Ottessa Moshfegh über ihren Debütroman „Eileen“: So ein schöner Mittelfinger

Ultimatives Tabu „Eileen“, Heldin aus Ottessa Moshfeghs Debütroman, löste bei Kritikern heftige Reaktionen aus. Nun kommt die Verfilmung ins Kino und die Autorin erinnert sich: Seit jeher werden komplexe Frauenfiguren von der Gesellschaft tabuisiert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2023
Eileen (Thomasin McKenzie, links) und Rebecca (Anne Hathaway)
Eileen (Thomasin McKenzie, links) und Rebecca (Anne Hathaway)

Foto: Jeong Park

Als mein Debütroman von 2015, Eileen, es auf die Shortlist für den Man Booker Prize schaffte, war mir klar, dass ich Ärger bekommen würde. Bis dahin war ich als Autorin eher experimenteller Kurzgeschichten am Rande des Mainstreams dahingesegelt. Einen Roman zu schreiben, der meiner Vorstellung von dem entsprach, was ein „normaler“ Mensch lesen könnte, erschien mir damals als wirklich abenteuerliches Unternehmen. Aber ich ging es mit der Ernsthaftigkeit einer jungen Schriftstellerin an, die verzweifelt versucht, von dem zu leben, was sie liebt.

Seither habe ich drei weitere Romane und eine Sammlung von Kurzgeschichten veröffentlicht, und mit mittlerweile 42 Jahren ist mir die Unschuld abhanden gekommen. Aber vor einem Jahrzehnt war das Schreiben eine