Die Beweise verdichten sich, dass die Luftverschmutzung unserer Gesundheit schadet. Jetzt haben Untersuchungen in Rom die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf unsere psychische Gesundheit aufgezeigt. Federica Nobile von der Abteilung für Epidemiologie des regionalen Gesundheitsdienstes der Region Latium erklärt, wie es zu dieser Untersuchung kam: „Jüngste Studien haben einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Entwicklung psychiatrischer Störungen wie Depressionen, Angstzuständen und psychotischen Episoden hergestellt. All diese Zusammenhänge wurden jedoch hauptsächlich in kleinen Gruppen untersucht, sodass die Ergebnisse nur schwer verallgemeinert werden können“.
Nobiles Team begann mit Volkszählungsdaten von mehr als 1
meinert werden können“.Nobiles Team begann mit Volkszählungsdaten von mehr als 1,7 Millionen Erwachsenen, die 2011 in Rom lebten, und glich diese mit medizinischen Daten und Informationen der öffentlichen Krankenkassen ab. Die Gesundheitsdaten wurden in den folgenden acht Jahren nach neuen Fällen von psychischen Problemen durchsucht, darunter auch nach Personen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, oder nach Personen mit neuen, wiederkehrenden Verschreibungen für Antipsychotika, Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren.Diese Daten wurden mit Informationen zur Luftverschmutzung und zum Verkehrslärm am Wohnort sowie mit anderen gesellschaftlichen Faktoren verglichen, die sich auf die psychische Gesundheit auswirken können – darunter Armut, Arbeitslosigkeit, Bildung und Familienstand. Es zeigte sich: Menschen, die in Gebieten mit hoher Feinstaubbelastung leben, haben ein höheres Risiko, an Schizophrenie, Depressionen und Angststörungen zu erkranken. Dies wurde durch eine Analyse der Verschreibungen von Medikamenten bestätigt, bei der Menschen im Alter zwischen 30 und 64 Jahren den deutlichsten Zusammenhang mit der Luftverschmutzung aufwiesen.Spürbare Verbesserungen der Mental HealthAnhand der Daten aus der Studie lässt sich vorhersagen, wie groß die Vorteile wären, wenn die Luft in der Stadt verbessert würde. Eine Verringerung der durchschnittlichen Partikelverschmutzung in Rom um zehn Prozent könnte diese häufigen psychischen Erkrankungen um zehn bis 30 Prozent reduzieren. Noch größere Verbesserungen ließen sich erzielen, wenn die von der Europäischen Kommission für 2030 vorgeschlagenen Grenzwerte für die Luftverschmutzung und die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten würden.Francesco Forastiere vom Nationalen Forschungsrat Italiens und dem Imperial College London sagt dazu: „Unsere Entdeckung unterstreicht, wie wichtig es ist, strenge Maßnahmen zu ergreifen, damit die Menschen weniger Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Solche Maßnahmen sind nicht nur für den Schutz vor körperlichen Erkrankungen, sondern auch für die Erhaltung des mentalen Wohlbefindens von entscheidender Bedeutung“.Das Bewusstsein für diese Problematik hat sich nur langsam verbessert. Vor 71 Jahren starben im Londoner Smog von 1952 etwa 12.000 Menschen, vor allem an Atembeschwerden, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Forschungen aus den 1990er Jahren fügten Lungenkrebs der Liste an Folgen von Luftverschmutzung hinzu. Aber die Auswirkungen auf die Gesundheit des Gehirns wurden übersehen.Luftverschmutzung erhöht das Demenz-RisikoEine Studie über Haushunde in Mexiko aus dem Jahr 2002 führte zu der Schlussfolgerung, dass die Luftverschmutzung das Risiko erhöht, im Laufe des Lebens an Demenz zu erkranken. Und es waren die Beobachtungen über den Zusammenhang zwischen Stadtbewohnern und dem erhöhten Risiko für Schizophrenie und andere psychotische Störungen, die die Forscher veranlassten, die Luftverschmutzung als mögliche Ursache zu untersuchen. Andere Studien ergaben Ähnliches. So zeigte eine über sieben Jahre laufende Untersuchung unter der Leitung des King's College in London, dass die Luftverschmutzung bei Menschen mit psychiatrischen Störungen wie Schizophrenie und Depressionen ebenfalls eine Rolle beim Schweregrad und bei Rückfällen spielt.Ioannis Bakolis vom King's College London, der nicht an der Studie in Rom beteiligt war, sagt: „Die groß angelegte Studie in Rom ergänzt frühere Ergebnisse aus Großbritannien, den USA und Dänemark. Sie liefert dringend benötigte Beweise und bestärkt uns darin, einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und psychiatrischen Störungen zu sehen.“ In Rom, so der Wissenschaftler, sei die Feinstaubbelastung für die Menschen dreimal so hoch, wie von der WHO empfohlen. Und so betont Bakolis: „Eine Senkung der Luftverschmutzung auf die WHO-Richtlinien könnte nicht nur die Gesundheit des Gehirns verbessern, sondern auch die Nachfrage nach den psychiatrischen Diensten“. Die seien nach der Corona-Pandemie ohnehin schon überlastet.