Ich jedenfalls hatte bei dieser Meldung ein Déjà-Vu – voll Heiterkeit und Wehmut.
Mitte der 90er Jahre habe ich – nach einer Tagung in Königswinter – mein Gepäck in der Gepäckaufbewahrung des Bonner Hauptbahnhofs abgegeben, um bis zur Abfahrt meines Zuges mehr „Armfreiheit“ zu haben, um mal ein Modewort schöpferisch aufzugreifen. In dem kleinen Koffer befand sich auch mein Wecker, der so eine merkwürdige alte DDR-Automatik hatte. Wenn man vergaß, die abzustellen, weckte der andauernd oder alle Viertelstunden, ich weiß es nicht mehr genau. Es war auch sehr laut zu hören, klang ziemlich nach „Count Down“ oder so.
Jedenfalls: Als ich mein Gepäckstück wieder abholte, lachte der Angestellte dort und fragte heiter: „Mein Jott, wat ham Sie denn für’n Bömbsche da drin?“ Ich entschuldigte mich, weil ich mir vorstellte, dass das ziemlich nervig gewesen war und zog von dannen.
Das muss man sich mal überlegen: Heute wäre der Bahnhof längst geräumt und ich in Handschellen unterwegs zum Erstverhör oder wegen unzulässiger Vorspiegelung eines Bedrohungsfalles vor Gericht. Vielleicht hätten sie die in den mitgeführten Kosmetika enthaltenen Chemikalien auch gleich als bedrohlich eingestuft und dazu noch der Wecker.
Wie schon angemerkt: Theater, Theater... das sehr zu allerlei Überlegungen verleitet. Was war denn nun wirklich in dem Koffer drin? Auf jeden Fall gibt’s ganz offensichtlich ein großes Interesse daran, die Gefahren, die dieses Land eventuell bedrohen, nicht lautlos und effektiv, sondern mit Medienkrawall abzuwehren, damit uns allen klar wird: NSU war gestern. Heute ist wieder Islamismus-Salafismus dran. Wie schön. Antreten zum Feinbildwechsel.
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