Endlich Erleuchtung: Vom Saulus zum Paulus 1

Neujahrsansprache "Ich verspreche: Ab 1. Januar 2015 eine Politik der universalen Menschenrechte! Nie wieder Merkelsches Totspardiktat!" Von der Kanzlerin autorisierter VORABDRUCK, Teil 1

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Foto: Wikimedia Commons, Bundeskanzlerin Angela Merkel

Teil 1 meiner Neujahrsansprache

Meine lieben Untertanen!

Ein kurzes Vorwort zu meiner diesjährigen Neujahrsansprache sei mir erlaubt. Ich hatte Sie alle, liebe Untertanen, im letzten Jahr am Jahresende um Verzeihung gebeten, dass ich meine Regentschaft bis Ende 2013 als Saulus ausführte. Ich hatte Ihnen versprochen, das Neue Jahr 2014 als Paulus zu beginnen. Nun ist leider inzwischen der verdammte Ukraine-Konflikt ausgebrochen, in den mich der Herr aus Alabama, mit Namen Herr Obama, mit hineingezwungen hat. Und nicht nur mich. Er bestand darauf, auch meine lieben europäischen Nachbarn in diesen Konflikt hineinzuzieh‘n.

Wir sollten alle gemeinsam, nicht einsam,

ich meine alle NATO-Willigen, einwilligen,

mitzumischen, Sanktionen aufzutischen,

um einen Herrn Putin, nicht Rasputin,

Moses zu lehren, in allen Ehren,

und Farbe zu bekennen, im Rennen um Weltherrschaft.

Das hieße wahre Mitgliedschaft

in dem Verein, der weiß, wie man gemein

die Menschen unterdrückt.

Ja, ist der denn verrückt? Der ist verrückt!

Ich hab’s kapiert. Ich war ja auch ein Untertan.

Doch diese Zeit des Untertans,

die ist vorbei, aus und vorbei

für alle Zeit! Jetzt bin ich frei!

Meine Devise in dieser Krise,

ich mein' mit Russland, ich mein' mit Deutschland,

ist endlich Friede, Freundschaft, Eierkuchen.

Solange Russen und Deutsche nicht Freundschaft schliessen,

wird Europa keinen Frieden geniessen.

Drum lasst uns alle Herrn Obama sagen,

laut und deutlich und doch freundlich:

Es gibt kein USA oder Russland,

es gibt nur beides für Deutschland.

Auch er wird merken, obgleich unter Schmerzen:

Untertanen und Weltherrschaft

wird ein für alle Mal abgeschafft!

Lasst uns frei sein. Lasst uns gleich sein.

Lasst uns Mensch sein!

Entschuldigen Sie, meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass ich in’s Singen und Reimen kam, wenn auch ungelenk. Das ist dem Überschwang zu verdanken, dass ich Sie jetzt, wie im letzten Jahr schon angedacht, als Bürger bezeichnen kann, mich selbst dabei eingeschlossen. Ich werde in 2015 Ihr aller Paulus sein. Ich versprech’s. Hand auf’s Herz. Diesmal wirklich, ohne zu flunkern. Auch will ich mich bemüh’n, von nun an sophisticated zu reden wie die Queen, nicht wie der Kohl aus Oggersheim. Der aß zwar Saumagen und Blutwurst bis zum Gehtnichtmehr, konnte ausnahmsweise auch mit Gabeln und Messern in Blühenden Landschaften essen, derweil ich lediglich in der Kunst der schwungvollen Handhabe eines gemeinen DDR-Löffels unterwiesen worden war. Der Große Erich hatte tägliche Kartoffelsuppe verordnet, für die es keiner Messer oder Gabeln bedurfte. Jetzt habe ich die Birne aus Oggersheim bei Weitem übertroffen. Ich kann nun leidlich mit Stäbchen essen, beinahe ohne zu kleckern, nur ganz manchmal. Derzeit mache ich einen Kursus, mit bloßen Fingern zu speisen. Ist gar nicht so leicht, kann ich versichern. Man weiß ja nie, wohin Einen Staatsreisen führen. Ich will jedenfalls mit allen Wassern gewaschen sein und der deutschen Nation keine Schmach mehr zufügen.

So, nach dieser kurzen Einführung sind wir hoffentlich alle, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, gemeinsam aus dem Untertanen-Status heraus und in bester Stimmung, um meine Neujahrsansprache so richtig genießen zu können. Ich werde es bei einem neuerlichen Aufwasch der sorgfältig erarbeiteten Ansprache aus Ende 2013 belassen, denn meine wundersame Mutation zum Paulus hat sich exakt um ein Jahr verzögert. Da die Ansprache 2013 bestens und wahrhaftig formuliert wurde, wird sie heute wortwörtlich wiederholt. Ab 1. Januar 2015, Null Uhr, werde ich tatsächlich Paulus sein. Da beißt keine Maus den Faden ab, weder Obama, weder Putin noch das Kapital. Ab jetzt werde ich meinen Amtseid ernst nehmen: „So wahr mir Gott helfe!“

Nun hören Sie mir gut zu:

Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Ich bin mir bewusst, mit welcher Inbrunst Sie alle meine Neujahrsansprache erwarten. Und dieses Mal werde ich Sie nicht länger mehrheitlich enttäuschen. Deshalb autorisiere ich auch diesen Vorabdruck. Es könnte ja sein, dass mir am 31. Dezember bös gesinnte Landsleute einen Streich spielen wollen, sich als deutsche Kanzlerin ausgeben und eine Fake-Neujahrsansprache über alle Kanäle verbreiten. Sollte es so kommen, dann wissen Sie im Voraus, dass Sie der Person und dem Text keinerlei Glauben schenken sollten.

Ich habe deshalb dem „Freitag“ eine von mir autorisierte, überarbeitete 2013-Ansprache übermitteln lassen, damit die Wahrheit meiner Worte nicht verloren geht. Selbstverständlich autorisiere ich auch Nachdrucke im deutschen und europäischen Blätterwald ab 1. Januar 2015, Null Uhr.

In meiner Person hat sich im vergangenen Jahr eine stille „Revolution“, eineErleuchtung,eineBekehrungvollzogen, die ich dem deutschen Volke sowie den europäischen Völkern nicht länger vorenthalten darf und will. Sie bricht mit aller Macht aus mir heraus.

Die diesjährige Neujahrsbotschaft zu Beginn meiner dritten Kanzlerschaft hat den folgenden Tenor:

- Vom Saulus zum Paulus

- Von einer Politik für die Reichen zu einer Politik für die Armen

- Von einer menschenverachtenden Politik zu einer, die die Menschenwürde verteidigt

- Helfen Sie mir dabei, dass der Koalitionsvertrag Makulatur bleibt

- Stimmen Sie mit Füssen auf den Straßen ab, sollte ich mein hier gegebenes Wort brechen

- Mein Rücktritt wird ein sofortiger und unwiderruflicher sein

Sie werden sich ob meiner Worte verwundert die Augen reiben. Was ist nur in die Kanzlerin gefahren? Ich sehe und höre schon die deutsche Kapitalisten-Fraktion geifern: “Das darf doch wohl nicht wahr sein! Unser treuester Büttel scheint von allen guten Geistern verlassen zu sein!“

Ebenso werden alle deutschen Seilschaften mit Rang und Namen, Bundestagsparteien, Gewerkschaften, Kirchen, Berufsverbände um Pfründe fürchten, wenn der gierigen Völlerei der Habenden in der Republik der Kampf angesagt wird.

Andererseits werden sich viele von Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ich Sie bisher ungerechterweise als Untertanen behandelt habe, auf einmal ungläubig an den Kopf fassen: „Ist das jahrzehntelange Radfahren, Schleimen, Koffertragen, Angepasstsein, Buckelkrümmen, seit Agenda 2010 immer unerträglicher werdendes Leben in Armut und Elend tatsächlich vorbei und macht dem ‚Aufrechten, Selbstbestimmten Gang‘ Platz? Werden wir auf einmal als Menschen ernst genommen? Dürfen wir über unser Schicksal tatsächlich mit entscheiden?“

Meine lieben Deutschen, meine lieben Europäer, aber auch alle leidenden Menschen in der Welt, denen wir Deutsche Hilfe und Unterstützung gemäß unserer Möglichkeiten zukommen lassen können: Nur mit Ihrer aller Hilfe kann ich meine dritte Kanzlerschaft in einem neuen Licht begehen. Nicht ich werde Geschichte schreiben. Wir alle werden sie zusammen aktiv gestalten. Lassen Sie mich dazu hier die ersten Anhaltspunkte vorschlagen. Vom 1. Januar 2015 an benötige ich dann ihre Mitarbeit, um eine wahre menschenwürdige Politik zu beginnen.

Doch zuvor ein kurzes Wort zu meiner Erleuchtung, zu meiner Bekehrung zum bedingungslosen Kampf für universale Menschenrechte:

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Foto: Merkel mit Papst Franziskus

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1. Meine Erleuchtung begann mit dem Papst-Besuch im vergangenen Mai. Während unserer Unterhaltung stellte ich erstaunt fest, dass dort ein authentischer Menschenfreund vor mir stand, wie ich wenige vor ihm getroffen habe. Er kennt wahrlich das Leben der Menschen, von dem wir Politiker nur reden, im Grunde genommen aber gar nicht kennen, auch nicht kennen wollen, denn sonst müssten wir unsere herzlose und eigensüchtige Politik sofort ändern. Der Papst erwähnte mir gegenüber die wundersame Wandlung des Paulus, dessen Äußerung über die Erbsünde und den Weg zur Erlösung. Paulus erwähnte in seinem Brief an die Korinther von seiner Wandlung zum Apostel (1. Kor.15, 3-7):

„Zuletzt von allen ist er auch von mir, einer Missgeburt, (als Auferstehungszeuge) gesehen worden. Denn ich bin der Geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, ein Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.“

Nach dem Papstbesuch habe ich mir das Zitat häufig ins Gedächtnis gerufen. Die Selbst-Erkenntnis des Paulus als Missgeburt hat mich tief getroffen. Sie alle, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger wissen, dass ich von Religionen nicht allzu viel halte. Dafür aber umso mehr von den universalen Menschenrechten, die das Fundament aller europäischen Kulturen bilden. Ich habe mich persönlich gefragt, ob ich heute eine Missgeburt sei, weil ich die Menschenrechte immer wieder mit Füssen getreten habe?

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Foto: Die Bekehrung des „Saulus“ – Bildtafel mit dem zentralen Bildmotiv des Altars des nordspanischen Einsiedlerklosters Ayerbe

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Im November hörte ich dann von Papst Franziskus die Worte: "Der Kapitalismus tötet!" Das traf mich tief im Innersten und war wohl auch mit ein Schlusspunkt im Prozess meiner Erleuchtung.

2. Meine Begegnung mit Nelson Mandela hatte einen ebenso nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen, wie der Papstbesuch.

Ich bin allerdings nicht zu seiner Beerdigung geflogen, wie es so viele mächtige Personen dieser Welt taten, und ich würde sagen: heuchlerisch taten, da ich selbst es vor meinem Gewissen als zynisch angesehen hätte. Nelson Mandela stand wie kein anderer Mensch für die unerschütterliche Verteidigung der universalen Menschenrechte, und zwar nicht nur für die persönlichen und politischen Freiheitsrechte, sondern auch ganz besonders für die sozialen und wirtschaftlichen Menschenrechte, die für mich nie einen hohen Stellenwert hatten, und auf denen ich oft bedenkenlos herumtrampelte.

Die Papstworte über den Kapitalismus und Nelson Mandelas Auffassung, dass Menschen erst dann wirklich frei sind, wenn sie ihre selbstbestimmte Identität auch im sozialen, ökonomischen und kulturellen Bereich voll entfalten können, haben in diesen Weihnachtstagen zum endgültigen Durchbruch meiner Erleuchtung beigetragen.

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Foto: Mandela und Merkel während der Afrika-Reise der Kanzlerin in 2007

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3. Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass zwei weitere große Persönlichkeiten, die beide aus dem asiatischen, buddhistischen Raum entstammen, mich wesentlich in meiner Entscheidung zum radikalen Wandel in Weltanschauung und politischem Handeln beeinflusst haben. Eine habe ich persönlich treffen können, den Dalai Lama. Die andere, Aung San Suu Kyi aus Myanmar, hoffe ich bald in Deutschland begrüßen zu dürfen. Beide Persönlichkeiten haben ihr Leben ausschließlich dem Frieden und dem Wohl ihrer Völker gewidmet. Ein solches politisches Handeln ist leider Ausnahme in der Welt. Ich muss bekennen, dass mir die eigene persönliche Macht und das Wohlergehen meiner politischen Seilschaft, der Union, und das Blühen des deutschen Großkapitals stets primär am Herzen lag. Das wird sich vom ersten Tag des Neuen Jahres von Grund auf ändern.

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Foto: Dalai Lama und Merkel (23.9.2013)

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Foto: Aung San Suu Kyi

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4. Zu guter Letzt darf ich nicht die Kritiken unterschlagen, die meine Politik und besonders mein TOTSPARDIKTAT seit jeher begleitet haben. Besonders in Südeuropa habe ich das zu spüren bekommen. In Deutschland selbst bin ich mehrheitlich von Opportunisten und Schleimern umgeben, die allesamt keine Zivilcourage aufbringen, um mir Paroli zu bieten. Die Angst vor materiellem Verlust und Knick in der Karriere verwandeln ihren Zorn mir gegenüber in Unterwürfigkeit. Ein Verhalten, das ich aus DDR-Zeiten zur Genüge selbst verinnerlicht hatte, und das ich bis heute gegenüber den Mächtigen wie Obama oder den deutschen Grosskapitalisten an den Tag gelegt habe, womit nun endgültig Schluss sein wird.

Zusammenfassend einige Beispiele der Kritiken aus Europa, die ich im Neuen Jahr als „erleuchtete“ und "bekehrte"Kanzlerin vergessen machen will:

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Foto: Merkelkarikatur in Griechenland

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Foto: Griechenland als Opfer: Hier entreißt - analog zur Mythologie des gefesselten Prometheus -ein Adler, der die EU und Merkel symbolisiert, Griechenland ein Stück der Leber. In der antiken Sage versuchte es der Adler jeden Tag, doch regenerierte sich die Leber - und am Ende wurde Prometheus durch Herakles befreit und gerettet. (credits: spiegel.de, griechische Merkel-Karikaturen)

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Foto: Libero und Business Insider (Februar 2013) Der frühere italienische Premierminister Monti wird unter Merkels Hintern erdrückt.

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Foto: (Zeitschrift: El Jueves) Merkel in Spanien als Miss Spanien 2012 und mit dem spanischen Ministerpräsident Rajoy als Fußabtreter

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Foto: Kabila, 22. Sept. 2013, Merkel, la teutona, cabalga de nuevo: Merkel, die Teutonin, sie reitet weiter (in Anspielung auf ihre Wiederwahl und die Kontinuität ihres Spardiktates)

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Foto: (New Statesman, Publico. es, Juni 2012) Merkel in Hauptrolle Terminator, gefährlichster Staatsmann in Europa

Teil 2 der Ansprache folgt, CE

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Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda