Seit über zwei Jahrzehnten haben es Tausende Umweltinitiativen und Dutzende Universitätsinstitute in den USA dokumentiert, immer wieder: Fracking ist umweltschädlich. Grundwasser, Trinkwasser, Böden, Pflanzen, Tiere und die Atmosphäre werden auf vielfältige Weise geschädigt, verseucht, vergiftet. Nun ergab eine neue Studie: Fracking schädigt auch Menschen, macht sie krank. Mehr noch: Die Anwohner an den Hunderttausenden Fracking-Bohrstellen sterben früher.
Die renommierte medizinische US-Zeitschrift Lancet veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom März 2023 die Ergebnisse einer Studie über die Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen an Fracking-Standorten. Dazu wurden die Krankenhauseinweisungen aller Menschen über 65 Jahre in zwe
ber 65 Jahre in zwei US-Bundesstaaten miteinander verglichen: in New York, wo Fracking verboten ist, und in Pennsylvania, das seit dem Jahr 2008 mit einem Fracking-Boom überzogen wurde.Das Ergebnis: Akute Herzinfarkte, Herzversagen und Erkrankungen der Herzkranzgefäße sind in Pennsylvania parallel zum Fracking-Boom angestiegen, haben sich bis 2015 verdreifacht. Auch an verlassenen Bohrstellen blieb die Erkrankungsrate hoch. Sie werden im Durchschnitt nach zwei Jahren aufgegeben und oft wegen Insolvenz des beauftragten Subunternehmens nicht ausreichend abgedichtet. Die Studie referiert zahlreiche weitere Untersuchungen, die die an solchen Standorten typischen Schadstoffe seit Jahren dokumentiert haben: Feinstäube, Stickoxide, Benzol, Toluol, Xylol, auch das hochgiftige Methan. Wieder andere zitierte Studien dokumentieren ein breites Spektrum an Erkrankungen: Frühgeburten, untergewichtige Babys, Asthma, Herzkrankheiten.Fracking ist seit den Zeiten des Irak-Kriegers George W. Bush (Energy Policy Act, 2005) und verstärkt seit Barack Obama ein geopolitisches Instrument: Die USA entwickelte sich zum führenden Produzenten von Fracking-Gas. Dafür wurden geltende Gesetze zur Reinhaltung von Wasser und Luft erheblich abgeschwächt, ebenfalls Arbeitsschutzgesetze.Aufgrund der intensiven Kritik am Fracking hat es die Obama-Regierung in „natürliches“ Gas umbenannt, Liquified Natural Gas, LNG. Diese Schönfärberei kombinierte man mit der Parole: LNG ersetzt die umweltschädliche Kohle. Weniger CO2! Dekarbonisierung! Ab 2014 forcierte Obama mit seinem Vize-Präsidenten und Ukraine-Beauftragten Joe Biden den weltweiten Export und den dafür nötigen Bau von Terminals. Shell und Chevron mussten ihre LNG-Erkundungen in der Ostukraine wegen des Krieges erst einmal einstellen.Die Lancet-Studie hat einiges Gewicht. Sie wurde an der wirtschaftspolitisch zentralen Universität von Chicago durchgeführt und von den Argonne Laboratories gefördert. Diese gehören zum US-Energieministerium und sind auch für Nuklearsicherheit zuständig, und zwar seit dem Bau der Atombombe (Manhattan-Projekt) im Zweiten Weltkrieg.Tabu der UmweltbewegungDie Studie verweist auch auf die ein Jahr zuvor veröffentlichte Untersuchung des Institute for Public Health der Harvard University. Davor wurden die Sterbedaten von 15 Millionen US-Bürgern verglichen, die, wie in der Lancet-Studie, 65 Jahre und älter sind. Ergebnis: Die Todesrate an Fracking-Standorten ist um 2,5 Prozent höher als an Standorten, wo nicht gebohrt wird. Bei Anwohnern, die schadstoffhaltigem Abwind ausgesetzt sind, sind es sogar 3,5 Prozent. Trotz des Elite-Status der Universität wurden die Ergebnisse von der Biden-Regierung und den Leitmedien verdrängt, auch von der manchmal kritischen New York Times, auch in der EU und in Deutschland.Was ungleich weniger untersucht wird, sind die Gesundheitsgefahren der Beschäftigten vor Ort. Sie sind dem Giftstoffcocktail, dem Lärm, den ständig an- und abfahrenden Lkws und der taghell ausgeleuchteten Nacht während ihrer oft sehr langen Arbeitszeiten noch viel direkter ausgesetzt. Doch auch die Arbeitsbedingungen der übrigen Umweltindustrie wie E-Mobilität und Windkraft und ihrer Lieferketten sind ein ganz großes Tabu in der Umweltbewegung und der Umweltwissenschaft.Was also ist das für eine Umweltpolitik, in den USA und in der EU durch die Bürger massenhaft schwer erkranken und sogar vorzeitig sterben? Dabei ist LNG in Europa am Ende vier- bis sechsmal so teuer, es vernichtet Arbeitsplätze , verteuert das Leben der Mehrheit und schädigt ganze Volkswirtschaften.