Ich bin aufgefordert, mitzumachen. Weil ich in Rheinland-Pfalz wohne, darf ich einen angeblichen Schicksalszettel mit zwei Kreuzen versehen in eine Urne werfen. Streng kontrolliert, damit alles mit rechten Dingen zugeht. So wie es in Deutschland üblich sein soll. Ich bin unsicher. Wie soll ich meine Kreuze setzen? Die letzten Hochrechnungen sagen: SPD-36%, CDU-35%, AfD-9%, FDP-7%, Grüne-5,5%, Linke-3%.
Mit der AfD wolle niemand koalieren. Das behaupten alle. Also scheidet sie für alle Optionen aus. Die rot-grüne Regierung wird auf jeden Fall abgewählt. Zusammen kämen beide nur noch auf 41,5%, falls die Grünen die 5%-Hürde schafften. Die Linke bleibt darunter. Wählte ich diese Partei, würden meine Stimmen parlamentarisch nicht wirksam. Letztlich schaffte es nur eine Zweierkoalition, nämlich SPD und CDU. Ansonsten blieben nur noch Dreierkonstellationen: Rot-Gelb-Grün-48,5% vs. Opposition-44% oder Schwarz-Gelb-Grün-47,5% vs. Opposition-45%.
Ich will weder die CDU noch die FDP, die derzeit außerparlamentarisch ist, an der Regierung sehen. Würde die SPD die stärkste Partei, regierten entweder die CDU oder die FDP mit. Wählte ich die Grünen, die für mehrere Regierungskoalitionen zur Verfügung stehen, würde auf jeden Fall die FDP mit auf der Regierungsbank sitzen.
Das Dilemma ist offenbar. Ginge ich zur Wahl, egal, was ich wählte, immer würde ich eine rechtsbürgerliche Partei mit an die Macht bringen. Das will ich nicht, obwohl die Frankfurter Rundschau mich heute verbal an die Wahlurne prügeln möchte. Der Vorwahl-Leitartikel ist überschrieben mit: "Wählen statt jammern". Stimmt, meine Überlegungen fühlen sich wie Jammern an. Hat er Recht der Leitartikler, oder besser: der Prediger, wenn er mir vorhält: "Wer am Sonntag nicht wählen geht, darf am Montag nicht wieder jammern, dass er in diesem Land nichts zu sagen hat."
Wählte ich Die Linke, könnte ich am Tag nach der Wahl wenigstens wieder klagen, heulen, flennen, weinen, jaulen und was weiß ich noch alles.
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