Ein Drittel vom Einkommen, mehr sollte die Miete nicht kosten. Ich weiß nicht, wer sich diese Faustregel ausgedacht hat, aber sie klingt vernünftig: Ein Drittel für die Miete, dann bleiben zwei stattliche Drittel für Essen, Strom, Kleidung und Kinder. Nur, mit dem Drittel-Paradies ist längst Schluss, zumindest in den Großstädten. Die Firma Immonet weiß aus ihren eigenen Daten: In Hamburg und Berlin gibt man durchschnittlich fast die Hälfte des Einkommens für Miete aus – Nettokaltmiete, versteht sich.
Diese Entwicklung ist ausführlich beklagt worden. Schuld ist der Markt. Der Markt wird größer und flexibler, die Städte sind gefragt, das drückt die Preise nach oben. Schuld ist auch die Politik. Ihre Mietpreisbremse kommt zu langsam und greift nicht tief genug. Bei neuen Verträgen die Mieterhöhung auf 10% zu deckeln, wird die Teuerung nur bedingt bremsen. In Vierteln mit vielen jungen Leute und großer Fluktuation wohl überhaupt nicht. Was allerdings noch weniger gegen Mieterhöhungen hilft, ist: jammern.
Ein bisschen sind wir nämlich selber schuld. Wir haben uns auf einen Mietmarkt eingelassen, in der Hoffnung, er möge sich ganz anders verhalten als andere freie Märkte. Wir haben vom Sozialstaat erhofft, er möge den Markt einhegen. Wir haben dem kapitalistischen Versprechen vertraut, unsere Arbeit werde zum Leben reichen. Und während wir mehr arbeiten als je zuvor – im Bett, in der Bahn, im Urlaub, unter der Dusche – drücken wir die Hälfte davon ab, nur um nicht noch weiter vom Arbeitsplatz wegziehen zu müssen.
Wir haben die Chance verpasst, uns den Wohnraum selbst zu nehmen. Entspannen Sie sich, das wird kein Aufruf zur Hausbesetzung. Ich spreche vom ganz legalen Kaufen. Es gab noch bis weit in die Krise hinein spottbilligen Wohnraum, selbst in „Trendbezirken“ wie Neukölln und St. Pauli. Der ist inzwischen komplett aufgesogen von anonymen Investor*innen, und wird ganz nach Profitlogik entweder saniert oder gezielt verfallen gelassen.
Es gab die Möglichkeit, Wohnraum kollektiv zu kaufen und dem eine andere, eine humane Logik entgegenzustellen. Genossenschaftliche Projekte zeigen, dass das möglich ist. Solidarische Projekte wie das Miethäusersyndikat zeigen, dass das möglich ist. Kleiner Kapitalstock, kleine Einlagen, die die Möglichkeiten einfacher Angestellter nicht sprengen. Einziger Haken: Zeit und Arbeit in den eigenen Wohnraum zu stecken, ohne dass daraus das klassische „Eigenheim“ wird.
Die schlechte Nachricht: Wir haben die Möglichkeit nicht genutzt. Sind lieber auf der Seite der Mietenden geblieben, der Bittsteller*innen, machtlos im Spiel um den Wohnraum, aber auch nicht verantwortlich dafür. Wir haben uns vielleicht auch von der Ungebundenheit verzaubern lassen, die die Miete verspricht. Nur um zu merken, dass unsere Ungebundenheit vor allem dem flexibilisierten Arbeitsmarkt nützt. Wir haben vielleicht auch gehofft, dass wir genug ansparen werden, um irgendwann im Häuschen mit Garten zu sitzen, sodass uns Mieten endlich egal sein können. Wir haben uns schuldig gemacht, weil wir das Spiel mitgespielt haben – und jetzt beschweren wir uns, dass es nach genau den Regeln gespielt wurde, die wir allzu gut kennen.
Die gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät. Wahrscheinlich ist es ambitioniert, als Hausprojekt oder kleine Genossenschaft jetzt noch etwas Bezahlbares in den besagten Trendbezirken zu finden. Aber es gibt noch Leerstand, es gibt vergessene Viertel, Gebiete mit Milieuschutz. Auch in Berlin und Hamburg, in Frankfurt und München. Es muss Kapital aus dem profitorientierten Mietmarkt abgezogen werden, damit es selbstverwalteten, solidarischen und bezahlbaren Wohnformen zugutekommen kann. Überlasst den Wohnraum nicht dem einen Prozent.
Kommentare 25
Die Antwort auf die Frage, warum nicht gelkauft wird, ist im text schon gegeben: Wer weiß schon ob er nicht beruflich weggeschickt wird. Bei solchen horrenden mietpreisen verarschen wir uns in der Tat selber: Die "Mietpreisbremse" ist ein Gauklertrick, der auch gar nicht wirklich helfen soll . Die Politik will keine niedrigen Mieten, sondern hohe Mieten. Wir lassen uns ja auch alles von denen aufbinden. Solang wir alles mit uns machen lassen , ist das denen völlig egal, die machen immer weiter mit Kostentreiberei. -es ist das US-modell des wohnungsmarkts, nur mit einem Unterschied: In USA werden die Wohnungen gekauft- und dann halt wieder verkauft - hier wird gemietet, auch deshalb, weil es ja nicht zum Verkauf angeboten wird, nur zur vermietung.
Immobilie kommt von immobil.
Und das ist exakt das Gegenteil dessen was die Wirtschaft heute von Arbeitnehmern verlangt.
Niedriglohn und Arbeitsplatzflexibilisierung das sind die Totengräber aller Stabilität: Kinder und Wohneigentum leistet man sich dann nicht mehr.
Problem erkannt, doch die Gefahr nicht gebannt. Denn das hier...:
Es muss Kapital aus dem profitorientierten Mietmarkt abgezogen werden, damit es selbstverwalteten, solidarischen und bezahlbaren Wohnformen zugutekommen kann. Überlasst den Wohnraum nicht dem einen Prozent.
...kann nicht gelingen. In selben Maß, indem sich - und was ja längst der Fall ist - Menschen, egal ob einzeln oder im Kollektiv, von der Miete ab und dem Kauf zuwenden, steigen die Kaufpreise. Der Wonungsuchende ist immer der hinter der Wurst her hechelnde Hund. Warum? Grund und Boden - und damit auch Wohnraum - sind nicht beliebig vermehrbar. Wer gezwungen ist, sich in einem Verkäufer- bzw. Vermietermarkt zurecht zu finden, ist immer der Gekniffene. Und hat man erst das gekaufte oder gar selbst gebaute Dach über dem Kopf, kommt der Wechsel des Arbeitsplatzes in eine andere Stadt, weit weg von der Hütte.
Diese miese Geschichte wird niemals enden.
Die Schreibe ist so naiv, das sie fast verletzend wirkt. Wer so schreibt ist einfach nur respektlos, ich bin baff. Ich könnte jetzt natürlich wohlwollender kritisieren, vielleicht ist der Autor sehr jung und unerfahren. Es fehlt brachial an gesellschaftlichem Kontext. Aber vielleicht ist der Text ja als Provokation gedacht und ich habe ihn nicht verstanden ;). Ich grüße den Landwehrkanal, der sich für die Werbung mit steigenden Preisen bedankt, meine Freunde mussten da schon längst ausziehen. Selber schuld, haben sich halt nicht rechtzeitig eingekauft.
Tja, die Schwaben habens ja in Berlin vorgemacht wie`s geht! Schön das diese Erkenntnis jetzt auch langsam in Berlin durchsickert. Eigentum macht frei hat der"Kapitalismus" vieleicht angekündigt. Das kann man auch wieder verkaufen oder vermieten, wenn`s nicht mehr passt...Grüsse aus Baden Württemberg
>>Aber vielleicht ist der Text ja als Provokation gedacht...<<
So habe ich das auch verstanden:
>>Und während wir mehr arbeiten als je zuvor – im Bett, in der Bahn, im Urlaub, unter der Dusche...<<
"Der Markt wird größer und flexibler, die Städte sind gefragt, das drückt die Preise nach oben."
Man sollte sich auch fragen, warum sie "gefragt" sind. Evtl. mangels Jobalternativen?
"Schuld ist auch die Politik. Ihre Mietpreisbremse kommt zu langsam und greift nicht tief genug. Bei neuen Verträgen die Mieterhöhung auf 10% zu deckeln, wird die Teuerung nur bedingt bremsen. In Vierteln mit vielen jungen Leute und großer Fluktuation wohl überhaupt nicht."
Absehbar. Es ist die typisch juristisch-politische Denke, etwas zu verbieten, statt das System so einzuregulieren, dass eben nicht so viele Menschen gezwungen sind, in Großstädte zu ziehen.
Aber Infrastruktur in Kleinstädten und auf dem Land zu schaffen bzw. zu erhalten, kann sich das arme D halt nicht mehr leisten. Und der Markt regelt meist nur in eine Richtung...
"Solidarische Projekte wie das Miethäusersyndikat zeigen, dass das möglich ist. Kleiner Kapitalstock, kleine Einlagen, die die Möglichkeiten einfacher Angestellter nicht sprengen. Einziger Haken: Zeit und Arbeit in den eigenen Wohnraum zu stecken, ohne dass daraus das klassische „Eigenheim“ wird."
Zeit ist ein extrem knappes Gut, bei vielen knapper als Geld.
Eine Genossenschaft ist jetzt auch nicht etwas, mit dem jeder sich gern rumschlägt. Auch sie zu organisieren braucht es aktive politische Menschen mit entsprechend viel, ja, Zeit. Und heutzutage möchte man es "fexibel", wer weiß, nächste Woche könnte man schon arbeitslos sein und in die nächste Stadt ziehen müssen. Dem steht langfristiges Engagement entgegen, gerade sehr junge Leute denken heute oft so.
Aber sicher, es gibt eine Schnittmenge an Menschen, die man für solche Projekte gewinnen könnte. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Eine gute Sache. Es gab Zeiten, da hätte ich auch bei sowas mitgemacht.
Und es sei fairerweise darauf hingewiesen: schaut nicht nur in "Trendbezirke". Schön leben und sich einrichten, kann man anderswo auch. Auch günstig, wenn man keine zu hohen Komfortansprüche stellt und bereit ist, handwerklich was zu tun.
Yup.
Wobei das eine typisch süddeutsche Häuslebauersicht ist, die die Probleme von Berliner Großstadtbewohnern nicht verstehen kann. Schon ein stabiles ausreichend hohes Einkommen betreffend.
Aber es steckt schon ein Kern Wahrheit drin. Ich würde nie freiwillig irgendwohin ziehen, wo ich mir kein Wohneigentum abzahlen kann. Abhängigkeit fand ich immer furchtbar, auch die Vorstellung anderen dadurch ein leistungsloses Einkommen zu bescheren.
Ich kenne trotzdem viele, die für den Schritt zum Eigentum einfach zu träge und feige sind, obwohl sie locker genug verdienen würden und seit Jahrzehnten in der Gegend wohnen und arbeiten.
Aber wenn man halt unbedingt in Berlin sein will, oder gar in Trendbezirken und vielleicht als weitgehend mittelloser Berufsanfänger, machen solche Modelle schon Sinn.
„Zwei Jungen begegnen irgendwo in den amerikanischen Wäldern einem aggressiven Grizzlybären. Während der eine in Panik gerät, setzt sich der andere seelenruhig hin und zieht sich seine Turnschuhe an. Da sagt der in Panik Geratene: ‚Bist du verrückt? Niemals werden wir schneller laufen können als der Grizzlybär.‘ Und sein Freund entgegnet ihm: ‚Du hast Recht. Aber ich muss nur schneller laufen können als du.‘“
http://www.nachdenkseiten.de/?p=26872
P.S. Warum lesen sie eigentlich den Freitag? Gibt's nichts Interessantes bei Ihnen in Schwaben?
Diese protestantische Argumentation "wir sind selbst schuld" "wir haben es uns einfach gemacht" ist der Hohn. Echte protestantische Länder wie Niederlande, ermöglichen es ihren Bürgern in jungen Jahren unbefristete Angestelltenverhältnisse einzugehen und Wohneigentum, und zwar ohne Eigenkapital, zu erwerben. Amsterdam bevorzugt gar die eigenen Bürger beim Wohnungserwerb, um einen Ausverkauf, wie z.b. in London oder Berlin, zu verhindern.
Na ja, es ist eine Mischung aus beidem.
Eigener Nachlässigkeit und ungünstiger Förderverhältnisse. D hat nicht umsonst so wenig Wohneigentum. Und es ist eher schlimmer geworden, bauliche Anforderungen steigen, Immobilienpreise steigen, Grundstückspreise steigen, Förderung (Eigenheimzulage) verschwindet zugunsten so diffuser Riester-Rentenzulagen usw.
Aber der Sturm linker Entrüstung ist einem andererseits auch sicher, wenn man den Erwerb von Wohneigentum besser fördern möchte. Und Umhimmelsgotteswillen die eigenen Bürger auch noch bevorzugen! Schon vergessen wie man auf der CSU rumhackt, weil sie die Maut für die Deutschen aussparen will?
>>Zeit ist ein extrem knappes Gut, bei vielen knapper als Geld.<<
Entweder ist das Eine oder das Ander knapp. Gibt aber schon ein paar Leute, die über Beides verfügen, zum Beispiel indem sie gut geerbt haben...
>> ‚Du hast Recht. Aber ich muss nur schneller laufen können als du.‘<<
Damit ist die Kernaussage des Artikels gut zusammengefasst.
Oder welche bei denen beides knapp ist, weil sie nicht viel verdienen? Oder z.B. kleine Kinder oder alte Leute zu Hause pflegen müssen etc.?
Gibts schon. Habe aber keine Ahnung wie groß der Anteil ist.
@Anita, die Bagage
Ich lese den Freitag seit Jahren online, wie auch andere Magazine und Beiträge unterschiedlicher politischer Ansichten. Das das lesen auf lokale Medien beschränkt sein soll, also dieser Gedanke ist mir neu. Beim Freitag interessiert mich eigentlich, wie die" Linke" in Deutschland so tickt und mit welchen Themen sie sich beschäftigt. Ich lebe übrigens im Schwarzwald und habe nichts geerbt.
Sie jonglieren recht salopp und nicht sehr differenziert mit einigen Reizwörtern, da dürfen sie sich über Feedback nicht wundern. Das Lesen mag nicht auf lokale Ebene begrenzt sein, das Denken schon. So verstehe ich "die Schwaben habens ja in Berlin vorgemacht … Eigentum macht frei … Das kann man auch wieder verkaufen oder vermieten, wenn`s nicht mehr passt." Mich stört wie sie dies wie eine Art Naturgesetz unreflektiert wiedergeben. Vielleicht ist es ja ironisch oder kritisch gemeint und ich verstehe es nicht ...
@Anita
Ich wundere mich nicht über Feedback, meine es aber auch nicht ironisch. Ich gebe lediglich meine Sicht der Dinge wieder und halte meine Meinung nicht für ein Naturgesetz. Wenn sie dies stört, gut, kann ich mit leben.
Bin ich hier falsch? Selten nach einem so klugen Artikel so viel dümmliche Kommetare gelesen. Liest das keiner richtig??? Oder auch: "Wer etwas will, sucht Lösungen, wer etwas nicht will sucht Gründe." Ich habe bisher hier fast nur "Gründe" gefunden, warum das nicht gehen soll. Ich hatte nun das Glück genau ein solches Projekt kennen zu lernen, wo 11 kluge Menschen sich für ein GEbäude zusammen getan haben, nicht mehr zahlen als eine normale Miete, Garten dabei, jeder ein ausreichend großen Raum bewohnen, eine große Küche haben, vier Bäder, Gästezimmer (das ich demnächst nutzen werde) und Garten. Innerhalb dieses Wohnsyndikats kann man übrigens auch umziehen. Ähnlicfh ist es bei Genossenschaften. Es gibt Möglichkeiten. Lest mal richtig, recherchiert dann weiter, bevor ihr mit all den "Gründen" kommt, die nur eure Lethargie und eure geringe Kreativität aufzeigen.
Die "Mietpreisbremse" ist ein ideologischer und materieller Schwindel.Sie richtet sich vor allem gegen die (sozial) armen Menschen. Sie dient der Planungssicherheit und der gesicherten Profitmaximierung der Bauindustrie, dem handwerklichen Gewerbe, den Immobilien- und Wohnraumhändlern, Dividenden-Aktiengesellschaften, Banken und Hausgesellschaften, Vorständen der Wohnraum-Genossenschaften, Vermietern und Haus-Eigentümern. Die sozialen Interessen von Millionen Mietern werden dabei nicht berücksichtigt. [Und wer bekommt schon alle vier Jahre 10% mehr Lohn; abgesehen von der Mietsteigerung bei sog. Sanierung und Neuvermietung.]
Die Idee mit den Genossenschaftsanteilen ist sehr gut und sollte weiterverfogt werden.
Halten wir mal fest:
1. Derzeit sind die Kreditzinsen für Immobilien traumhaft niedrig. Sie liegen sogar unter 2% p.a. für eine 10-jährige Festschreibung. Um einmal Klartext zu sprechen, das sind für einen Kredit von € 100.000 weniger als 2.000 € Zinsen im Jahr.
2. Deutschland ist eines der wenigen Länder, das über ein Banksystem verfügt, das überhaupt Kredite mit langen Festschreibungszeiten anbietet.
3 Wenn nun die Genossenschaftanteile Eigenkapital darstellen, kann somit ein Teil (maximal 50% der Investitionssumme) über Fremdkapital beschafft werden.
4. Der mögliche Wegzug eines Genossen könnte dadurch gelöst werden, dass in mehrenen Ballungszentren ebenfalls genossenschaftliche Initiativen gegründet werden und die Genossenschaftanteile auf diese anderen Inititiven übertragen werden können.
5. Zur Not kann der Genossenschftsanteil auch ausgezahlt werden,. Allerdings müsste dann eine Sperrklausel vereinbart werden, damit nicht zu viele Genossen auf einmal ausscheiden können. Auch über die Verzinsung des Genossenschaftsanteils wäre zu reden. Sie müsste allerdings sehr niedrig (ca. in Höhe der Inflationsrate, allerdings nach oben begrenzt) sein.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht auch deshalb immer weiter auseinander, weil sich die Vermögenden ganze Straßenzüge zusammenkaufen und hierbei massiv Fremdkapital einsetzen.
Und die (Schaf)herde der Mieter lassen sie dies gefallen, weil sie für sich allein auch keinen Ausweg sehen. Die jetzige Zinsentwicklung in Europa ist einzige Sauerei und spielt nur den Reichen in die Hände. Wer aber über Eigenkapital verfügt, bekommt auch das Fremdkapital. Genau da liegt der genossenschaftliche Ansatz.
Ich will mal quer reinrufen: Verteilt Euch!
Es können doch nicht alle in Berlin wohnen (wollen). Oder in Hamburg, München, Leipzig und Köln. Menno.
@JANTO BAN
Ja, aber wer dort wohnen WILL sollte Wohnraum finden und nicht ausweichen müssen. Genau das beschreibt ja auch der Autor, obendrein haben öffentliche STellen reichlich Sozialwohnungen verhökert, die nun auch unter die Investoren gefallen sind und einkommensschwachen und einkommensnormalen Menschen nicht mehr zur Verfügung stehen. Was kann man ändern? Lamentieren, andere Parteiern wählen, Demos organisieren, Häuser besetzen - oder die im Artikel dargestellen Vorschläge mal prüfend ins Auge fassen.
Die Preise für Wohnraum steigen halt mit der Nachfrage. Das war schon immer so. Und ich glaube nicht, dass man dagegen viel tun kann. Gegen den Strom schwimmen, wie ich es in meinem ersten Kommentar hier angedeutet habe, ist vielleicht die einzige Möglichkeit. Genossenschaften zu gründen fällt wohl auch unter diesen Oberbegriff. Oder eben, sich von dort, wo alle wohnen wollen, fern zu halten, so gut es geht. Ich will z.B. auch einen A5 fahren - kann aber nicht. So what..?
|| Überlasst den Wohnraum nicht dem einen Prozent. ||
Auf dem "Land", in Klein- und Mittelstädten, aber auch in kleineren Großstädten sieht die Sache noch anders aus. Da beschränken sich die angesprochenen Probleme auf die Innenstädte und ein oder zwei Randbezirke im Grünen mit guter City-Anbindung. Dort gibt es in Mehrheit noch die altbekannten Wohnungs- und Häuslebesitzer, Klein- und Kleinstvermieter. Die sog. Filet-Stücke befinden natürlich in Besitz des einen Prozents. Meine Mutter bewohnt jetzt das Elternhaus meines Vaters - momentan noch gemeinsam mit meiner Schwester. Doch es stehen - wortwörtlich - Änderungen ins Haus.
"...machtlos im Spiel um den Wohnraum, aber auch nicht verantwortlich dafür", schreibt Peter Weissenburger. Was der zweite Teil des Satzes bedeutet, weiß ich erst, seitdem ich mich mitverantwortlich für Betrieb und Instandhaltung des in die Jahre gekommenen... tja... Objektes zeige. Allein nur das Rasenmähen plus ein bisschen X im Garten "frisst" die Samstage. Zeit und Arbeit, also Nerven zu investieren, wenn kein Geld da ist, um die Dinge machen zu lassen - das muss man natürlich wollen.
Der Traum vom Eigenheim hat auch eine dunkle Seite, wenn ich das mal so sagen darf. Und die Unsicherheit/Ängste wird/werden - je nach Naturell der/des Eigentümer/s - mitunter sogar größer. Was es bedeutet, etwas (er)halten zu wollen/müssen, weiß man jedenfalls erst, wenn man mal etwas hatte. Ist mir egal, wie hochtrabend sich das anhört. Gemeinschaftseigentum, ob in Familienbesitz oder anderen Konstrukten, verpflichtet jedenfalls.
Ich selbst, vielmehr wir, wohnen aber zur Miete. Ziemlich günstig, seit 13 Jahren in der gleichen, ollen Wohnung in fußläufiger City-Nähe. Wir hatten Glück - und haben es bislang nicht herausgefordert. Zu viel Angst..
@janto ban
Ja, ich stimme zu: Erhaltung von "Objekten" erfordert einen gewissen Aufwand, Entscheidungen, leben in Staub und Dreck, Diskussionen mit Handwerkern. Doch, was tun all die Menschen, die in ihren pflegeleichten Mietwohnung wohnen mit der überschüssigen Kraft? Sie joggem mit verbissenen Gesichtern im Stadtpark herum, kaufen sich Hunde (die armen, was da alles unter "Tierliebe" läuft ist einen neuer thread wert) oder unsinnig teure Räder, die sie erst mal auf dem Auto irgendwohin transportieren und dann dort eine Runde fahren... da kann man auch mal mähen, hacken, sägen, schnippeln oder Anstreichen, verputzen... wieso so viel Angst vor der Pflege einer Immobilie wenn auf der anderen Seite so viel unsinniger Kraftaufwand getan wird? Ich sehe es auch als Sport an wenn ich einen Samstag auf meinen 2000qm mal so richtig getobt habe! WEnn man Haus/GArten mit anderen teilen kann, teilt man auch die Arbeit.
Ja, ich geben Ihnen Recht: auch die Entwicklung in ländlicheren Zonen muss voran getrieben werden. Erster Schritt: Es wird für Ärzte nun doch wieder einkömmlicher, eine Praxis auf dem Land zu eröffnen. Aus dem Leidensdruck reiner Wohngebiete heraus bilden sich Kulturvereine und beleben die Region. Dann will man auch dort wieder gerne wohnen. Aber wer seit 25 Jahren z.B. in Neukölln zur Miete wohnt, dann mit vielleicht 60 Plus dort weg muss, weil er die Miete nicht mehr aufbringen kann, sein soziales Umfeld zerschlagen sieht... für alle diese vielen Menschen kann das Häuschen mit GArten im ländlichen Raum nichts nützen. Wer dort aber bei einer Genossenschaft lebt, hat bessere Chancen einfach zu bleiben, wo er ist. Das ist doch das Ding! Also, betrachtet mal Immobilien- und/oder Gartenpflege als das neue Yoga und legt los! Macht eine Gemeinschaftsaktion aus der Rodung des GArtens, ein paar Leute, die 3 Stunden ranklotzen (es gibt da so eine Dynamik, wenn man sich erst mal warm geschuftet hat, will man nicht mehr aufhören), danach eine Dusche unter dem Gartenschlauch und dann x Stunden grillen. Ich garantiere: So viel Spaß hattet ihr mit Freunden schon lange nicht mehr. Da sieht man noch, was man getan hat, das kann sehr befriedigend sein. Denn ob ihr nicht doch nach 13 Jahren aus eurer fussläufigen Wohnen noch weg gentrifiziert werdet.... das kann niemand wissen. GEnau das ist der Punkt. Allgemein haben wir Deutschen viel Angst, meist aber vor den falschen Dingen.