Vom WahnSinn der Welt

Ukraine Ökologie Deformierte Teil 2: Ukraine, Ökologische Raubbauwirtschaft und persönlich-politische Deformationen -- wird der Wahnsinn der Welt zum Standardmodell? Im Welttheater wechseln nur die Akteure, der Wahn bleibt.

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Täglich schlechte Nachrichten erhöhen meist das mediale Geschäft. Wenn wir aber ständig Alarm, Alarm rufen und sich schlechte frustrierende Infos überschlagen, zieht die große Karawane der Schläfrigen und Abgestumpften einfach weiter. Die sogenannten Eliten tarnen sich da etwas besser, verbleiben in verbaler Offenheit – Dauermedienpräsenz – bei gleichzeitig ausgeprägter Handlungsstarre. Ökonomisches und politisches Business as usual oder einfach Selbstschutz, um einigermaßen unbeschadet funktionieren zu können. Ist das der WahnSinn, der ganz normale Wahnsinn der Welt? Man fährt „auf Sicht“ – von Merkel übernommen – und verkauft es als wohlbedachte Lösungsstrategie.

Die Ukraine, Syrien, Afghanistan, der Jemen oder der Sudan sind als Bilderwelten wohl mit einem Klick einschaltbar, aber dennoch weit weg. TV und Internet-Geflimmer. Ein labiles Aufscheinen von Argumenten und Erzählungen – und schon schreitet das bunte Stimmengewirr zum nächsten Thema. Man ist verstrickt im Labyrinth der eigenen Wahrnehmungsmuster – die Gegner, die Feinde, die Trottel vom Dienst sind immer die Anderen.

Was unterbelichtet bleibt sind wichtige Zukunftsfragen, Perspektivenwechsel, Zukunftsszenarien, dringende Lösungen für eine brennende Welt. Wo sind die Auswege aus den Dauerkrisen? Holzwege wurden zu Genüge gegangen.

Denkbar, dass die derzeit agierenden Politiker:innen einfach nicht in der Lage sind, klügere zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Sei es aus Macht- und Geltungssucht, vermeintlichem undurchsichtigen geostrategischen Kalkülen, sei es aus persönlicher politischer Überlebensstrategie und Angst nie aus der Deckung zu wollen, sei es ein Mangel an intellektueller Redlichkeit. Immer werden Begründungen genannt, warum es wieder einmal alternativlos nicht anders gehe.

Nehmen wir drei politische Großfelder zur Verdeutlichung:

Ukraine – Ökologische Raubbauwirtschaft – Persönlich-politische Deformationen

Ukraine

Der völkerrechtswidrige Überfall Russlands ist ein Faktum und hält die Welt in Atem. Zahlreiche kontrovers dargelegte Beweggründe und Herleitung, auch der Glaube, der Krieg könnte schnell zu Ende sein. Fatale Irrtümer und Fehleinschätzungen in den ersten Monaten, aber zugleich ein Rückfall in alte Denkmuster. Folgt aus einem Überfall automatisch, dass man sich blutgedrängt verteidigt? Ist das die klügste Strategie? Gibt es nur einen Kampf um Leben und Tod? Ein Entweder-oder? Ist das das Gesetz des barbarischen Kriegs, auch vermeintlich „zivilisierter Völker“? Liegt das Widerstandsrecht in einer Völkergemeinschaft allein bei Selenziki, Glitschko & Co.?

Nach einem Jahr brutalem Dauerkrieg: mindestens 200.000 Tote, Millionen Menschen sind geflohen, traumatisiert. Aggression und Hass, eingepflanzt für mindestens eine Generation. Ein zerstörtes Land, ein ökonomisches, ökologisches und massenpsychologisches Desaster, das Europa seit 1945 so nicht mehr gesehen hat. Und kein Ende in Sicht, im Gegenteil: Ausweitung des Krieges, weitere Zerstörung und die nächsten 200 000 Tote, Offensive und Gegenoffensive. Totengräber.

Die Regierung der Ukraine will den Feind von ihrem Territorium vertreiben, Russland darf nicht siegen etc. Der Westen liefert unaufhörlich Waffen (wer zahlt die Rechnungen?) und bezahlt alle 3 Monate Milliarden Euro zur Abwendung des Staatsbankrotts. Die Ukraine verteidige angeblich die westliche Demokratie. In Russland verbindet Putin sein Schicksal mit einem Sieg, auch wenn es 500.000 Tote kosten sollte und die Chancen der jungen Generation Russlands international verspielt werden.

Fest steht jetzt schon: Es wird mindestens zwei große Verlierer geben – die Ukraine und Russland. Was will Russland mit einem völlig zerstörten Land? Europa geht geschwächt hervor, die geistige Vergiftung nimmt zu. Die weltweite Aufrüstungsspirale ist in vollem Gang. Auch China und die USA werden nicht wirklich als Sieger hervortreten, zu groß der globale Schaden in der Weltgemeinschaft. Und der Frieden ist in weiter Ferne. Es fehlen alternativ die Kriegs-Billionen Euros und Dollars für den dringenden weltweiten ökologischen Umbau.

Ökologische Raubbauwirtschaft

Wie lange noch den falschen Wolf füttern? Wie lange noch ein blindes Weiter-So? Erdrückend sind die Beweise der weltweiten ökologischen Zerstörungen mit unkontrollierbaren Dominoeffekten. Nach über 40 Jahren Ökologie-Debatte allein in Deutschland sehen wir gerade mal ein paar zarte Pflänzchen der Gegenstrategie. Der Zug läuft kaum gebremst immer noch auf dem falschen Gleis. Ein Versagen der politischen und ökonomischen Eliten. Konnte man sich mit allerlei raffinierten Ausreden noch bis zum Jahr 2005 herausreden – mit Merkel und Kollegen auf Sicht fahren – so ist die Politik des Sitzfleisches definitiv an ihr Ende gekommen – vermeintlich?

Im August 2023 wird Fridays for Future fünf Jahre alt. Mit Greta Thunberg und ihrem Schild „Streik fürs Klima“ fing 2018 alles an. Inzwischen wurde daraus eine internationale Bewegung mit zahlreicher Unterstützung aus den Wissenschaften und der Zivilgesellschaft. Auch wohlmeinende Politiker mischen sich bisweilen unters Volk. Indes:

Die Skepsis ist groß, auch gegenüber den Grünen, die offensichtlich die Beweggründe ihrer eigenen Gründung vergessen haben; vorwiegend neues Personal mit eigenen politischen Ambitionen. Für Fridays for Future und alle Unterstützer:innen stellt sich ernsthaft die Frage nach einer eignen Parteigründung 2023/2024. Auf die Etablierten kann man nicht (mehr) setzen. Sie bewilligen unterm Strich lieber 1000 Milliarden Euro für Krieg als 1000 Milliarden für den ökologischen Umbau im Eiltempo. Ein politischer Erdrutsch bei Wahlen ist durchaus denkbar. Zu einer radikal ökologischen Politik gibt es aber keine Alternative. Sie ist das Gebot der Stunde. Die blinde Gläubigkeit an die Selbstheilungskräfte des Marktes oder an technologische Heilung ohne grundsätzliche Politik-Umsteuerung gilt es endlich zu beenden. Ein Weiter-so ist ein bewusst in Kauf genommener Betrug an den nächsten Generationen. Man hinterlässt verbrannte Erde.

Persönlich-politische Deformationen?

Bei Putin als Kriegstreiber ist man sich schnell einig: krank im Kopf, komplette Körper- und Herzpanzerung. Selbst drei Psychotherapeuten könnten da wenig ausrichten, eher bräuchten sie danach eigene Therapien. An solchen Panzerungen der Herrschenden prallt man ab. Und auch Xi Jinping, der chinesische moderne Diktator aus westlicher Sicht, scheint mehrfach verpanzert zu sein. Wo liegt die Grenze individualpsychologischer Erklärungsansätze?

Sicherlich – die Weltmacht China ist für ökonomische und ökologische Deals offen, wünscht strategische Partnerschaften, kauft sich in großen Maßstab stillschweigend in Europa ein. China verschwendet nicht Billionen Dollars für militärische Dominanz, sondern setzt auf eine konsequente Wirtschaftsstrategie der Expansion. Gegenstrategien scheinen dringend notwendig. Und dennoch: Es gibt zahlreiche konkurrierende Erzählungen, was im Moment in der Welt geschieht. Ein Sowohl-als-auch scheint klüger zu sein als ein Entweder-oder. Kooperation vor Konfrontation. Auch Russland muss in einigen Jahren wieder die Hand der Versöhnung gereicht werden. Es gibt auch ein Russland nach Putin. Und Europa braucht einen befriedeten Kontinent.

Was geschieht mit einer Bevölkerung von 84 Millionen in Deutschland, davon über 20% mit Migrationshintergrund? Soll jeder einzelne systematisch eingeschworen werden auf „Gürtel enger schnallen“ für hohe Militärausgaben, Stützung von Energiekonzernen und Ukrainehilfen? Ein Angstnarrativ, das alles andere für alternativlos erklärt?

Es gilt: Keine Gesellschaftsveränderung ohne die Bereitschaft zur Selbstveränderung. Das trifft alle Milieus, nur mit unterschiedlicher Härte. Haben wir wirklich ein so gutes Leben? Massenhaft verbreitete Depressionen, Angststörungen, Alkoholismus und Einsamkeit sprechen eine andere Sprache.

Wir brauchen eine große positive Erzählung einer Anderen Gesellschaft, bei der Glück und Frieden nicht an weiteres Wirtschaftswachstum und Militärlogiken geknüpft werden. Wir brauchen nicht nur ein ökologisches Wirtschaften, sondern vor allem eine Gesellschaft in vielfältige Liebe getaucht, weltoffen und wertsensibel. Ansonsten bleiben die Individuen im Drama ihrer eigenen Geschichte gefangen. Noch nie waren die finanziellen und kommunikativen Möglichkeiten für eine radikale Transformation so günstig wie heute. Wir haben keine Zeit zu verschwenden.

Vom WahnSinn der Welt, Teil 1 – vor 10 Jahren (!) im Freitag

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Geschrieben von

Bildungswirt

Bildungsexperte, Wissenschaftscoach, Publizist, Müßiggänger, Musiker

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