Genderverbot in Bayern: Star Wars, Episode 4879

Meinung Das Streiten übers Gendern hat ein Ende – zumindest in Bayern. CSU sei Dank! Ein Liebesbrief an die Partei, die umsetzt, wovon die AfD träumt
Noch etwas ungläubig, der Erlöser Markus Söder
Noch etwas ungläubig, der Erlöser Markus Söder

Foto: Maja Hitij/Getty Images

Deutschland kann endlich aufatmen – oder zumindest Bayern. Markus Söder befreit uns von einer Debatte, die wir alle gerne schon 2015 hinter uns gelassen hätten: Soll man gendern oder lässt man’s lieber bleiben? Die Argumente kennen wir. Auf der einen Seite: die Verunglimpfung der deutschen Sprache, die Unlesbarkeit, kurz: sieht nicht schön aus. Geradezu unzugänglich seien die verunstalteten Wortfetzen für jene, die sich mit komplexen Inhalten sowieso schon schwertun und viel zu schwer zu verstehen außerdem für diejenigen, die Deutsch gerade erst lernen.

Und wer ist groß darin, wirklich alle teilhaben lassen zu wollen, wenn nicht die CSU? Eben. Wie schön also, dass sie selbstverständlich bereitsteht, um zu hüpfen, wenn die AfD ein Stöckchen wirft. Nicht ohne Grund wird beim Thema Gender-Verbot davon gesprochen, dass die AfD damit ein Thema platziert hat, dem sich andere Parteien angenommen haben – und das jetzt erfolgreich umsetzen. Während man also alarmiert über rechtspopulistisches Agendasetting sein könnte, hat die CSU alle Hände voll damit zu tun, der wahren Bedrohung für Deutschland den Garaus zu machen: der Genderlobby.

CSU gegen die Genderlobby

Die Genderlobby malträtiert die Gesellschaft mit dem Binnen-I, peitscht uns durch den Glottisschlag und zwingt einen mit völlig fremden Satzzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkten in die Knie. Wer sollte das wollen? Frauen vielleicht. Oder nicht-binäre Personen. Im Zweifel halt die Grüüüünen. Sie seien schuld daran, dass Polizisten sich heute mehr ums Gendern kümmern müssen als um Gauner, so Söder beim Aschermittwoch in Passau. Eigentlich egal, wen die CSU mit Genderlobby meint, ich bin jedenfalls froh, dass sie den Ganoven endlich den Riegel vorschieben.

Denn wir können nicht mehr. Verfechterinnen des Entgenderns haben längst das Handtuch geworfen. Wo vor Jahren noch gegen exkludierende Sprache getwittert, Studien zitiert und unermüdlich dagegengehalten wurde, wird heute nur noch mit den Schultern gezuckt. Es reicht.

Aber wo eine Lobby ist, da ist doch in der Regel auch Geld oder zumindest irgendein anderer netter Benefit. Hat sich der Aufwand wenigstens gelohnt? Leider lässt sich mit Gendern kaum etwas verdienen und Prämien gibt es auch auf nix. Schade eigentlich! Wenn dabei etwas für die deutsche Wirtschaft rausgesprungen wäre, hätte die CSU sich sicherlich anders positioniert.

Marode Sozialpolitik angehen

Jetzt, wo die Verbotspartei endlich einen Haken unter den Streit mit einem Gegner gesetzt hat, den vermutlich nicht mal sie selbst wirklich kennt, ist Zeit für Neues. Ein kurzes Aufatmen vom jahrelangen Genderzwang – und dann? Vielleicht einmal tatsächliche Inhalte abseits eines von der AfD gesetzten Kulturkampfs. Wie wäre es zum Beispiel konsequenterweise damit, nun an die Idee, Zugänglichkeit für alle zu ermöglichen, anzuknüpfen. Immerhin war sie es, die so oft als Grund gegen’s Gendern herhalten musste.

Ein Vorschlag deshalb: die vom Europarat als marode kritisierte Sozialpolitik angehen, die in keinem Verhältnis zum Reichtum des Landes stehe. Hohe Armut ist gerade bei Kindern, bei behinderten und alten Menschen ein Problem. Wir wissen: Steigende soziale Ungleichheit verhindert Teilhabe, die der CSU angeblich so wichtig ist. Wie wären also konkrete Vorschläge dazu, wie man die Situation für Betroffene verbessern kann, jetzt, wo der Genderstern nicht mehr stört?

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden