„Schnauze voll“: Industriearbeiter sind keine dressierten Gorillas

Arbeitsfreude Obwohl es Millionen Arbeiter gibt, sind ihre Alltagsprobleme in Vergessenheit geraten – und sie fühlen sich abgewertet. Dabei könnte in der Aufwertung der Industriearbeit ein Schlüssel für die Transformation liegen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2023
11,3 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten im produzierenden und im Baugewerbe, in Land-, Forstwirtschaft sowie Fischerei
11,3 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten im produzierenden und im Baugewerbe, in Land-, Forstwirtschaft sowie Fischerei

Foto: Paul Langrock/laif

Was meinen Sie: Wie viele Arbeiter gibt es? Auf diese Frage hin herrscht langes Schweigen. Dann wagt sich eine mutige Studentin vor: 200.000. Mehrere Studenten protestieren. „Nach einigem Hin und Her einigt man sich auf 1,5 Millionen“, so erzählen die französischen Soziologen Stéphane Beaud und Michel Pialoux aus ihrer Vorlesung. Eine treffende Anekdote über die Arbeitsvergessenheit an den Universitäten. Dabei stehen Industriearbeiter im Zentrum radikaler Veränderungen: Was Dekarbonisierung der Arbeit bedeutet, erleben sie jeden Tag hautnah. Mit ihren Erfahrungen kommen sie in der Öffentlichkeit jedoch kaum vor. Das nährt ein Abwertungsempfinden: „Ich bin mein Leben lang Arbeiter. Ich kenne es nicht anders. Aber es sind halt Begriff