Shakespeare zum Vögeln

Sexroboter Die neuen Spielzeuge der Lust bieten nicht nur Körper, sondern auch Geist. Sie sprechen mit ihrem Partner, etwa über Musik – und sie sind jederzeit bereit

In einer Werkstatt im kalifornischen San Marcos baumelt ein Roboter in Menschengestalt an einem Ständer. Die lebensgroße Puppe trägt einen weißen Gymnastikanzug, der Stoff spannt sich über ihren großen Brüsten, ihre sorgfältig manikürten Finger spreizen sich über ihren dünnen Oberschenkeln.

Die Puppe hört auf den Namen Harmony.
Harmony ist ein Prototyp, eine Roboterversion des hyperrealistischen Silikon-Sexspielzeugs der Firma RealDoll. Während ihre hellbraunen Augen zwischen mir und ihrem Schöpfer, Matt McMullen, hin- und herhuschen, beschreibt dieser, was Harmony alles kann.

„Harmony lächelt, zwinkert und runzelt die Stirn. Sie kann eine Unterhaltung führen, Witze erzählen und Shakespeare zitieren. Sie erinnert sich an deinen Geburtstag, merkt sich, was du gerne isst und wie deine Geschwister heißen“, zählt McMullen auf. „Sie kann sich über Musik, Filme und Bücher unterhalten. Und natürlich wird sie mit dir schlafen, wann immer du willst.“

In Harmony kulminiert die Erfahrung aus 20 Jahren Sexpuppen-Produktion und fünf Jahren Roboterforschung. McMullens Kunden wollen etwas so Lebensechtes wie nur möglich – das ist das Alleinstellungsmerkmal seiner Firma. Nachdem sein Team ihre Silikonpuppen äußerlich so menschlich gestaltet hatte, wie es möglich war, schien der nächste Schritt vorgezeichnet: Sie wollten ihnen eine Persönlichkeit geben. Sie wollten sie zum Leben erwecken.
„Es geht um den Unterschied zwischen einer ferngesteuerten Puppe und einem tatsächlichen Roboter. Wenn dieser beginnt, sich selbstständig zu bewegen – der Mensch macht nichts mehr, außer mit ihm zu reden oder auf die richtige Art und Weise mit ihm zu interagieren. Daraus entsteht dann künstliche Intelligenz.“

McMullen hat das entwickelt, was ein bestimmter Typ von Mann als die perfekte Gefährtin betrachten würde: fügsam und unterwürfig, gebaut wie ein Pornostar und allzeit sexuell verfügbar. Eine Studie der Universität Duisburg-Essen hat ergeben, dass 40 Prozent der befragten heterosexuellen Männer sich vorstellen können, sich in den nächsten fünf Jahren einen Sexroboter zu kaufen. Matt McMullen ist nicht der Einzige, der versucht, den weltweit ersten Sexbot zu entwickeln.

Was bedeutet die Entwicklung intelligenter, einfühlsamer Sexpuppen für den technischen Fortschritt, für das Verhältnis von Mann und Frau, für die männlichen Partner von Harmony? Lesen Sie im neuen Freitag. Am Kiosk. Oder in der WebApp.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Jenny Kleeman | The Guardian

Der Freitag ist Syndication-Partner der britischen Tageszeitung The Guardian

The Guardian

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden