Multivariate Erlösung: Statistiker beenden Koalitionsdebatte in NRW

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Nach all den koalitionspolitischen Absagen und Annäherungen in NRW ist Erlösung in Sicht. Und zwar schon vor dem Wahlabend in Düsseldorf – wir verdanken es der Statistik, wem auch sonst. An der Universität Mannheim hat man ausgerechnet, wie wahrscheinlich welche Koalition ist. Wenn es für Schwarz-Grün rechnerisch reichen sollte, wird Nordrhein-Westfalen mit 65,3prozentiger Wahrscheinlichkeit auch so regiert. Die große Koalition hätte nur zu knapp 30 Prozent Chancen, Rot-Rot-Grün ist statistisch betrachtet beinahe ausgeschlossen.

Basis für die Vorhersage ist eine offenbar treffsichere Methode, die sich bereits bewährt und die nicht gerade zwangsläufigen Regierungsbildungen in Thüringen und dem Saarland korrekt prognostiziert hat. „Wir haben alle deutschen Landtagswahlen seit 1990 samt den daraus resultierenden Regierungsbildungen ausgewertet. In die Berechnung fließen die Stärke der Parteien im Parlament und ihre programmatischen Positionen, die anhand einer Analyse der Landtagswahlprogramme gewonnen werden, mit ein. Ebenso berücksichtigen wir die Koalitionsaussagen der Parteien und die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat“, erklärt Marc Debus vom Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung das Modell, das er gemeinsam mit Thomas Bräuninger entwickelt hat. Es könne zu 75 Prozent die späteren Regierungsbündnisse berechnen.

Und was folgt nun daraus? Ein Vorschlag: Man spart sich den ohnehin teuren, sowieso unerfreulichen und letztlich ja auch sinnlosen Wahlkampf (an das dabei Versprochene hält sich schließlich niemand) und gibt die Wahlen gänzlich in die Hände der Experten. Die könnten dann mit Hilfe "multivariater statistischer Analysen die Determinanten der Koalitionsbildung in Deutschland ermitteln und auf dieser Basis“ einfach die passende Regierung berechnen. Doppelter Vorteil: Das Klagen über geringe Wahlbeteiligung würde ebenso überflüssig wie Politikersätze, die mit „schließe ich aus“ enden.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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