100 Jahre Verlassenheit

Schlossfreiheit - zur Kritik der Rekonstruktion

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Ich meine, man möge davon absehen, das Schloss der Hohenzollern wieder aufzubauen. Man will es, verstehe ich es recht, in erster Linie aus städtebaulichen Gründen: die „Linden“ brauchen einen Abschluss. Den brauchen sie, ohne jeden Zweifel. Mein Vorschlag ist der: Man lasse sich Zeit. Man baue an diese Stelle, ich meine an Stelle der alten Lustgartenfront eine Front, welche als Durchgang dienen möge: als Durchgang zunächst zu einem Garten. Es ist natürlich in höchstem Maße wünschenswert, dass an dieser Stelle der Stadt einmal ein Gebäude von großer Wichtigkeit für das Leben der Stadt stehen möge: etwas Lebendigeres als das alte verlassene Kaiserschloss. Wir wissen noch nicht recht, was das sein soll. Lassen wir uns Zeit. Das braucht nicht heute und nicht morgen zu geschehen. Lassen wir uns Zeit. Und verbauen wir unsere Chancen nicht mit einer Wiederholung des alten Erinnerungsbaues, der schon seit 1918 nichts anderes mehr gewesen war als ein Erinnerungsbau. Würde man ihn wieder aufbauen, würde man der künftigen Geschichte der Stadt Berlin keinen guten Dienst erweisen.

Julius Posener

„Das Schloss wieder aufbauen?“


aus dem Katalog zur Ausstellung „Das Schloss?“

des Fördervereins Berliner Stadtschloss

Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften

März 1993



Hier endet der 283. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.


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Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

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