„Eine Frage der Würde – Blaga's Lesson“: Im Treibsand der neuen Zeit

Bulgarien Das Ergebnis ökonomischer und gesellschaftlicher Missstände: In Stephan Komandarevs neuestem Film verliert eine Rentnerin durch einen Betrug all ihr Erspartes – und wird selbst kriminell
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2024
Das Alte ist am Ende, das Neue aber auch nur individualisierter: Blaga (Eli Skortschewa) erklimmt das Denkmal „1.300 Jahre Bulgarien“
Das Alte ist am Ende, das Neue aber auch nur individualisierter: Blaga (Eli Skortschewa) erklimmt das Denkmal „1.300 Jahre Bulgarien“

Foto: Svetolav Stoyanov

Zentral gelegen, Südlage, im Sommer kühl, im Winter ruhig. Was im filmischen Voiceover nach einem Glücksfall für ein Wohngrundstück klingt, entpuppt sich nach der Aufblende als verwitterte Grabstätte. Die 70-jährige Blaga (Eli Skortschewa) hat gerade ihren Mann verloren. Mit dem Friedhofsverwalter will sie Details der Beerdigung besprechen und erhält dabei einen unfreiwilligen Grundkurs über die Folgen marktwirtschaftlicher Exzesse in Bulgarien. Wie ein schmieriger Makler bewirbt der Angestellte die letzte Ruhestätte als exklusives Angebot, natürlich unter der Hand. Buchstaben aus Metall will er nicht empfehlen, sie würden ohnehin geklaut. Ein roter Stern auf dem Grabstein ist vom Gesetz her verboten. Ihr Mann, als ehemaliger Poli