Ich singe für Schottland!

Zukunftstraum Der Künstler Scott Fitzgerald will als Erster für Schottland beim Eurovision Song Contest antreten – falls das Volk kommende Woche für die Unabhängigkeit stimmt

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Ich singe für Schottland!

Foto: Presse

Für Schottland ist der 18. September 2014 ein historischer Tag. Die Bürger Schottlands entscheiden über ihre Spaltung von Großbritannien. Es wäre das Ende einer über 400 Jahre alten Union, die durch die Stimmen der Wahlberechtigten eingeleitet werden kann.

Scott Fitzgerald ist bekennender Schotte

Ein Verfechter der Unabhängigkeit ist der frühere ESC-Teilnehmer Scott Fitzgerald, der eigentlich William McPhail heißt und im schottischen Glasgow geboren und aufgewachsen ist. In einem Interview mit Journalisten hat er Sympathien für ein unabhängiges Schottland gezeigt und sogar mehr versprochen: „Wenn Schottland unabhängig wird, dann trete ich als erster für Schottland an.“ Im Moment sieht es allerdings nicht danach aus, dass das Referendum erfolgreich wird. Nach aktuellen Schätzungen der Meinungsforschungsinstitute würden nur 47 % der Schotten für die Unabhängigkeit stimmen, wenn man die Unschlüssigen bei der Kalkulation mitberücksichtigt. Es könnte eine knappe Niederlage für die Befürworter der Unabhängigkeit werden.

Scott Fitzgerald weiß wie es sich anfühlt hauchdünn zu verlieren. Als er 1988 beim Eurovision Song Contest mit seiner Ballade „Go“ antrat, lag er während der Punktevergabe lange vorne. Erst die letzte Wertung besiegelte sein Schicksal. Er bekam keine Punkte. Die Schweiz dagegen 6 Punkte und gewann mit nur einem Punkt Vorsprung. Seine Kontrahentin war die damals noch völlig unbekannte Celine Dion (ja, DIE Celine Dion). Sie gewann für die Schweiz mit der Ballade „Ne Partez Pas Sans Moi” (zu deutsch: „Geht nicht ohne mich”).

Die Eurovision-Teilnahme ist kein Selbstläufer

Selbst wenn sich die Schotten für die Unabhängigkeit entscheiden sollten, lägen noch viele Hürden im Weg, damit Scott Fitzgerald für Schottland antreten könnte. Erst müsste überhaupt formal die Unabhängigkeit Schottlands festgelegt werden. Ein schottischer Fernsehsender wie SBS (Scottish Broadcasting Service) müsste im Eilverfahren Mitglied der EBU (Europäische Rundfunkunion) werden und den Teilnahmebeitrag für den nächsten Eurovision Song Contest überweisen. Ob sich aber die als geizig bekannten Schotten dies wirklich leisten wollen, steht in den Sternen. Mit schottischen Männerröcken beim nächsten Eurovision Song Contest 2015 in Wien ist also vorerst nicht zu rechnen.

Bekannte Schotten beim Eurovision Song Contest

In der Geschichte des Eurovision Song Contest haben schon mehrmals Schotten teilgenommen. Insbesondere in den 60ern gab es eine Reihe von schottisch angehauchten Beiträgen.

Der Tenor Kenneth McKellar sang 1966 im Schottenrock „A Man Without Love” für Großbritannien. Seine Schmachtballade beeindruckte damals allerdings nicht die Herzen der Juroren. Er landete nur im Mittelfeld.

In Wien trat 1967 die Sängerin Sandy Shaw für Großbritannien auf. Der schottische Komponist Bill Martin schrieb „Puppet On A String”.

1969 trat die schottische Sängerin Lulu für Großbritannien mit „Boom Bang-A-Bang” an – und gewann. Allerdings musste sie sich damals den Sieg mit drei anderen Sängerinnen teilen, die exakt die gleiche Punktzahl erreichten. Dennoch: die Schunkelnummer im Dreiviertel-Takt war noch viele Jahre später ein Gassenhauer.

Beginnen also nach dem Referendum die goldenen Zeiten für Schottland? Stark gemunkelt wird ja, dass auch „Britains Got Talent”-Star und YouTube-Sensation Susan Boyle schon in den Startlöchern steht, um für Schottland singen zu wollen. Wäre „I Dreamed I Dream” nicht schon längst erschienen, dann wäre es wahrscheinlich der perfekte erste schottische Beitrag beim Eurovision Song Contest.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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