Die CDU ist über die Linken empört. Man kennt das, eine gewisse Erregungslogik gehört zum Verhältnis beider Parteien. So auch hier: Christine Buchholz hat anlässlich der Trauerfeier für drei Soldaten erklärt, „die Bundeskanzlerin trägt die Verantwortung für den Tod“ der drei jungen Männer. Deshalb fordert CDU-General Hermann Gröhe nun die Linken-Politiker auf, sie müsse sich „umgehend entschuldigen“.
Wofür? Gröhe meint, es handele sich bei Buchholz‘ Kritik um „politische Propaganda aus der untersten Schublade“. Dabei ist nur ausgesprochen worden, was jeder in der Schule lernt: „Der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung.“ Das gilt auch für Angela Merkel. Gröhe weiß das, und es ging ihm in Wahrheit ja auch um etwas anderes.
Zumindest im Vlothoer Anzeiger hatte er Erfolg: Dort wird die Kritik von Buchholz wie gewünscht als „Tiefpunkt politischer Kultur“ von „Demagogen mit ihrem Populismus“ kommentiert, obwohl der Autor im übernächsten Satz eingesteht, dass das mit der Verantwortung „in gewisser Weise stimmt“. Wenn es so ist, warum muss man den Hinweis darauf dann „schäbig“ nennen?
Schäbig ist, wie der Tod von drei Menschen aus dem Privaten ins Politische gezerrt und zu einer kriegsschwangeren Opferfeier mit allerhöchster Beteiligung gemacht wird, die nicht dem Beklagen eines menschlichen Verlustes gilt, sondern der Vorbereitung auf weitere „tapfer gefallene Soldaten“.
Kommentare 5
Getroffene Hunde bellen, dass eine ernstzunehmende politische Partei in Deutschland diese Trauerfeier als das bezeichnet, was sie ist, nämlich eine Instrumentalisierung für eigene politische Ziele , das schmerzt die CDU, nur hat eine solche Einvernahme ja Tradition in Deutschland.
Ich nicht!
Muß ich mich der kommenden Zeilen schämen? Ich neige dazu, mir diese Frage mit Ja zu beantworten. Ja, es könnte pietätlos, es könnte schändlich wirken. Aber wie dem auch sei, manchmal muß auch sowas gesagt werden; mitunter wird es notwendig, etwas zu verkünden, auf das man nicht unbedingt stolz sein muß. Verschiedentlich muß man sich zur Wehr setzen, auch wenn es eine Wehrhaftigkeit ist, bei der es an Manieren mangelt.
Mit Ihnen trauert ein ganzes Land!, hat er vorgestern die Hinterbliebenen getröstet. Natürlich wollte er aufrichten, Seelenbalsam in finsterer Stunde auftragen - aber auch sich und seine Klientel reinwaschen, ganz nebenbei erklärt haben, dass jene Soldaten im Auftrag eines ganzen Landes, nicht nur einer Minderheit, gefallen sind. Ein ganzes Land! Wie kommt dieser selbstdarstellerische Zirkel eigentlich dazu, für ein ganzes Land sprechen zu wollen? Ich weiß nicht, wie andere das wahrnehmen, aber ich, in diesem Lande lebend, trauere nicht; ich will damit nichts zu tun haben. Man spreche nicht an meiner Statt! Das verbitte ich mir!
Man verstehe mich bitte nicht falsch: ich freue mich auch nicht, dass Blut geflossen ist. Aber dieses Blut, es hat nichts mit mir zu tun. Wollte ich etwa, dass junge Männer und Frauen in den Mittleren Osten ziehen? Sind sie mit meinem Segen dorthin? Mich hat man damals jedenfalls nicht gefragt, ob ich Interesse daran hätte, irgendeine undefinierbare Freiheit dort verteidigt zu bekommen, wo man persisch und paschtu spricht. Ich habe von Anfang an nicht dazugehört zu dieser wehrhaften Front; ich hätte sofort mein Nein dazu beigetragen, wenn man mich nur gefragt hätte. Jetzt zu trauern: es wäre einerseits Heuchelei, denn gekannt habe ich die Toten nicht und, andererseits, eine stille Übereinkunft mit dem Szenario im fernen Afghanistan. Wenn ich teilnehme an diesen unappetitlichen Zeremonien, bei denen Uniformen aufgetragen und Orden herausgekramt werden, wenn ich mittrauere, dann bejahe ich das, was sich dieser Tage unmerklich als Heimatfront herauskristallisiert.
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hallo margareth, nein, du musst dich nicht schämen, weil es viele gibt, die wie du denken, nur dazu schweigen. mich hat auch keiner gefragt, ich hätte auch nein gesagt, weil ich den militärischen ansatz an sich schon für falsch halte, dieser konflikt wird vom westen nicht gewonnen werden, bush hat die usa in ein zweites vietnam gestrieben und obama muss es ausbaden, weil er die truppen nicht zurückziehen kann, das ist das dilemma des friedensnobelpreisträgers ( ob er nur wegen seiner visionen diesen preis bereits verdient hat, ist eine andere frage). nur haben wir deutschen damit nichts zu tun, es war eine bewusste politische entscheidung der deutschen regierung, deutsche truppen zu schicken, und diese regierung ist von einer minderheit der wahlberechttigten deutschen legitimiert....
Betrifft Trauerfreier: Deutlich widerwärtiger als die Rede von Frau Merkel empfinde ich die Phrasen des Herrn Guttenberg, der sich nicht entblödete, einen auf Kulturkämpfer zu machen und den Karfreitag bemühte:
"Am Karfreitag sind sie bei Kunduz im Kampf gefallen.
Ja, am Karfeitag. Am vordergründig trostlosesten aller Tage.
Ja, am Karfreitag. Zynisch von jenen gewählt, denen ein Menschenleben nichts, rein gar nichts zählt und die andere Kulturen zu opfern bereit sind, um die eigene letztlich zu verhöhnen."
www.bmvg.de/portal/a/bmvg/de/service/redenundinterviews/redendesministers?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W284CLWE463INFODE/content.jsp
Nicht das deutsche Volk erklärt Ihnen hiermit den Krieg, sondern das deutsche Volk ohne ... erklärt Ihnen hiermit den Krieg - falls das nicht zu viele Umstände macht etc.