nach Syrien nichts zu gewinnen, die Saudis und die NATO schon.
Ich denke auch, dass man mit Erdogan sowohl rechnen als auch reden muss.
. Doch ihn in die Ecke zu treiben, so dass ihm irgendwann keine andere Wahl als die militärische “Flucht nach vorn” mehr bleibt, wäre erst recht verheerend und würde letztlich nur der saudischen Konkurrenz als “lachendem Dritten” nützen. In der Außenpolitik kann man sich seine Verbündeten eben nicht immer aussuchen.
Ja, aber es wäre schon gut, wenn es auch noch ein bisschen ein Druckmittel gäbe. außer Geldversprechen. Aber, da Europa Erdogan so dringend als Schleusenwärter braucht, sitzt er an einem zu langen Hebel.
"In seinem Kampf ums politische Überleben kann er es sich kaum erlauben, zimperlich zu sein, und so überrascht es wenig, dass er die in seinem Land gestrandeten Flüchtlinge skrupellos als politisches Druckmittel gegenüber den Europäern einsetzt."
Persönliches Befinden soll also über das Leben von Hundertausenden oder gar Millionen entscheiden? Ich werde erst gar nicht darauf eingehen, wenn man die Bodenlosigkeit dieser Annahme begreift. Wir sollten uns nicht auf dieses politische Niveau begeben!
Tatsache ist jedenfalls, dass die Türkei nach den USA mit über 600.000 aktiven Soldaten das zweitstärkste Kontingent unterhält. Ich kann nicht beurteilen, wie kampfkräftig und willig die sind, aber aufgrund der Lage der Türkei ist längst nicht ausgemacht, wie eine Konfrontation mit Russland ausginge.
Ferner bin ich mir nicht sicher, ob die Türkei nicht die Finger an den Atomwaffen hat. Man hat immer Iran in Beobachtung, obwohl die Türkei das eigentliche Problem sein könnte.
Eine Maßnahme wäre nun beispielsweise, die Türkei aufgrund der Attentate als unsicheres Reiseland zu deklarieren. Mit Erdogan reden ist normal, aber der Typ arbeitet mit Mitteln der politischen Erpressung und dem muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Vor allem eine klare Ansage, dass es keine NATO-Unterstützung gibt, wenn er einen Krieg mit Russland vom Zaun bricht.
Diese Ansage gibt es doch schon lange.
Ist ja fast alles richtig, was Sie schreiben (wieso "persönliches Befinden"? Ich schrieb das Gegenteil.). Aber Empörung und die kategorische Haltung, dass Manches einfach "nicht sein darf", bringen uns nicht weiter und ersetzen keine Analyse der aktuellen Situation. Politische Erpressung ist keine exklusive Spezialität Erdogans, sondern z.B. auch die bevorzugte Taktik der Bundesregierung in der Eurokrise. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird - und das kann halt nur mit und nicht gegen Erdogan funktionieren.
Druckmittel auf wen? Auf Ankara oder auf diejenigen, die einen großen Krieg in Syrien wollen?
Vielleicht auch endlich mal auf Riad. Aber, stimmt schon - es ist schon alles sehr diffus.
http://www.die-tagespost.de/Leitartikel-Syrien-Mythen-und-Interessen;art456,167081
Hier ist ein auch sehr interessanter Beitrag dazu.
Ihre Empörung über das was in Syrien passiert in Ehren, aber ich habe den Eindruck, dass Sie allzu bereitwillig das simplifizierende Medienbild des "Erdogan ist an Allem Schuld!" glauben (wollen) - und dass sie sich auf die im Artikel dargelegte alternative Sichtweise schlicht nicht einlassen wollen.
Mir ist Erdogan nicht sympathisch, aber ihn jetzt als Hauptproblem zu sehen und damit Saudis und Amerikanern (und Anderen) zu erlauben, sich von jeder Schuld freizuwaschen, kann es ja auch nicht sein. Ein m.E. sehr guter Artikel auf Counterpunch sieht das recht ähnlich, btw. Sicher hat Ankara eigene Interessen - aber aus Sicht Anderer ist es eben nur Werkzeug, und es gibt durchaus Kreise, die sich nicht auf die notwendige Einigung mit Russland einlassen wollen und Ankara wenn nötig mit Gewalt zwingen würden, den Krieg für sie auszudehnen. Ist das ein Fakt? Natürlich nicht, aber möglich ist es allemal.
Auch bringt es wenig zu sagen "mit den Bösen kooperieren wir nicht, und Erpressung geht schon gar nicht" - die Türkei ist ein wichtiger Akteur dort, und eine Lösung kann es gegen Ankara nicht geben, sondern nur mit ihm. Europa positioniert sich dabei genau so, wie Sie es fordern, um eben den Krieg einzudämmen.
Dass die UN-Resolution so sang- und klanglos abgeschmettert wurde, ist in der Tat erstmal ein schlechtes Zeichen. In der Vergangenheit war das immer der Lackmustest: Eine Einigung ist erst dann etwas wert, wenn der UNSC sie übernimmt. Daran ist Minsk I gescheitert, während Minsk II, das Atomabkommen und der Wiener Syrienfahrplan übernommen worden. Noch hoffe ich, dass es an der Formulierung lag und daran, dass es von Russland eingebracht wurde (-> Gesichtsverlust), aber...es gibt eben auch den "Rebellen" Hoffnung, dass ihnen doch noch die türkische Armee zu Hilfe kommt.
Überzeugt mich nicht wirklich, da die entscheidenden Interessen und Akteure kaum oder gar nicht genannt werden - und die These "Russland will mit Flüchtlingen Europa treffen" ist ja mal die dümmste Propagandalüge seit Langem. Aber immerhin sagt der Autor klar, dass es um "Interessen" geht.
Gerade habe ich @MyMind noch ein paar Sätze geschrieben, und auch der dort verlinkte Artikel könnte Sie interessieren.
Ja, also das Ding mit den Flüchtlingen kann man - seitenverkehrt - auch in Schuldzuweisungen an die USA lesen. Ich war auch nichtso überzeugt. Ich bin aber verhalten optimistisch was die jetzige Waffenruhe betrifft . Da muss man jetzt mal abwarten.
Mehr machen können wir ohnehin nicht. Wie ich schon schrieb, dass die UNSC-Resolution geblockt wurde ist nicht gut, bedeutet aber auch nicht automatisch das Ende der Waffenruhe.
Das eindeutigste Interesse daran, Europa mit den Flüchtlingen unter Druck zu setzen, hat zunächst einmal die Türkei. Ob und wie sehr daran noch Andere beteiligt sind...
Ja und da rechne ich mit Verhandlungsgeschick von dieser unsäglichen Merkel. :-)) So blöde ist die ja nicht.
Aber, es ist alles eben nicht mehr so richtig mitmenschlich und gemütlich und morlaisch einwandfrei.
I believe in silent weapons oder so.
* moralisch muss es heißen.
I believe in monetary weapons.
Merkel/ Steinmeier sind fast so intelligent wie Putin/ Lawrow imo, und zusammen werden die das Kind schon schaukeln, wie es ihnen auch bei Ukrainekrise und Iranabkommen gelungen ist.
ich habe den Eindruck, dass Sie allzu bereitwillig das simplifizierende Medienbild des "Erdogan ist an Allem Schuld!" glauben (wollen) - und dass sie sich auf die im Artikel dargelegte alternative Sichtweise schlicht nicht einlassen wollen.
Haben Sie meinen Kommentar in Gänze gelesen? Ich wiederhole hier noch einmal:
>>Sorry, solche Leute tun mir weder leid noch habe ich jegliches Verständnis für alle, die mittels Gewalt, Krieg, Unterstützung von Extremisten auf Kosten von Tausenden Menschenopfern ihre Interessen verfolgen. Das gilt gleichermaßen für die Regierung der USA, FR, GB, BRD als auch allen anderen daran beteiligten Regierungen.<<
Auch bringt es wenig zu sagen "mit den Bösen kooperieren wir nicht, und Erpressung geht schon gar nicht"…
Ich schenke Ihnen das Gut-|Böse-Schema. Das ist in meinen Kommentaren nie eine Kategorie um die geopolitischen | geostrategischen Wirtschaftsinteressen zu beurteilen, Allerdings unterscheide ich zwischen denjenigen, die Krieg | Zerstörung | Tod | Zwist zwischen Ethnien & diversen Religionszugehörigen anfeuern, islamistische & | oder faschistische Extremisten unterstützen & denjenigen, die dies nicht tun. Nennen sie es Gut oder Böse _ Ich unterscheide die Maßnahmen nach den Abkommen der UN-Konventionen. Diese beinhaltet nicht die Macht & Willkür einer stärkeren Macht willkürlich in anderen Ländern Extremisten & | oder Faschisten zu unterstützen, die als Mittel zum Zweck eines Regime-Change herangezüchtet wurden & in Folge Krieg, Vertreibung, Tod von zigtausend Zivilisten verursachen. Es steht Ihnen frei, bei diesen Methoden jenseits der UN-Abkommen, an diese Kriege im Namen der Demokratie & Menschenrechte zu glauben _ nur werden sie sich auch mit den erschütternden Ergebnissen dieser Vorhaben auseinandersetzen müssen.
Ich habe auch nie behauptet, dass keine Kooperation mit Erdogan unternommen werden soll _ nur verstehe ich unter sog. Kooperation, die auf Erpressung einer Seite beruht, etwas völlig anderes als eine Kooperation. Das sieht die Deutsche Bundesregierung offenbar anders & sie auch. Warum wundert mich das nicht?
Es mag sein, dass Merkel/ Steinmeier so intelligent sind, nur führte ihre Geschicklichkeit in Verhandlungen bzgl. Krisen- wie Kriegsgeschehnissen so gut wie nie zu einem auskömmlichen Ergebnis, geschwiege denn zu einer eindeutigen Haltung. Das wiederum mag nicht nur daran liegen, dass sie nicht so viel zu entscheiden haben, wie uns gern als Pille vermittelt wird....
Mich wundert auch nicht, dass Sie diesen Artikel als ´interessanten Beitrag´ verlinken.
>>Nur langsam, nach fünf grausamen Kriegsjahren und auch nur angesichts des nicht endenden Flüchtlingsstroms haben die Staaten Europas sich auf die Suche nach ihren eigenen Interessen gemacht….<<
Vielleicht helfen Ihnen solche Sätze, um Ihrem DFC-Alltag & Ihrer Denke eine Struktur zu geben _ aber glauben Sie wirklich an diesen Nonsens?
Guter Gott, das ist ein Beitrag und keine Glaubensfrage. Sie sind dem Glaubens- und Bekenntniswesen manchmal näher als ich. Außerdem - den Beitrag gebe ich gern preis als nicht so hilfreich. Ich hatte ihn verlinkt, weil ich darin eine ganz gute Zusammenfassung sah. Kann sein, I was wrong.
Übrigens: Mein Alltag ist nicht die Freitags-Community. Und das Wort "Denke" halte ich für ziemlich blöde.
Erdogans Auftritte allein waren von Anfang an ein Versprechen: der starke Regierungschef oder Präsident - in jedem Fall aber der starke Staatschef - zu sein, der seinem Land nichts Böses widerfahren lässt.
Das Problem hat schon jede gemäßigte und liberale Gesellschaft: ein paar Terroranschläge plus die dazu passende mediale Begleitung, und die Öffentlichkeit wird panisch.
In einer autoritären Umgebung geht das noch schneller. Insofern hat Erdogan nicht nur in der Nachbarkeit seines Landes Wind gesät, für den er jetzt Sturm erntet; er hat auch den richtigen Zeitpunkt für seinen Abgang verpasst.
(Spekulationen, ob er sich einen Abgang angesichts seiner Feinde in der politischen Klasse und der dann vermutlich anstehenden juristischen Überprüfungen seiner Amtszeiten überhaupt leisten könnte, einmal beiseite gelassen.)
Irgendwie scheinen Sie nicht zu kapieren, worum es geht.
Ich habe Ihren Kommentar sehr gut verstanden und wenn Sie nicht "gut/ böse" wollen, dann eben "verbrecherisch/ völkerrechtskonform". Das Problem ist, dass die reale Welt von einer Menge Staaten, Regierungen, Institutionen und Personen bevölkert ist, die sich nicht immer um Nettigkeit und Völkerrecht scheren. Und Außenpolitik die Existenz dieser Akteure dennoch anerkennen und mit diesen irgendwie umgehen muss.
Erdogan erpresst, die USA und Russland bombardieren, die Saudis unterwandern, wir liefern Waffen...ist ja alles richtig, und auch total schlimm. Und jetzt? Nicht mit denen reden ist keine Option, wenn wir irgendeine Lösung anstreben. Und deren Interessen ignorieren auch nicht.
Steinmeier hat einen großen Anteil an der Beilegung des Konflikts in der Ukraine, und das rechne ich ihm extrem hoch an.
Und ganz nebenbei: Netiquette, please (Ihre AW an Magda).
Jetzt bin ich unsicher - ist das wirklich so, dass es in einer autoritären Umgebung sich notwendigerweise stärker auswirkt (trotz stärker kontrollierter Medien)? Die bisherigen Attentate - keines davon gegen "normale" türkische BügerInnen! - hatten m.W. keinen so starken Effekt.
Ja, E. ist jetzt ein Problem vor allem für sein eigenes Land, weil er überall unbeliebt und damit nur noch lästig ist - so verhindert er z.B. eine Aussöhnung mit Russland, die dringend nötig wäre. Er sitzt wie eine Ratte in der Falle; egal was er macht - es ist falsch. Wenn er sehr geschickt ist, kann er vielleicht noch eine Wende schaffen und die Sache überleben, aber...
Ich meine, hier lohnt es sich zwischen 'autoritär' und 'totalitär' zu differenzieren, auch wenn sich über die Begriffe lange streiten lässt. Es kann sein, dass es in China schwerwiegendere Anschläge z. B. mit islamistischem Hintergrund oder nationalistischem Hintergrund gibt, als der Öffentlichkeit bekannt wird. Aber was tatsächlich passiert, sind Anschläge mit Hilfe von Autos, mit denen Attentäter in Menschenansammlungen fahren, oder Anschläge durch Messerstecher.
Das verunsichert zwar einerseits, bestätigt aber andererseits Vorurteile gegen Mitbürger, die man vielfach ohnehin schon hegte. Und es ist halbwegs übersichtlich. Gingen allerorten in China Bomben hoch, käme womöglich die Frage auf, wie "stark" der Staat und die Partei denn eigentlich noch seien.
will sagen: die chinesischen Sicherheitsbehörden haben ihr Land offenbar sehr fest im Griff. Das kann man von Erdogan und der Türkei nicht sagen. Die chinesische Führung löst das "Versprechen" der Stärke ein; Erdogan tut es nicht. Und es ist ja nicht so, dass die meisten ethnischen Türken die Achseln zucken, nur weil es "die anderen" (immerhin Mitbürger und Nachbarn) betrifft. Wenn das Gesetz derart eklatant gebrochen wird, bröselt das Vertrauen auch in die eigene Sicherheit.
Keine Frage, aber ich weiß eben nicht, ob es wirklich stärker der Fall ist als in einer "offenen Gesellschaft". Ja, in einem autoritären Staat tauschen die Menschen Freiheit gegen Sicherheit und wenn diese nicht mehr gewährleistet ist...ich verstehe das Argument schon.
Im Gegensatz zu vielen Anderen halte ich "autoritär" und "totalitär" sehr genau auseinander. Das heutige China hat sicher Elemente von beidem (lol, klingt jetzt wie ein Widerspruch), wobei ich nicht wirklich zu sagen vermag, wie groß der totalitäre Anteil noch ist, denn dieser setzt ja voraus, dass die Menschen an die Staatsideologie glauben und Kontrolle damit überflüssig wird. Dass sich in China größere Anschläge verheimlichen lassen bezweifle ich; allein durch die Abschaltung des Internets wurde ja manchmal offensichtlich, dass "irgendetwas los war".
Irgendwie scheinen Sie nicht zu kapieren, worum es geht.
Na wie gut, dass Sie hier in der DFC uns alle informieren, worum es geht! Es möchte ja keiner dumm sterben _ aber wenn ich lese
Steinmeier hat einen großen Anteil an der Beilegung des Konflikts in der Ukraine, und das rechne ich ihm extrem hoch an.
dann kann ich darüber nur lächeln. Vor 2 Jahren haben die deutschen, französischen & polnischen Außenminister nach stundenlangen Verhandlungen zur Eindämmung der ukrainischen Maidan-Krise Vereinbarungen getroffen, die noch nicht einmal 24 Stunden hielten, worauf ein Regime Change in der Ukraine stattfand, ohne das die an dem sog. Kompromiss beteiligten Regierungen den Umsturz als illegitim betrachteten. Wer nimmt denn noch Steinmeier als Vermittler ernst? Er turtelt zwar überall herum, aber spielt überhaupt keine Rolle sondern ist nur Staffage. um den deutschen Wählern eine gewisse Bedeutung der ´souveränen ´ BRD-Politik zu vermitteln. Das tut niemandem weh aber bewirkt auch nichts. Das weiß Steini auch seit langem & er hat sich damit arrangiert.
Und ganz nebenbei: Netiquette, please (Ihre AW an Magda).
Was meinen Sie konkret? Wenn ich die Nettiquette verletzt haben sollte, dann melden sie es doch!
Ehrlich gesagt, geht mir diese Wortklauberei total auf den Keks. Woe wäre es zur Abwechslung einmal mit der Auseinandersetzung mit Inhalten?
Und das Wort "Denke" halte ich für ziemlich blöde.
Blöde ist nur, was bei der Denke ggf. herauskommen mag...
Denke gem. Duden = Denkart;
Synonyme = Denkweise, Einstellung, Geist, Gesinnung, Haltung, Sinn, Weltanschauung
Sarkasmus ist manchmal hübsch, ersetzt aber nicht die von Ihnen andernorts angemahnte Auseinandersetzung mit Inhalten. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Sie ohnehin nur die Ihnen ins Weltbild passenden Fakten wahrnehmen, insofern ists auch egal. Dürfen Sie.
Ich empfinde den Satz "Vielleicht helfen Ihnen solche Sätze, um Ihrem DFC-Alltag & Ihrer Denke eine Struktur zu geben" als ziemlich herabwürdigend und wünsche mir hier einen respektvolleren Umgang. Allerdings ist es imo auch nicht hart genug, um es gleich zu "melden" - so etwas sollte wirklich absoluten Ausnahmefällen vorbehalten bleiben.
Sätze wie z.B.
>>irgendwie scheinen Sie nicht zu kapieren, worum es geht>>
sind nicht herabwürdigend?
Nur ein Beispiel....Kehren Sie einmal vor Ihrer Tastatur, bevor Sie Ihre Rolle als Respektapostel jemandem runterpredigen.
Kommt noch inhaltlich ein Kommentar auf meinen Kommentar bzgl. BIG-Steini?
Ich antworte stets mit gleicher Münze. Und da Sie auf meine Punkte nicht inhaltlich eingehen, sehe ich nicht, warum ich das tun sollte.
Ich antworte stets mit gleicher Münze. Und da Sie auf meine Punkte nicht inhaltlich eingehen, sehe ich nicht, warum ich das tun sollte.
Lesen Sie mal den Thread noch einmal in Ruhe durch, ihr letztes Leitmotiv in einem Kommentar an mich waren die Anteile von BIG-Steinmeier, darauf habe ich MM geäußert ....na klickert es jetzt?
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sie jemals auf die inhaltlichen Aussagen meiner Kommentare eingegangen sind. Sie picken sich höchstens einen Satz´heraus, an den Sie vorbei argumentieren. Das steht Ihnen frei, doch beweist ein weiteres Mal, dass wer keine Gegenargumente hat, sich schnell auf Nebenschauplätze flüchtet _ sei es Wortklauberei oder Bashing wg, angeblichen Verstoßes gegen die Nettiquette....
Das empfinde ich eher bei Ihnen so.
Das sieht die Deutsche Bundesregierung offenbar anders & sie auch. Warum wundert mich das nicht?
So etwas betrachte ich als eine ziemlich unfreundliche Unterstellung, also habe ich ebenfalls mit einem unfreundlichen einleitenden Satz geantwortet - tit for tat. Es ging dabei um die Frage, dass mit Erdogan und ähnlichen Potentaten imo dennoch irgendwie umgegangen werden muss, weil ihr Verhalten nun einmal einen großen realen Einfluss auf das Kriegsgeschehen hat. Politik muss die Dinge erst einmal so nehmen, wie sie sind, um dann zu versuchen sie zu verändern. Darauf sind Sie nicht eingegangen.
Auf eine ausführliche Diskussion über Steinmeier habe ich keine Lust. Es ist richtig, dass das Abkommen vom 20.2. nicht ausreichend verteidigt wurde, aber in der Folgezeit hat er extrem wichtige Vermittlungsarbeit geleistet. Die Sie allerdings nicht verfolgt haben, scheint mir - das kann ich hier jetzt nicht en detail nachholen.
Ich antworte seit zwei Jahren überhaupt nicht mehr auf MM - auch nicht, wenn ich etwas als Unterstellung ansehe.
Für mich funktioniert's so am besten.
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(Hatte ich mir auch schonmal vorgenommen...)