Podolski gegen Ballack

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Sportjournalist müsste man sein. ARD-Sportjournalist. Wenn es zum Beispiel zu gewissen Vorfällen auf dem Spielfeld in einem Stadion in Wales kommt und einem deutschen Nationalspieler namens Lukas Podolski die Hand ausrutscht und die auf der Wange eines anderen deustchen Nationalspielers namens Michael Ballack landet, dann wäre man schon gerne Sportjournalist. Bei der ARD. Denn die hat sozusagen das Erstrecht auf investigative Spielerbefragung, wenn die 90 Minuten eines WM-Qualifikationsspiels etwa gegen Wales vorbei sind, das sie übertragen hat. So wie gestern:

ARD: "Und wir versuchen jetzt, die Dinge immer direkt aufzuklären, es gab eine Situation, wo Sie ein bisschen aneinandergeraten sind mit Michael Ballack, sagen Sie uns worum es da ging."

Podolski: "Das passiert halt mal auf dem Platz, und für mich ist das abgehackt und wenn solche Dinge irgendwie besprochen werden, dann machen wir das schon intern."

ARD: "Aber Sie wissen ja, wie es ist, dann kommt es halt zwei Tage später heraus und ich glaube, es war noch nicht mal Michael Ballack der Auslöser, sondenr Philipp Lahm oder irgendwas hinten?"

Podolski: "Keine Ahnung, wie gesagt, wir klären die Dinge intern. Ich bin nicht einer, der nach außen geht und sich da irgendwie - die Dinge werden intern geklärt."

ARD: "Ok, gut, danke." (Reporter schüttelt den Kopf und verzieht den Mund)

Wer nun meint, die Investigation sei schief gegangen, der weiß wirklich nicht, wozu so ein Reporter in der Lage ist. Auftritt Michael Ballack vor seinem Mikro:

ARD: "Ja erstmal reden wir natürlich über das Spiel..." (was die beiden dann auch tun). Erkären Sie uns doch mal die Szene, Sie sind der Kapitän und wir wollen ja alles jetzt immer direkt klären, Lukas Podolski ist rausgegangen und Sie zwei sind so ein bisschen aneinandergeraten. Worum ging's denn da?

Michael Ballack: "Ah, das muss ich (Pause) Na, ich hatte ihm was zu sagen und Sie sehen ja, er war nicht ganz einverstanden damit, er hat noch viel zu lernen, er ist noch ein junger Spieler, er macht Fehler und das wird er auch einsehen. Aber wie gesagt, was da gesprochen wurde, das bleibt intern und das gehört nicht in die Öffentlichkeit."

ARD: "Aber Sie wissen ja, wie es ist, wenn es nicht in die Öffentlichkeit kommt, dann wird jetzt fünf Tage rumgerätselt und jeder wird gefragt und hinterrum und nochmal."

Ballack: "Ja, aber das ist im Fußball so, wenn es dann jemand erzählt, ich meine, da war nichts großes, waren taktische Sachen auf dem Platz, die ich als ...

ARD redet dazwischen: "Das ist doch eine Aussage"

Ballack: ... Kapitän ansprechen muss und wenn er das als junger Spieler nicht einsieht, denke ich, können wir das nachher klären, aber auf dem Platz hat er das zu machen und nicht noch handgreiflich zu werden."

ARD (lächelnd): "Dann haben wir es doch geklärt. Danke schön."

Und wenn schon nicht alle es waren, der ARD-Reporter immerhin war glücklich. Nur eine Frage bleibt: Wofür braucht die Öffentlichkeit eigentlich Sportjournalisten?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

Susanne Lang

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