In Krisenzeiten suggeriert Gold Sicherheit. Es scheint beständig, während Staaten sich maßlos verschulden, Währungen kommen und gehen. Gerade deswegen spricht es all jene an, die Papiergeld und Notenbanken misstrauen – und den Zusammenbruch der regulären Geldwirtschaft nahe wähnen. Insofern ist es nur konsequent, dass die AfD auf ihrer Webseite nun Gold in verschiedener Form zum Kauf anbietet, hangelt sich ihre Leitidee doch an der Instabilität des Euros entlang. Da macht sich das neue Angebot nicht nur werbetechnisch gut: Gold für 210.000 Euro verkaufte man in den ersten 48 Stunden, hoffnungslose Nostalgiker finden das Edelmetall im AfD-Shop sogar als D-Mark-Stück geprägt.
Natürlich geht es der Partei dabei nicht um die Wiedereinführung der D-Mark über den Umweg der Goldmünzen. Das Angebot soll Umsatz bringen, damit die AfD die Parteienfinanzierung voll ausschöpfen kann. Eine Partei darf nur die Hälfte ihrer Einnahmen aus staatlicher Quelle beziehen, den Rest muss sie selbst aufbringen – nicht so einfach für eine junge Organisation, die dank großer Stimmengewinne einiges an staatlichen Geldern bekommen könnte. Der Dreh mit der politischen Botschaft des Goldverkaufs ist da nur ein Nebeneffekt, um sich vom üblichen Parteimerchandising abzusetzen.
Gold kann nicht beliebig vermehrt werden, das fasziniert die Menschen daran schon immer. Es zieht deshalb auch Apokalyptiker an, die sich als Selbstversorger mit Bunkerbau und Konservendosensammlung für den Weltuntergang rüsten. Von ihnen darf die AfD nun Beifall erwarten. Doch als letzte Chance der ökonomischen Vernunft will die Partei ihren Münz- und Barrenversand ausdrücklich nicht gelten lassen. Sie könne den künftigen Goldkurs nicht voraussagen, liest man auf der Webseite. Ein definitiver Investitionstipp an die Bürger sei das nicht. Immerhin seien diese mündig. Und trotzdem: „Wir stellen aber fest, dass Gold grundsätzlich ein Produkt ist, das als Anlageform von vielen Bürgern als krisenbeständig und zukunftsorientiert wahrgenommen wird.“ Dass der Goldpreis in den vergangenen Monaten eingebrochen ist, verschweigt man aber.
Für die Parteikasse verkauft die AfD schon länger alte Glühbirnen – auch als Statement gegen die Verordnungshydra EU. Folgt man dieser Logik weiter, wird Bernd Lucke demnächst als Staubsaugervertreter mit 2.000-Watt-Geräten durchs Land ziehen.
Kommentare 2
Na, sowas! Langer Artikel - und über den wesentlichsten aller Posten wird ohne Erwähnung hinweggeschrieben - ganz wie bei der Euroüberschuldungskrise.
Das Unfassbare ist doch überhaupt nicht der Goldverkauf, liebe Redaktion. Der Skandal ist doch der Zwang zu so etwas Extremem, weil sonst die Staatsgelder an die anderen Parteien verteilt werden. (Das nicht abgerufene AfD-Steuergeld bleibt nicht beim Staat, sondern wird zu allem Hohn auch noch an die anderen Parteien ausgeschüttet).
Die Plünderung der öffentlichen Kassen durch die politischen Parteien wird daran illustriert, dass soger der Umsatz aus einem Puff-Betrieb noch die staatlichen Fördermittel erhöhen würde.
Die hunderte Millionen Euro Parteienschmierung durch den Staat gehört komplett gestrichen - das ist die Message aus dem Goldverkauf. Und nicht irgendwas zum Wert des Goldes in fürchterlichen Zeiten oder so.
So, so, solche artikel sind also "... gefährlich und absolut kontraproduktiv". Zwar sind sie sicherlich naiv und verfehlen mitunter das wesen der dinge - da hat Helbers sicherlich einen punkt -, aber sind sie deshalb "gefährlich"?
Kann sein. Denn wenn die angebliche immerwährende werthaltigkeit des goldes nicht greift, haben die typen wie Hunter S.T. auf den wind gewettet. Wenn die dosen leer sind, ist schluss. Weil niemand - der einigermassen klar im hirn ist - im extremen krisenfall unverdauliches gold gegen lebensmittel tauschen wird. Denn gold (wie alles andere geld auch) ist nur solange tauschbar, wie es auch rückverwandelbar ist, in konsumierbare LEBENSmittel.
Aber so ernst ist die lage - auch der AfD - ja bis jetzt noch nicht...