Am Bach, Idyll so fern

Ostharz: Beratung, große Runde - ein Roman in Fragmenten

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Eingeladen hat das Bauamt des Landkreises, allmählich füllt sich der überheizte Raum zwischen den bleichsüchtigen Tapeten unbestimmbaren Alters, finden sich ein der Bereich Stadtentwicklung und Hoch- und Tiefbau, die Bauaufsicht, die Denkmalschutzbehörde, die Wasserbehörde, die Naturschutzbehörde, das Straßenverkehrsamt.... und das Planungsbüro Bauprojekt, vertreten durch den neue Geschäftsführer.

Das Problem ist Ihnen bekannt? eröffnet der Bauamtsleiter, der eingetreten ist, als alle anderen versammelt waren, Ihr Büro hat im letzten Jahr eine Kostenschätzung gemacht... Herr Schneider vom Fachbereich Hoch- und Tiefbau soll uns bitte erläutern, was seitdem veranlasst wurde.

Der Fachbereichsleiter holt aus:

Nach der Wende habe das Ehepaar Schwarzmüller die alte Mühle flussaufwärts an der Bode von der Treuhand gekauft und das Haus zum Hotel umgebaut. Wohl aus Kostengründen hätten sie die meisten Arbeiten selbst geleistet, dabei zwölf Zimmer und ein Restaurant mit Gastraum und Küche hergerichtet. Der Ehemann war handwerklich versiert, habe aber keine Genehmigungen für die Baumaßnahmen eingeholt. Für die Zufahrt zum Grundstück musste ein kleiner Bach überquert werden, die alte, baufällige Brücke habe Herr Schwarzmüller ohne Wissen und Zustimmung der zuständigen Ämter ersetzt. In der Folgezeit staute sich das Wasser im Bach zu jedem Frühjahr, insbesondere zur Zeit der Schneeschmelze, und verursachte durch den Rückstau Überschwemmungen in den Wiesen und Feldmarken.

Die Behörde habe die Hotelbesitzer Schwarzmüller aufgefordert, die Ursache der Stauung zu beseitigen, es sei aber keine Reaktion zu verzeichnen gewesen. Die Bauaufsicht habe bei einer Besichtigung weitere bauliche Mängel festgestellt, die aus der Nichtbeachtung von Sicherheits- und Hygienevorschriften resultierten, insbesondere sei ein zweiter baulichen Rettungsweges aus den Gastzimmern nicht vorhanden. Das Hotel wurde zwangsweise geschlossen.

Da die Ursache der Überschwemmungen dringend beseitigt werden müsse, habe man im letzten Jahr die Kostenschätzung des Planungsbüros an die Eigentümer des Hotels geschickt mit der Aufforderung, die berechneten hundertdreißigtausend Euro für die Wiederherstellung des Bachs in die Kasse des Landkreises einzuzahlen. Daraufhin habe sich Frau Schwarzmüller mit Anwaltsschreiben gemeldet, ihr Mann wäre inzwischen verstorben und sie selbst sei nicht in der Lage, die Maßnahme durchzuführen oder die geforderte Summe zu tragen, da das Hotel inzwischen durch die Bauaufsicht geschlossen worden sei.

Die anwesenden Behördenvertreter nicken bei seinen ausführlichen Einlassungen je nach Zuständigkeit.

In diesem Sommer wollen wir die Maßnahme durchführen, ergreift der Amtsleiter schließlich das Wort, wir können nicht warten, bis das Geld eingeht, vor dem nächsten Winter muss der Bach am Mühlengrundstück ungestört fließen!

Wenn die Hotelbetreiber nicht zahlen, muss der Landkreis in Vorleistung gehen und das Geld einklagen, sagt Schneider, der Fachbereichsleiter, dabei wendet er das Schreiben des Anwalts unschlüssig in den Fingern hin und her. Immerhin kann sie sich einen Anwalt leisten....

Das Haus bleibt gesperrt, bis alle Mängel behoben sind, sagt der Vertreter der Bauaufsicht, da hat Frau Schwarzmüller noch viel zu erledigen.

Wir können prüfen, ob eine andere Lösung preiswerter sein kann, schlägt der neue Geschäftsführer vor, bisher geht unsere Planung davon aus, dass die Zufahrt im Bereich des Bachbetts abgegraben und neu wieder hergestellt wird..... vielleicht kann man eine leichte Brücke für Fußgänger bauen?

Die Zufahrt für Reisebusse muss gesichert bleiben, sagt der Vertreter des Straßenverkehrsamtes, sonst hat die Hotelbetreiberin einen Grund, die Zahlung zu verweigern.

Der Geschäftsführer schlägt einen Ortstermin an der Mühle vor.

Das Gespräch stockt für einen Moment, kurze Blicke wechseln zwischen den Vertretern der Behörden, es dauert einen Moment, bis einer sagt: Sie sind ja neu hier... wenn Sie sich die Zufahrt ansehen wollen, müssen Sie vorsichtig sein... vor dem Bach liegt ein Hof, da züchten die Nachbarn große Hunde... die Leute mögen nicht, wenn sich dort Fremde herumtreiben... und der Mann ist als Jäger registriert, er hat ein Gewehr....

Hier endet der 308. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

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Geschrieben von

archinaut

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