Ehrliche Rechnung

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Die Agenda-SPD lässt nicht locker. Frank-Walter Steinmeier, der sich am Abend des Wahldebakels handstreichartig auf den Fraktionsvorsitz gerettet hat, fordert jetzt „eine ehrliche Diskussion über die Ursachen“ des sozialdemokratischen Niedergangs. Der gescheiterte Kanzlerkandidat will damit sagen, es gebe in der Partei eine „unehrliche“ Debatte. Und wer diese führt, ist auch leicht zu begreifen: jene, die mit „kurzschlüssigen Antworten“ eine Öffnung zur Linkspartei empfehlen. Steinmeiers zentrales Argument dagegen ist ein arithmetisches: „Wir haben in alle Richtungen verloren, aber eindeutig mehr zur Union und FDP als nach links.“ Da zählen wir doch einmal nach: Den Daten von Infratest dimap zufolge (findet man bei der ARD) wanderten knapp 1,4 Millionen frühere SPD-Wähler zu Union und FDP. Das sind mehr als die 1,1 Millionen, die zur Linken wechselten. Aber was ist mit den 860.000 Wählern, die die Sozialdemokraten an die Grünen verloren haben? Ist die Partei, weil in Teilen auf Jamaika-Kurs, in Steinmeiers Koordinatensystem nicht mehr „links“? Von wegen "ehrliche Diskussion". Mehr als ins schwarz-gelbe bzw. dunkelrot-grüne Lager vergraulte die SPD bei dieser Wahl übrigens ganz von den Stimmurnen: über zwei Millionen ehemalige SPD-Kreuzler blieben einfach zu Hause, bei der Wahl 2005 war es auch schon eine halbe Millionen. Sind die jetzt links oder rechts, Herr Steinmeier? Und wie wäre es mit einer „Öffnung“ gegenüber denen?

siehe auch: lafontaines-linke.de/

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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