Die gesellschaftliche Linke, hieß es in den vergangenen Jahren immer einmal wieder, müsse doch eigentlich „von der Krise profitieren“; das offenkundige Scheitern einer als neoliberal bezeichneten Politik neue Mehrheiten auf alternative, linke Pfade des Denkens und Handelns lenken. Dass sich die Krise vielmehr in ganz andere Richtung auswirkt, zeigt jetzt eine neue Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Mit zeitlicher Verzögerung stellen die Autoren eine Anstieg von antidemokratischen, rassistischen und sozialdarwinistischen Denkmuster fest. Jeder Zehnte sehnt sich nach einem „Führer“, ein Viertel spricht sich für eine Diktatur aus, jeder Dritte will Nichtdeutsche zurückschicken. Wie sehr sich in der Zunahme die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise spiegeln, stand bei den Forschern ganz oben auf der Liste der erhofften Erkenntnisse. Und auch wenn es vorsichtig formuliert wird, halten die Autoren ihre Ergebnisse „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ für eine Bestätigung des Zusammenhangs.
Die Mitte in der Krise: Studie der FES von 2010
Bewegung in der Mitte: Studie der FES von 2008
Vom Rand zur Mitte: Studie der FES von 2006
Die Zunahme der auf den Begriff „rechtsextrem“ gebrachten Einstellungen sei besorgniserregend und bestätige einen ernüchternden Befund Adornos aus dem Jahre 1959: „Demokratie hat sich nicht derart eingebürgert, dass sie die Menschen wirklich als ihre eigene Sache erfahren.“ Die „erschreckend hohe Zustimmung“ zu Aussagen wie „Auch heute noch ist der Einfluss von Juden zu groß“ (17,2 Prozent) oder „Die Bundesrepublik ist (…) in einem gefährlichen Maße überfremdet“ (45,6 Prozent) findet sich dabei keineswegs nur an den „gesellschaftlichen Rändern“ und sozialen Problemmilieus – sondern, wie Vorgängerstudien bereits zeigten, eben in der „Mitte der Gesellschaft“. Was die Autoren um Oliver Decker und Elmar Brähler als rechtsextreme Einstellungen fassen, habe bei der Erhebung „in allen gesellschaftlichen Gruppen, in allen Altersstufen, unabhängig vom Erwerbsstatus und Bildungsgrad und bei beiden Geschlechtern“ deutliche Ausschläge gezeigt. Die Befragung von rund 2.500 zufällig ausgewählten Personen hat das Berliner Meinungsforschungsinstitut USUMA übrigens im April 2010 durchgeführt – also noch vor der anschwellenden Debatte, die zuerst mit dem Namen Thilo Sarrazin und inzwischen jenem von Horst Seehofer verbunden ist.
In der Diskussion ist immer auch von der Möglichkeit einer „sechsten Partei“ die Rede gewesen, die eine „politische Nachfrage“ zwischen dem „demokratischen Spektrum“, also der Union, und rechtsradikalen Organisationen wie der NPD befriedigen werde. Die FES-Studie lässt diese Frage noch einmal aktuell werden, denn die Lücke in der politischen Repräsentation ist augenfällig: Die Zahl der Befragten mit einem „geschlossenen rechtsextremen Weltbild“ liegt bundesweit bei 8,6 Prozent, und damit zwar etwas niedriger als in der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Im Vergleich dazu fallen die Wahlergebnisse der rechtsradikalen Parteien eher niedrig aus. Die Autoren von „Die Mitte in der Krise“ warnen davor, diese Differenz als Argument gegen ihre Studienergebnisse ins Feld zu führen. In der Tat ist damit noch nichts darüber gesagt, wie stabil die etablierten Parteien einen Teil der Wähler mit rechtsextremen Einstellungen integrieren können, und ob nicht die generelle „Erschöpfung der Demokratie“ an einem bestimmten Punkt zum Aufstieg einer neuen rechten Partei führen könnte. Zumal die FES-Autoren nach einem leichten Rückgang rechtsextremer Einstellungen bei der Studie von 2008 nun „möglicherweise eine Trendwende“ sehen: ein „weiteres Anwachsen“ der Zustimmung zu rechtsextremen Ideologien in den nächsten Jahren“ sei „nicht unwahrscheinlich“.
FES-Definition: "Der Rechtsextremismus ist ein Einstellungsmuster,
dessen verbindendes Kennzeichen Ungleichwertigkeitsvorstellungen
darstellen. Diese äußern sich im politischen Bereich in der Affinität zu
diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen Einstellungen und
einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus.
Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische,
fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen."
Interessantes ergibt ein Blick in die Tiefen der Umfrageergebnisse: Stieß man bei Untersuchungen zu rechtsextremen Einstellungen bisher meist auf einen deutlichen Graben zwischen Männern, die eher rechtsextremen Positionen zustimmten, und Frauen, bezeichnet die FES-Studie diesen Unterschied nun als „nicht mehr statistisch bedeutsam“. Bei christlich konfessionell Gebundenen haben sich in der Studie in fast allen Bereichen höhere Zustimmungswerte für rechtsextreme Aussagen gefunden als bei Konfessionslosen. Auffällig auch: Unter Rentnern finden sich mehr rassistische Denkmuster als unter Erwerbslosen, bei denen auch Sozialdarwinismus seltener vorkommt als bei Beschäftigten. Auch der Ost-West-Vergleich zeichnet ein Bild, das Vereinfachungen à la „der braune Osten“ ins Wanken geraten lässt. So ist in den nicht mehr ganz so neuen Ländern zwar die Ausländerfeindlichkeit deutlich höher, im Westen finden sich dagegen höhere Werte bei Antisemitismus und der Verharmlosung des Nationalsozialismus.
Ebenfalls auffällig sind einige Ergebnisse der FES-Studie, wenn man sie in Bezug zu den parteipolitischen Vorlieben der Befragten setzt. Sieht man einmal von den Anhängern rechtsextremer Parteien ab, unter denen wenig überraschend die Zustimmungswerte zu rechtsextremen Einstellungen am höchsten sind, zeigen sich interessante Details: So finden sich im Westen unter Anhängern der FDP die meisten Diktatur-Befürworter; bei denen von Union und SPD die höchsten Rassismus-Werte und bei denen der Grünen am stärksten sozialdarwinistische Einstellungen. Im Osten wurden besonders viele Befürworter einer Diktatur unter Unionsanhängern gezählt, die Ausländerfeindlichkeit ist bei den Sympathisanten von CDU, SPD und FDP besonders hoch. Insgesamt fallen bei den Anhängern der Linken die recht hohen Zustimmungswerte für chauvinistische und ausländerfeindliche Positionen auf.
Kommentare 69
der letzte absatz animiert mich zu der frage:
wieso bräuchte es eine neue partei? die 'alten' kriegen diese integration doch auch sehr gut hin. oder?
Tja, Deutschland ist eben das Ergebnis eines Stockholm-Syndroms, Aassimilation der Nationalsozialistichen Strukturen nach 1945 bis zum derzeitigen Ableben der letzten schonend behandelten Täter haben eine undifferenzierte Gefühlslage hinterlassen die jederzeit wieder fähig ist Minderheitenschuldige zu benennen.
...und die CSU hat jetzt wieder Arbeit die Bewegung rechts hinter ihrem Rücken einzufangen, wie gehabt. Also Konsequenz CSU for Germany. So braucht man keine neuen Pateibriefdrucksachen zu drucken.
"Zumal die FES-Autoren nach einem leichten Rückgang rechtsextremer Einstellungen bei der Studie von 2008 nun „möglicherweise eine Trendwende“ sehen: ein „weiteres Anwachsen“ der Zustimmung zu rechtsextremen Ideologien in den nächsten Jahren“ sei „nicht unwahrscheinlich“."
Die Banken haben sich ja schon dank großzügiger Unterstützung aus Steuergeldern erholt, die Looser werden sich ja dann in einer 6. Partei heiß reden um das Zentrum vom Spaltpilz der Demokratischen Strukturen weiter in die konservative Ecke zu schieben.
Die gesellschaftliche Linke, hieß es in den vergangenen Jahren immer einmal wieder, müsse doch eigentlich „von der Krise profitieren“; ....
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Wenn die Linke von Krisen profitieren soll, dann wünsche ich mir, dass sie erfolglos bleibt!
Keine Krise = keine Linke notwendig! ;-)
Der Umkehrschluß stimmt auch:
Linke erfolgreich = Krise! ;-)
Was soll an solchen Ergebnissen so überraschend sein?
Wir haben doch eine analoge Situation wie nach 1900 bis1933:
Ein absteigendes, von Verelendung unmittelbar bedrohtes nicht nur mittelständisches Kleinbürgertum von autoritärem Charakter faschisiert sich unter der ökonomischen Krise.
Dass die 30-45 Jährigen dabei diese (Angst)Haltung nicht wie die alten "Stehkrägen" ausdrücken, sondern hinter einem "anything goes"-Hedonismus verstecken wollen, tut nichts zur Sache.
Die ungebrochene Kraft der Krise, ihr Wesen ist hier entscheidend. Diese "Welle" ist tief gegründet, die Form Ihrer Schaumkronen nicht entscheidend.
Das Prinzip ist ja recht einfach: Verlierer und die es wahrscheinlich bald werden, können auf ein „Unterführerpöstchen“ hoffen, wenn sie den Oberführern dorthinein kriechen wo, hrmhrm, das Braune heraus kommt. Unterführer ist im Prinzipe jeder, der sich zu den „Richtigen“ zählen darf. Wer richtig ist und wer falsch, bestimmen die Oberführer. So ist alles determiniert und der Untertan muss es nur noch adaptieren.
Das Gehirn bleibt im Stand-by-Zustand: die Oberführer führen und die Gefolgschaft folgt.
Wie aber wurden die Gehirne der Untertanen in den Stand-by-Zustand geschaltet, der sie so führsam macht?
Das ist eine spannende Frage, meine ich. Denn ihre Beantwortung wird uns in Erstaunen versetzen.
>>Bei christlich konfessionell Gebundenen haben sich in der Studie in fast allen Bereichen höhere Zustimmungswerte für rechtsextreme Aussagen gefunden als bei Konfessionslosen.
Soll ich mal erklären, warum mich das nicht im Geringsten wundert?
>>und bei denen der Grünen am stärksten sozialdarwinistische Einstellungen.
Ja klar, alles Bio!
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und zum "profitieren von der Krise": Von einer Krise pofitieren diejenigen, die sie verursacht haben. Es hätte ja in ihrer Macht gestanden, sie abzuwenden. Oder sind wir alle Opfer einer Naturkatastrophe?
auf die erklärung dafür
>>Bei christlich konfessionell Gebundenen haben sich in der Studie in fast allen Bereichen höhere Zustimmungswerte für rechtsextreme Aussagen gefunden als bei Konfessionslosen.
Soll ich mal erklären, warum mich das nicht im Geringsten wundert?
bin ich gespannt!
Alsdann: die Kurzerklärung, die aber in einer Diskussion ausbaufähig wäre:
Im Religionsunterricht habe ich Kirche als mentale Obrigkeit erlebt, mit der und über die man nicht diskutieren kann. Man kann sich einordnen und glauben und fertig. Kaum Spielraum für eigenes Denken, Wissen wollen oder gar die Frage, ob Gott mir ein Gehirn gab, damit ich eigene Gedanken denken kann.
Der Mensch denkt nicht, sondern er wird von Glaubensexperten gedacht und fügt sich ein.
Diese Haltung: Glauben und Einordnen unter die geistige Führung habe ich bei Kirchengläubigen immer wieder erlebt. Wer das mal gelernt hat ist für Führung jeder Art anfälliger als die sich dagegen wehrten...
Wenn das der Papst wüsste. Der ist doch Unfehlbar.
@Tom Strohschneider:Die gesellschaftliche Linke, hieß es in den vergangenen Jahren immer einmal wieder, müsse doch eigentlich „von der Krise profitieren“; das offenkundige Scheitern einer als neoliberal bezeichneten Politik neue Mehrheiten auf alternative, linke Pfade des Denkens und Handelns lenken.
Was soll diese naive fast deterministische These?
Seit wann stellt sich kritisches antikapitalistisches Bewußtsein automatisch ein ? Nur , weil man von den gesellschaftlichen Misständen betroffen ist.
Das Gegenteil , wissen wir doch seit langem, ist der Fall.
Bewußtloses Erleiden , Erdulden von gesellschaftlichen Zuständen führt zu Fatalismus, Fanatismus etc., also zu individualistischen Verarbeitungsweisen, die ohne gesellschaftskritische Substanz sind.
Erst, wenn diese Phänomene in ihr gesellschafts-politisches Umfeld gestellt werden, kann daraus kritisches Bewußtsein entstehen.
Warum speziell rechtsradikale Einstellungen von gesellschaftlichen Verwerfungen profitieren, liegt doch auf der Hand. Wenn ich dem Einzelnen Sündenböcke biete, die an seiner Lage Schuld sind, (Ausländer nehmen mir den Arbeitsplatz weg, nicht Unternehmer),
dann knüpft das an emotionale Vorurteile an, die viele teilen und wird als Erklärung der Situation empfunden.
Gesellschaftliche Zusammenhänge zu analysieren und zu begreifen ist ein bewußter intellektueller Prozess.
Weder die Schule noch die Medien (Fernsehen, große Zeitungen, Zeitschriften) bringen mir dies näher. Ganz im Gegenteil. Sie basteln mit an einem individuell orientierten Menschenbild.
Gott sei Dank haben wir die kommerziellen Medien. Die sind doch der Garant für Freiheit und Demokratie. Also falscher Alarm, ist wohl nur etwas Schlick aufgewirbelt worden.
Gut, die sind Garant für Freiheit und Demokratie von ca. 100 Familien. Aber was ist mit dem Rest?
Der Rest ist Schlick.
(Gibt es Ironiekürzel?)
Na ja, goch:
Ich weiss, was der Papst sagt, aber der Papst weiss nicht, was ich sage... :-))
>>Gut, die sind Garant für Freiheit und Demokratie von ca. 100 Familien.
Die 100 Familien sind das Volk.
Wie schön. Für Sie sind Links und Rechts noch ideologisch relevante Markierungspunkte der politischen Identifikation?
Und Sie werden nicht müde zu wiederholen, daß Sie rechts sind. Was für ein Kalauer, ja was für ein innerer Reichsparteitag für Sie, einer vorwiegend anti-neoliberalen FC zu erzählen, Sie wären rechts.(" RECHTS!! Hallo! HALLO! Habt Ihr gesehen? Ich bin reheeechts!! Und trau es mich zu sagen, juhuu -yeah, was bin doch für ein Schweinchen Schlau. Hier zu ärgern. Mit Rechts-Sein..")
Wie beneidenswert schlicht, wie wundersam simple doch alles zu erklären ist, als "Rechter" verorten Sie sich albern wie Sie auch noch sind, als fähig, die "Linke" zu schmähen, zu verjuxen, und dabei wähnen Sie sich hier im richtigen Blog?
Ja?
Warum bloggen Sie nicht dort, wo alle Blogger mit Ihnen gemeinsam über die "Linke" wiehern? Was machen Sie hier?
Wozu das Geprolle, die Provokationen?
Sie sind ein Rechter?
Und nu?
Legen Sie erstmal ihre klebrige Rassel aus der Hand, Schnuller raus, und artikulieren Sie sich wie jemand der älter ist als 17 Jahre.
Sind die nun Schlick oder das Volk?
fr. emma, es kann sein der herr gehorcht, ich hab mal gehört man steht auf uniformen rechts von allem
... ca. 100 Volks-Familien und viel Schlick - schon ist die Demokratie recht schick, jedenfalls soweit ichs blick.
Wir wollen und brauchen weder eine Diktatur ,noch einen Führer oder eine neue Partei. Was ich da lese, glaube ich einfach nicht!
Was soll diese naive fast deterministische These? Ja, hab ich mich auch immer gefragt. Das sie "immer einmal wieder" aufgestellt wurde, heißt ja nicht, dass ich sie teile. Auch wenn ich zugeben muss, dass in mir ein kleiner verelendungstheoretischer Hund lebt, der vor zwei Jahren folgende immer mal wieder anschlug. Kleine Hoffnung und so.
Die herrschende Schicht hatte schon immer Zuckerbrot und Peitsche im Angebot.
@HelgaB:Was ich da lese, glaube ich einfach nicht!
Macht nichts! Ändert nichts an der Realität, ob man glaubt oder nicht!
Und man darf auch die Geschichte der Kirchen nicht vergessen. Die haben den Antisemitismus in Europa verbreitet und die Methoden verfeinert, das Ausgrenzen von „ungläubigen“ bzw „falschgläubigen“ Mitmenschen, das Verleumden, gewaltsames Vertreiben bis hin zur Vernichtung. Ich habe mal einen Blog über Antisemitismus gemacht und war nach der Recherche erschüttert von der Mitverantwortung der Kirchen am Antisemitismus mit all seinen schrecklichen Folgen.
Ich sehe aufgrund der oben beschriebenen Untersuchung, die Kirchen in einer besonderen Aufklärungspflicht – innerhalb ihrer Gemeinde und geläutert auch nach Außen, aktuell auch, um den allgemeinen Antiislamismus aufzulösen.
Moin nhoffm,
und Ihr Wort in Gottes Ohr.
hm.
das erinnert mich an das, womit mir irgendwelche leute am strand ansatzweise immer den urlaub versauten, weil sie dem neben mir bratenden urlaubenden kleriker erklären mußten, warum sie aus der kirche ausgetreten waren
statt schnorcheln zu gehen oder was mensch sonst am strand so macht (ich ging dann irgendwann schnorcheln oder steckte die nase ins buch und die finger in die ohren)
@rahab
Kann ich verstehen. Mir ging es aber nicht um die Beurteilung der heutigen Kirchen – zumal ich da wenig drüber weiß – sondern darum, die aktuelle Minderheitenfeindlichkeit und ihre mediale Schürung zu verstehen. Da werden ja tiefsitzende „Programme“ angesprochen, die anscheinend noch bei vielen funktionieren – das Kulturerbe. Und wenn Christen da in christlicher Nächstenliebe intervenieren ist das nur zu begrüßen.
Besser:
Und wenn aufgeklärte Christen da in christlicher Nächstenliebe intervenieren ist das nur zu begrüßen.
fro,
mein kommentar bezog sich auf claudias erläuterung
- die hat sich seit ich sie in den frühen 80-gern zum ersten mal mitanhören mußte nicht geändert
aber: was den allgemeinen antimuslimismus angeht - da würde ich an deiner stelle auf aufklärung durch die kirchenleitungen nicht setzen. denn von dieser seite gibt es nur dieses: www.ekd.de/download/ekd_texte_86.pdf
zum großen entsetzen der gemeinden 'vor ort'.
@Rahab:
>>das erinnert mich an das, womit mir irgendwelche leute am strand ansatzweise immer den urlaub versauten, weil sie dem neben mir bratenden urlaubenden kleriker erklären mußten, warum sie aus der kirche ausgetreten waren
Dass Leute einem mit ihrem Rechtfertigungsdrang auf den Zeiger gehen, das hab ich auch schon erlebt. Dass sie damit hausieren müssen wird wohl auch Gründe haben, :-)
Ich wäre von selber nicht auf das Thema gekommen, sondern habe reagiert.
Denn wenn festgestellt wird:
"Bei christlich konfessionell Gebundenen haben sich in der Studie in fast allen Bereichen höhere Zustimmungswerte für rechtsextreme Aussagen gefunden als bei Konfessionslosen"
dann halte ich es nicht für falsch, mal über die Gründe nachzudenken.
So wie z.B. bei den "Biofaschisten" auch. Ich will mich mal mit den Ursprüngen der Anthroposophie befassen, das könnte vielleicht aufschlussreich sein.
---
Im Übrigen halte ich den kirchlichen Einfluss im heutigen Mitteleuropa nicht für bestimmend.
Da wirken andere Mechanismen stärker. Wir sollten uns mit der Frage, was Menschen für Führer und Obrigkeit so anfällig macht, grundsätzlich auseinander setzen.
Als erstes Experment rate ich immer, mal den Fernseher für einige Wochen kalt zu lassen. Das Ergebnis ist manchmal frappierend. Eine Bekannte sagte im Sommer: "Nie wieder, ich war ja irgendwie gar nicht bei mir, sondern ein Zombie!" Der Begriff Zombie stammt von ihr, nicht von mir. So hart drücke ich mich nicht aus...
Der "elektrische Hausaltar" dürfte heute wohl eines der wichtigsten Führungsinstrumente sein.
Ach, noch ne Ergänzung: Der sogenannten "Befreiungstheologie" stehe ich nicht so fern. Auch Thomas Münzer war aus meiner Sicht ein erfreuliches Beispiel für einen Priester. Leider ist ihm das nicht gut bekommen...
@Claudia
die feststellung finde ich ja auch interessant.
aber leider sehr kurz - wie feststellungen das so an sich haben.
mich täte ja auch interessieren, wo genau die unterschiede zu den 'konfessionslosen' liegen...
@HelgaB:
>>Wir wollen und brauchen weder eine Diktatur ,noch einen Führer oder eine neue Partei.
Wir brauchen sie nicht, das sehe ich auch so.
Es gibt aber eine kleine, extreme Minderheit, die nichts mehr fürchtet als ein selbstbewusstes Volk.
@claudia
„Es gibt aber eine kleine, extreme Minderheit, die nichts mehr fürchtet als ein selbstbewusstes Volk.“
Statt vom „selbstbewussten Volk“ würde ich lieber von aufgeklärten demokratiebewussten Bürger/innen sprechen. Oder, aufgeklärte selbstbewusste Bürgergemeinschaft, ginge vielleicht noch. Das gemeinschaftliche Denken sollte m.E. mehr geübt werden, um gemeinschaftliche Probleme lösen zu können. Aber es darf auf keinen Fall ins Völkische abgleiten. Also nicht Volksbewusstsein, sondern Bürgerbewusstsein ist angesagt. Bürger = Citoyen.
Tut mir leid, Fro, dann ist das "Selbstbewusstsein" falsch rüber gekommen.
Ich hatte in den 70ern Kontakt mit französischen Gewerkschaftern. Und dabei fiel mir auf, was uns fehlt: Die wussten genau, was sie wollten. Was "die da oben" wollten, interessierte nicht. Wenn die Oberen auch immer wieder gegen uns agieren: wir sind immer für uns.
Es zeigt sich ja wieder mal im landesweiten Streik.
Das meinte ich mit Selbstbewusstsein.
Den Zombies die Führern hinterherlaufen mangelt es eben an Selbstbewusstsein. Das macht sie führbar.
Wir sollten versuchen, sie ins Leben zurück zu holen...
@rahab:
Die Konfessionslosen, die ich kenne (einschliesslich mir) haben sich bewusst dafür entschieden, keiner Kirche anzugehören. Dem ging ein Denkprozess voraus.
Mitglied einer Kirche zu sein, bedeutet doch in der Regel, dass man nie über einen Austritt nachgedacht hat. Das erfordert nicht viel eigenen Willen: Man wird durch den Religionsunterricht gezogen, macht alles mit und frönt der bequemen Gewohnheit: So, wie es ist, muss es wohl richtig sein.
Darin sehe ich den Unterschied zwischen bewusst Ausgetretenen und den unbewusst dabei Gebliebenen. (Bewusst Eingetretene kenne ich nicht.)
Es trifft sicher nicht 100,0 % der Kirchenmitglieder zu, aber auf eine Mehrheit, oder?
Ja, alles klar Claudia. Nach dieser Studie fand ich die Vorstellung eines selbstbewussten Volkes etwas beängstigend.
Dieses unsägliche gutgläubige Obrigkeitsdenken sollte aus diesem Lande vertrieben werden – da gebe ich dir unbedingt Recht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass selbst die hiesigen Entscheider überrascht sind, was sie hier so durchziehen können, ohne dass es zum Aufstand kommt. Aber es gibt ja auch eine langsam wachsende Gegenbewegung, die allmählich erkennt, in welche Richtung es gehen muss....
keine ahnung, claudia,
ich kenne nur leutz, welche bewußt dringeblieben sind, trotz religionsunterricht
das will dann aber auch noch nichts heißen, könnte ich mir doch vorstellen, dass ein sarrazin kirchenmitglied ist, bewußt
bewußt eingetretene/übergetretene kenne ich auch, allerdings weniger (was nicht an den leuten liegt, sondern an mir und wen ich so kenne)
und dann kenne ich noch etliche, welche von anderen für irgendwo drin gehalten werden, ohne es tatsächlich zu sein
wie ich auch solche kenne, die ausgetreten sind, aber dennoch von sich selber sagen, sie seien gläubige x, y oder z.
diese (und verwandte) unterschiede meinte ich jetzt aber garnicht, sondern die unterschiede und/oder überschneidungen, welche die studie im detail festgestellt hat
"Keine Krise = keine Linke notwendig!"
Habe ich wohl was verpasst.
500 Milliarden hat die tiefschwarze Regierung ohne zu Erröten für eine zweifelhafte FInanzmarktaktion verbürgt, die einigen Nieten in Nadelstreifen noch Steuergeld in die Bonus-Lohntüte gespült hat. (Das ist übrigens mein Geld, denn ich bin auch einer dieser Staatsbürger.)
Jetzt, wo kein Geld mehr da ist, kann ruhig die Linke dran. Schlechter kann man es einfach nicht machen. Das gibt doch ungeahnte Sicherheit beim Regieren.
Dass es unter den Austretern gläubige Atheisten, Agnostiker und Gläubige gibt, die eben nur mit den Kirchen nicht einverstanden sind, das entspricht meiner Erfahrung.
Die Studie habe ich im Detail nicht gelesen, sondern mich einfach auf den Satz bezogen:
>>Bei christlich konfessionell Gebundenen haben sich in der Studie in fast allen Bereichen höhere Zustimmungswerte für rechtsextreme Aussagen gefunden als bei Konfessionslosen.
Bei bei dieser recht allgemeinen Aussage fiel mir eben ein, was ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist: Die Entscheidung, die man bewusst fällen und durch Selbsteingreifen umsetzen muss. In meiner Generation (1969 ausgetreten) stiess man dabei noch auf mehr Unverständnis der Umwelt als heute.
Damals gab es, zumindest hier in Süddeutschland, Leute, die hatten Marx gelesen, zitierten den Satz vom "Opium fürs Volk", blieben aber Mitglied in ihrer "angeborenen" Kirche, um z.B. Knatsch mit den Eltern zu vermeiden. Die gar nichts zitieren mussten, sondern selber wussten, was sie wollten, waren in der Regel mutiger. Und weniger anfällig Adaptionen gleich welcher Art. Es sind eben eher die "Unangepassten", die auf keine Leimrute gehen.
@ soßenschleck (13.10.2010; 13:59):
Vergiß nicht darauf hinzuweisen, daß es Linke waren, die unerkannt und ungesühnt Konrad Adenauer vergiftet haben.
Ach ja, und vor 5000 Jahren haben sie schon das Fundament des Turms zu Babel gesprengt.
Eigentlich war noch nie der rechte Rand das Problem, sondern die Mitte bzw. das, was sich für die Mitte hält und als solche definiert.
Ich werde (auch hier auf freitag.de) nie müde, darauf hinzuweisen, daß Roland Koch in Hessen Landtagswahlen mit Slogans und Aktionen gewann, die zwanzig Jahre früher regelmäßig von der FAP durchgeführt wurden.
Die Mitte driftet seit geruamer Zeit immer weiter nach rechts, sodaß es vilen Leuten überhaupt nicht mehr bewußt werden, welche reaktionär-dumpfdeutsch-faschistischen Dinge sie glauben und verbreiten. Sie tun dies in aller Unschuld. Oder doch zumindest in aller Naivität.
@GeroSteiner
Wo war denn die Linke, als es um die Kontrolle von Banken zu Derivaten ging?
Die waren ebenso wenig zu sehen/zu hören wie alle anderen Schwätzer hinterher auch.
Hinterher sind besonders Politiker immer schlauer als vorher!
Das mit der Steuerbelastung durch die Finanzkrise stinkt mir natürlich mindestens so wie Ihnen auch.
Aber, es macht nicht viel Sinn, diese Schei*e zur Relativierung anderer Schei*e heranziehen zu wollen.
Kommunistische Planwirtschaft bleibt dadurch trotzdem out! ;-)
Das finde ich gut zusammengefasst.
Ich habe seit Jahren gesagt, die paar Glatzköpfe machen mir keine großen Sorgen - aber die, die im Stillen deren Parolen gar nicht so schlecht finden. Wie viele das sind, wollte man mir oft nicht glauben. Aber jetzt, nach dem Motto "das wird man doch noch sagen dürfen", kommen die alle aus ihren - Verstecken. Wenn ein Sarrazin das sagt, oder Seehofer, oder Gabriel... dann kann man doch...
Ja.
Und das nennen sie dann einen "Tabubruch"...
Vor kurzen wurde ein von Herrn Sarazzin aufbereiterer Zahlensalat in dieser Zeitung für Unsin erklärt. Die Berechnungen (Umfragen) der Fridrich-Ebert-Stiftung sind natülich viel wissenschatlciher und glaubhafter.
>>Eigentlich war noch nie der rechte Rand das Problem, sondern die Mitte bzw. das, was sich für die Mitte hält und als solche definiert.
Deswegen halte ich das "Links/Mitte/Rechts"-Schema für problematisch, denn es sagt eben nichts über Inhalte aus.
Ein anderes Schema, das auch eine "Mitte" enthält, ist die Einkommenshierarchie "Oben/Mitte/Unten".
Vor 40 Jahren habe ich die Auffassung erlebt, dass es "Unten" nicht mehr gäbe, denn es haben doch alle ihr Auskommen mit dem Einkommen. "Oben" wird ja immer ausgeblendet, sodass es nur noch ein "Mitte" gab, politisch vertreten durch "Volksparteien".
Heute geraten immer mehr Menschen, die eine Berufsausbildung und Erfahrungen erworben haben, im Einkommensniveau unter die ungelernten Fabrikarbeiter von 1970.
Wer noch seinen "Besitzstand" hat, erkennt langsam, dass eine Kündigung zum Totalverlust führen kann. Wen sie jenseits des 50sten Lebensjahres erwischt, der stürzt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit irreversibel ab. Bislang mussten nach dem Ende des ALG 1 die fürs Alter gesammelten Rücklagen bis auf einen sehr kleinen Rest verbraucht werden, bevor überhaupt Anspruch auf Hartz4-Geld angemeldet werden konnte. Auch wenn im vergangenen Jahr festgestellt wurde, dass die Armutskaste zur Zeit gross genug ist und für neu hinzu Kommende das "Schonvermögen" etwas angehoben wurde: Die Absturzdrohung existiert weiter. Es wird ganz allmählich wohl auch mehr Leuten klar, dass die Verarmung auch zur endgültigen Zerstörung der Krankenkassen und Rentenversicherung führt.
Einkommens-"Mittelschicht" wird immer wieder neu definiert. Mittlerweile gehören dieser "Mitte" Kaufkraftniveaus an, die noch vor 30 Jahren als "Niedrigstverdiener" galten. Die "Geringverdiener" von heute gab es nicht. Und ich stelle fest: Als der heutige Zustand von Regierenden der 90er Jahre als erstrebenswert propagiert wurde (Vorbild "Mcjobs" in den USA), da glaubte kaum jemand, dass das ausgerechnet für ihn/sie bald Realität werden könnte.
Nun haben wir nach dem "Wirtschaftwunder", dem Wundern über die Wirtschaft also die Phase einer grassierenden Angst erreicht.
Anders als 1929, als die Folgen des Börsenabsturzes über die Menschen hereinbrachen wie ein Tsunami, haben wir es aber heut mit einer politisch gewollten und von langer Hand vorbereiteten Entwicklung zu tun.
Entsprechend konnte auch propagandistisch vorgebaut werden: Die ersten "BLÖD"-Schlagzeilen über den "faulsten Arbeitslosen" und den "faulsten Lehrling" tauchten schon in den achtziger Jahren auf
Viele Kollegen, so erlebte ich es, waren noch der Erfahrung der 70er Jahre verhaftet: Als sie damals einen Arbeitsplatz suchten, war es kein Problem, eine adäquat bezahlte Stelle zu finden. Tarifeinkommen war der Normalfall. Folglich konnte doch nicht sein, dass nur 20 Jahre später das nicht mehr so ist? Logisch, BILD er klärt es uns: Die sind nur zu faul. Die einfache Botschaft ist immer die Richtige, wenn man des Denkens entwöhnt ist.
Nun, da die Bedrohung immer realer wird, geht sie Saat auf: Wer bis jetzt noch davon gekommen ist, kennt die Schuldigen an seiner Angst schon lange.
Man braucht deswegen heute nicht ein Schläger, um mentale Prätorianer für die Obrigkeit zu rekrutieren.
Inhalte der Mitte sind austauschbar: Sie ist ein mentales Vakuum, stabilisiert durch Konsumismus und schöne heile Fernsehwelt als Daseinszweck. Das Vakuum kann mit beliebigen Inhalten gefüllt werden.
Die ihre Untertanen nach belieben mehr oder weniger nach „rechts“ steuern, das sind die Gleichen, die ab 1930 die NSDAP mit Millionenzuwendungen zu einer gewaltigen Propagandamaschine ausbauten. So gesehen hat sich seitdem nichts verändert.
Den Ursprung von „rechts“ sehe ich in der Besitzerklasse, auch wenn sie das natürlich nicht gerne zugibt.
Die ursprüngliche Rechtfertigung der Kapitalakkumulation, dass mit ihr die Industrialisierung vorangetrieben wird und die Produktivkraft erweitert wird, funktioniert längst nicht mehr. Der grosse Kapitalbesitz ist zu einer riesigen Wertvernichtungsmaschine mutiert. Den Besitzern ist klar, dass dies zwangsläufig zu einer Revolution der Produzierenden führen muss. Sie versuchen, sie hinauszuzögern, indem sie immer wieder „Schuldige“ servieren, auf die Menschen, die sich noch vom Kapital „geliebt“ fühlen dürfen, ihren Zorn „über die da oben“ auslassen und an denen sie ihre Angst abreagieren können.
Man könnte ja die Vorteile einer stramm "rechten" Diktatur berechnen:
Beispiel:
Wenn Abgestiegene in einem Arbeitsdienst interniert würden, wo sie für einfache Kost und ein Bett in der Baracke ihre niederen Dienste verrichten müssen: Dann spart man sich das Arbeitsamt in der heutigen Form.
Wenn die Internierten von einem Lagerarzt gesundheitlich grundversorgt werden und Krankenkassen nur für die "guten Beitragszahler" da sind, dann werden die Kassenleistungen wieder sicherer.
Ähnliches gölte für die Rentenversicherung.
Und für Betriebe wäre es ja auch billiger, die Leiharbeiter aus dem Lager und nicht von Zuhälterfirmen zu beziehen, die ihrerseits absahnen.
Es hat also nur Vorteile. Vorausgesetzt, die sozialen Absteiger sind aus genetischen Gründen abgestiegen, sodass es die bis jetzt noch "Guten" nicht treffen kann...
uff...
hier ist sie übrigens, die ganze studie
library.fes.de/pdf-files/do/07504.pdf
und nun ist wohl erst mal lesen angesagt und auseinandersetzung mit dem je eigenen autoritären charakter
Der "Tabubruch" besteht eben darin, dass man sich erst mal vergewissert, irgendwelche "Oberen" auf seiner Seite zu haben, bevor man ausspricht, was sie erwarten...
Nicht nur, dass die geplagte Seele ihren Stuhlgang verrichtet, was ja schon ein Gefühl der Erleichterung bringt, sondern man verlässt nicht den Erwartungsrahmen der Oberen und darf sich von Führern geliebt fühlen...
jaja. die rechten:
en.cumhuriyet.com/?hn=181610
@rahab: "ich kenne nur leutz, welche bewußt dringeblieben sind, trotz religionsunterricht"
kennst mich net?
@Streifzug: "Gibt es Ironiekürzel?" ja, (ir)
Der Humus, auf dem dieser ganze Paradigmenwechsel stattfindet, ist ähnlich durchsetzt, wie seinerzeit zwischen 1900 und 1933, wie Uwe Theel bereits schon richtig festgestellt hat, als da wären:
- grosse Verunsicherung ein weiten Teilen der Bevölkerung
- Orientierungslosigkeit
- Druck von aussen (damals die Reparationszahlungen, heute der globalisierte Handel)
- das beschleunigte Leben, damals industriell-, heute technologisch getrieben
Es steht ernsthaft zu befürchten, dass wir es mit einem Phänomen zu tun kriegen, dass am ehesten mit des Kaisers neue Kleider umschrieben werden kann: Am Horizont der Designer-Faschismus, in seinem hedonistischen Gewand, versetzt mit Lifestyle-Accessoires und Wellness-Bereichen. Damals brüllte der Führer aus dem Volksempfänger, heute ist es zum Beispiel "Sex in the City", dass da aus dem Dolby-Surround System (Version 7.1) donnert. Oder Folgen von Marienhof mit von der INSM gekauften Dialogen. Volksempfänger bleibt Volksempfänger.
Ich empfehle Interessierten wärmstens Karl Polanyis "The Great Transformation" zu lesen- vor allem was den Zusammenhang zwischen aufkommendem Faschismus und dem Versagen des Wirtschaftssystems anbelangt.
far wus?
claudia schrieb am 15.10.2010 um 09:57
Chapeau, Madame!
jaja. der Kemalismus kennt kein Führerkult und Kemalisten sind lupenreine Demokraten, gell? ;-)
Das trifft es!
Strohschneiders gute Zusammenfassung der FES-Studie und dann dieser hervorragende Kommentar: klasse. Kopieren, verbreiten: ich bin schon dabei.
soll das ne sachliche Auseinandersetzung werden? :-)
ich sehe das genauso wie die vor kommentatoren, liebe claudia: sie haben ziemlich sicher den finger tief in die wunde gelegt. respekt!
Etwas seltsam mutet an, dass im Westen unter der FDP am meisten Diktaturbefürworter sein sollen. Wie kann man sich das erklären? Ich fürchte, es ist der doch recht geringen Anzahl der Befragten zuzuschreiben. Oder täusche ich mich?
herr angele, dazu müssen wir uns in die psyche der befragten begeben, und die der fdp, und dafür werden andere bezahlt. .)
Wo liegen die Ursachen für den Stimmungswandel? Die drei aufgeführten Studien geben nur Auskunft über den Status Quo. Worauf dieser Gesinnungswandel im Grunde genommen zurückzuführen ist, steht nirgendwo. Mit rein quantitativen Erhebungen kommen wir nicht mehr weiter, schätze ich. Es wird uns nichts anderes übrigebleiben, als uns mit den Ursachen zu beschäftigen, um diesem Problem Herr zu werden.
Hallo Tom Strohschneider,
m. E. entspricht es auch linksextremen Denkmustern, wenn sich in der FC linksgerichtete Kommentatoren solidarisieren und dazu auffordern, bestimmten Bloggern nicht mehr antworten.
Offensichtlich weil sie gegen den FC-Mainstream argumentieren.
Darunter leidet ganz gewiss die demokratische Qualität der FC!
Beispiel:
sozenschreck schrieb am 17.10.2010 um 11:48
Selbstverständlich wünsche ich den Arbeitern von Hochtief, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben mögen!
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Ich persönlich wünsche jedem Arbeitnehmer ein Arbeitsplatz mit einer gerechten Bezahlung, seiner Leistung entsprechend.
Ob er denn nun unbedingt bei Hochtief sein muß, bleibt dahingestellt.
Nach meiner Meinung ist die Übernahme einer Baufirma durch eine andere (hier Ausländische, die bereits 30 % der Aktien von Hochtief besitzt) nichts Verwerfliches.
Deutsche Firmen haben auch bereits mehrfach ausländische Firmen gekauft.
Manchmal hat auch Staatsprotektionismus solches verhindert, was m. E. falsch war.
Die Übernahme von anderen Firmen ist nicht immer heuschreckenmotiviert, wie es unsere Linken Freunde immer wieder gerne darstellen.
Sie sorgt auch zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zum Vorteil der Kapitalseigner und der Arbeitnehmer!
Auf diese Weise wird der Wertschöpfungskuchen für alle größer, als mit einer von staatswegen protektionierten Wirtschaft.
Vielleicht dieses mal zum Nachteil von Hochtiefbeschäftigten und zum Vorteil spanischer Arbeitnehmer.
Die Regeln sind recht einfach, der Leistungsfähigere erhält mehr Ertrag, als der weniger Leistungsfähige.
In Deutschland laufen die Regeln auf diese Weise recht gut.
Wir können, obwohl Hochlohnland, unsere (teuren) Produkte gut absetzen und dadurch (noch?) unseren hohen Lebensstandard sichern.
Wenn wir einen auf Staatsprotektionismus machen, würde er sicherlich absinken und wir wären bald ein Industrienation 2. oder 3. Klasse mit entsprechend geringeren Lebensstandard als heute.
Wir können es uns sogar (noch?) leisten, schlecht ausgebildete Menschen, deren Leistung im internationalem Vergleich nicht zur Erlangung eines hohen Lebensstandard ausreicht, mit H4-Sätzen zu alimentieren und das mit einem höheren Niveau, als z. B. ein Ingenieur mit Job in Rumänien erwirtschaftet.
sozenschreck schrieb am 17.10.2010 um 11:55
Korrektur:
...nichts Verwerfliches.
...absinken und wir wären bald eine Industrienation 2. oder 3. Klasse mit entsprechend geringerem Lebensstandard als heute.
poor on ruhr schrieb am 17.10.2010 um 22:22
@sozenschreck
Werter Herr,
...Hochlohnland, da fragen Sie doch mal die Leute aus dem Niedringlohnsektor un die Aufstocker?
Der Vergleich mit dem Inginieur in Rumänien ist zynisch und verspottet die Hartz IV-Opfer.
Scheinbar ist Ihnen das deutsche Preisniveau für die Lebenshaltungskosten unbekannt.
In Deutschland hat man mit Hartz IV zum Sterben kaum zuviel, aber zum Leben viel zu wenig!
Sie haben die Regeln der internationalen neoliberalen Ausbeutungssysteme gut aufgesagt.
Sicherlich ist es richtig, dass das deutsche Kapital dabei einer der Akteure und der Profiteure vom internationalen Waren - und Dienstleistungsaustausch ist, aber was für das deutsche Kapital gut ist, ist noch lange nicht für die einfachen und ausgebeuteten Menschen im deutschen Niedriglohnsektor oder unter Hartz IV gut, sowie diese menschenverachtenden Regeln der freien Märkte für einen Großteil des Hungers und der Elend samt der Kriege (Z.B Krieg um Öl im Irak) in der
Welt verantwortlich sind.
Natürlich kann es aus der Sicht , die für die Befreiung des Menschen arbeitet, nicht darum gehen die neoliberalen Prinzipien noch zu verfestigen, sondern es geht darum sie abzuschaffen und eine gerechtere irgendwie linke Welt zu Schaffen in der der Mensch und nicht das Kapital der weltweite gesellschaftliche Massstab ist.
Sie sollten nicht die Hartz IV-Bezieher so zynisch und beleidigend bewerten und abqualifizieren sondern vielleicht mal über das System nachdenken, das sie produziert, auch wen sie dessen Regeln wirklich gut aufsagen können.
MfG
poor on ruhr
I.D.A. Liszt schrieb am 17.10.2010 um 23:49
@ por:
Bitte nicht füttern!
Sonst lungert der Troll nach mehr.
sozenschreck schrieb am 18.10.2010 um 11:17
Werter Herr @poor on ruhr,
doch, Deutschland ist ganz sicher im internationalen Vergleich ein Hochlohnland.
Innerhalb Deutschlands gibt es allerdings große Unterschiede, die von ca. 4,5 €/h bis zu Spitzengehältern einiger Geschäftsführer/Vorstände in mio €/Jahr reichen.
Die Unterschiede sind von der Qualifikation, der Wertschöpfung und vom Arbeitsmarkt (Angebot und Nachfrage) bestimmt.
Wenn man geneigt ist zu glauben, dass der Sozialstaat besser funktionieren würde, wenn diese Einkommen stärker angeglichen würden, trifft dieses wohl nicht zu.
Mein oberster Chef beispielsweise erhält ca. 8 mio. €/Jahr.
Verteilt auf die Belegschaft von 400.000 Mitarbeiter bedeutet dieses 20 €/Kopf/Jahr.
Die Gefahr, dass ein weniger qualifizierter Manager mit einem viel geringeren Jahresverdienst durch seine Entscheidungen eine niedrigere Wertschöpfung für die 400.000 Mitarbeiter als 20 €/Jahr/Kopf erwirtschaften könnte, ist m. E. doch sehr hoch!
Also, lassen wir doch besser meinem Chef
die 8 €/Jahr!
Wenn man die Einkommen international vergleicht, müssen natürlich die dazugehörigen Tätigkeiten ebenfalls verglichen werden.
Da können Sie festellen, dass selbst der Niedrieglohnbereich vergeichsweise noch höher als in den meisten anderen Ländern liegt.
Außerdem gibt es eine viel zu hohe Anzahl H4-Empfänger in Deutschland.
Die H4-Sätze für Arbeitslose und deren Familienangehörige sind weltweit in Deutschland absolute Spitze.
So hart und vielleicht auch so zynisch es sich für H4ler anhören mag.
Das Ganze gilt natürlich auch Preisbereinigt und kann direkt als Lebenssstandard untereinander verglichen werden.
Das die H4-Sätze vergleichsweise so hoch sein können, haben wir natürlich inbesondere den ca. 40 mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und unserer Exportwirtschaft zu verdanken.
Ohne diese wäre H4 nur noch zu einem kleinen Bruchteil der heutigen Aufwendungen finanzierbar.
Es muß sogar gesagt werden, dass die Finanzierung schon heute nicht mehr gedeckt ist und zu einem erheblichen Anteil zu Lasten von Schulden der öffentlichen Haushalte erfolgt.
Die öffentlichen Haushalte sind heute bereits mit 1,8 Billionen € verschuldet und der Schuldendienst hierfür (Zins und Tilgung) kann bereits seit vielen Jahren von den Steuerzahlern nicht mehr begleichen werden, weshalb vor allem die Neuverschuldung steigt.
Zusätzlich müssen noch die Folgekosten aus der internationelen Finanzkrise vom Steuerzahler aufgebracht werden und sorgen damit für Neuverschuldung.
DAS SIND DIE STEUERLASTEN FÜR UNSERE KINDER!!!
Nun ja, dann leisten wir uns noch eine Migration von Wirtschaftsflüchtlingen zu einem hohen Anteil direkt in unsere Sozialsysteme.
Vor allem betrifft dieses arabische und türkische Muslime, deren Anteil in der Bevölkerung von 3,5 mio in 1973 auf 10,5 mio in 2010 angestiegen ist, während die Zahl der Beschäftigten aus diesen Gruppen konstant bei 1,8 mio geblieben ist.
Ich überlasse es Ihrer Phantasie, ob ohne diese Menschen im Land die H4-Sätze für andere ggfs. höher sein könnten.
Sie meinen, dass ich diese Regeln/Fakten wirklich gut aufsagen kann.
Darum geht es aber gar nicht.
Es geht schlicht um eine Wertschöpfung, die, bevor sie verteilt werden kann, natürlich ersteinmal erwirtschaftet werden muß.
Wir haben das Glück oder besser gesagt die Fähigkeit, einen großen Teil unserer Wertschöpfung im Export zu verdienen.
Ohne den Exportanteil hätten wir wahrscheinlich im unteren Einkommensbereich der Bevölkerung schon recht bald die ersten Ernährungsprobleme.
Ich hoffe, dass ich Sie mit den vorgenannten Zeilen nicht beleidigt habe!
Nachstehend noch meinen Kommentar zu Ihrem Blogbeitrag über Hochtief.
Es ist wohl so, dass Hochtief bereits heute ca. 2/3 seines Umsatzes im Ausland macht.
Betroffen von einer Aktienmehrheit durch ACS wären hauptsächlich die ca. 10.000 Mitarbeiter in Deutschland, größtenteils davon Essen.
Auch Hochtief ist bei einer australischen Tochtergesellschaft namens Leighton mit 55 % beteiligt.
Leighton überweist derzeit etwas 80 % des Hochtief-Konzerngewinnes.
D. h., Hochtief macht mit den australischen Kollegen derzeit das Gleiche, was ACS mit den deutschen Kollegen bei Hochtief vorhat.
sozenschreck schrieb am 18.10.2010 um 11:33
@I.D.A. Liszt schrieb am 17.10.2010 um 23:49
@ por:
Bitte nicht füttern!
Sonst lungert der Troll nach mehr
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Selber lungernder Troll, aber ohne Argumente!
Trolle aller Länder, vereinigt Euch und schwurbelt weiter im Lande der Sozialromantiker!
Bitte weiter füttern!! ;-)
...nicht mehr zu antworten.
Melden Sie sich doch einfach als "Blogger" an, sozenschreck. Natürlich werden Sie nur als Troll wahrgenommen, wenn Sie ausschließlich "aus dem Off" kommentieren.
@Nelly
...ich weiß gar nicht genau, wie man das macht.
Ich probier es aber mal! ;-)
...habe irgend etwas falsch gemacht.
Nur mit dem Bild hat's geklappt.
Ich versuche es aber weiter!! ;-)
Der Umkehrschluss aus
"Keine Krise = keine Linke notwendig! ;-)"
ist nicht
"Linke erfolgreich = Krise!"
sondern:
Krise: Linke notwendig.
Gern geschehen.