Mein Weg nach Russland

Erinnerungen eines Reporters Es gab während meiner 32 Jahre in Russland Vieles, was ich nicht in Artikeln für Tages- und Wochenzeitungen schreiben konnte. Deshalb habe ich jetzt ein autobiographisches Buch veröffentlicht.

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Das Jahr 1992. Es schien so, als ob Deutschland und Russland nun aufeinander zugehen und echte Freunde werden. Damals machte ich mich auf nach Osten. Zunächst lebte ich zwei Monate in Kiew bei der Familie eines ukrainischen Freundes. Dann fuhr ich weiter nach Moskau und ließ mich dort nieder.

Nun lebe ich schon 32 Jahre in Moskau. Ich habe viel erlebt, was ich nicht in gewöhnlichen Artikeln für Tages- und Wochenzeitungen wiedergeben konnte. Deshalb habe ich ein Buch über mein Leben geschrieben, von dem ich nun schon fast die Hälfte in Russland und der Ukraine verbracht habe. Das Buch welches im Januar im Wiener Verlag Promedia erschien, hat den Titel „Mein Weg nach Russland. Erinnerungen eines Reporters“. Mein neues Werk habe ich im Februar auf einer Lesereise durch sieben deutsche Städte vorgestellt.

In dem Buch schildere ich, wie ich – trotz aller Schwierigkeiten - langsam in Russland heimisch wurde. Ich berichte über Frauenbeziehungen. Eine Russin lernte ich in der U-Bahn kennen, eine andere Geliebte war meine Vermieterin.

Großen Raum nimmt in dem Buch mein Vater ein, der gegen Russland als Soldat kämpfte und es nicht bereut hat. Mit ihm zusammen besuchte ich 1997 ein Dorf vor Moskau wo er im Winter 1941 mit seiner Aufklärungseinheit lag, dann aber umdrehen musste. Aus dem Traum, mit seinen Kameraden über den Roten Platz zu marschieren, wurde nichts.

Ein größeres Kapitel handelt von den Tschetschenienkriegen, über die ich als Korrespondent für den "Freitag", den "Deutschlandfunk" und die "Sächsische Zeitung" berichtete. 1996 lebte ich zwei Wochen in einer tschetschenischen Familie und erlebte so hautnah Sitten und Gebräuche. Meine tschetschenische Wirtin rettete mich damals und brachte mich zum Flughafen. Denn fast wäre ich in dem Dorf vor Grosny, wo ich damals lebte, von Tschetschenen entführt worden.

Am 1. Oktober 1993 wurde mein erster Text im „Freitag“ veröffentlicht. „Jüdisches Leben in der Ukraine“ lautete die Überschrift. Es war ein Interview mit Alexander Schlaen, dem damaligen Vorsitzenden des Babij-Jar-Zentrums in Kiew.

Mein letzter Artikel im „Freitag“ wurde am 4. März 2022 veröffentlicht. „Sergej Lawrow, der Sekundant“. Es war ein Porträt über den russischen Außenminister.

Der Kommunikationswissenschaftler Professor Michael Meyen, schrieb über mein Buch:

„Mit Memoiren ist das so eine Sache. Wer hält sich selbst für so wichtig, dass er seine Erlebnisse zwischen zwei Buchdeckel presst? Wer soll das lesen, wenn Partner, Kinder und Enkel fertig sind? Und vor allem: Wer ist in der Lage, eine Geschichte zu erzählen, wenn er tatsächlich etwas Spannendes erlebt hat? Ulrich Heyden hat all diese Zweifel überwunden und sich sogar auf dem Cover platziert. Ein skeptischer Blick nach links, die langen grauen Haare zerzaust vom Wind. Titel: „Mein Weg nach Russland. Erinnerungen eines Reporters“. Heyden, 1954 in Hamburg geboren, ist anders als die meisten Journalisten. Er hat einen Beruf gelernt und in Metallbetrieben gearbeitet. Die Arbeiter für den Sozialismus gewinnen: So hieß das damals, wenn man jung war und sehr weit links. Als der Westen seinen Endsieg feierte und die Genossen müde wurden oder grün und sich dem bürgerlichen Staat in die Arme warfen, ist Ulrich Heyden nach Osten gezogen.“

Die Verlagsinformation zu meinem Buch findet man hier.

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