Ohne High Heels kein Job, hieß es für die Londonerin Nicola Thorp. Sie sei als Rezeptionistin entlassen worden, sagt sie, weil sie keine hohen Absätze tragen wollte. Daraufhin startete sie eine Petition und sammelte so viele Unterschriften, dass der High-Heel-Zwang nun im britischen Parlament diskutiert wird. Und das zu Recht. Denn es ist zweifellos sexistisch, Frauen High Heels vorzuschreiben.
Aber was heißt das für den High Heel – darf ich ihn tragen, wenn ich mich als emanzipierte Frau verstehe? Oder ist das ein Widerspruch in sich? Nun, ein High Heel ist zunächst einmal nur ein Schuh. Ein Schuh mit einem hohen Absatz, der das Gehen erschwert und im Gegenzug die Körperhaltung aufrichtet. Bis ins 17. Jahrhundert wurden High Heels von Männern getragen und waren ein Zeichen von Macht, heute gelten sie als feminin und anmutig.
High Heels haben also keine festgelegte Bedeutung aus sich heraus, wir geben sie ihnen erst. Das heißt auch: Nicht der High Heel an sich ist sexistisch. Sexistisch ist es, wenn Firmen ihren Mitarbeiterinnen High Heels vorschreiben – oder wenn Heidi Klum ihre Models in meterhohe Absätze zwingt. Dann wird von anderen über den weiblichen Körper verfügt.
Doch High Heels können genauso gut ein Ermächtigungsinstrument sein. Frauen können sich in High Heels stark fühlen und einflussreich. Sie können Autorität ausstrahlen, Räume erobern, große Reden halten. Andere tun das lieber in flachen Schuhen, und genau das ist der Punkt: Frauen sind Individuen mit verschiedenen Lebensumständen, verschieden Bedürfnissen, Vorlieben, Problemen. Für manche Frauen sind High Heels zutiefst unfeministisch, weil sie sich darin wie ein Objekt fühlen, auf ihr Aussehen reduziert. Für andere sind sie Ausdruck ihrer Weiblichkeit und damit auch ein feministisches Symbol.
Emanzipation heißt, selbst über das eigene Leben bestimmen zu können, auch über die eigene Kleidung. Wenn dazu die Lust gehört, High Heels zu tragen, sind diese Schuhe emanzipiert. Genauso emanzipiert kann es sein, auf High Heels zu verzichten. Nur herrschende Zwänge – seien es Kleidervorschriften oder gesellschaftlicher Druck – erschweren die freie Entscheidung für oder gegen ein Kleidungsstück, machen sie teils unmöglich. Doch Frauen im Namen der Emanzipation vorzuschreiben, was sie nicht tragen sollen – das ist genauso unfeministisch, wie Rezeptionistinnen vorzuschreiben, High Heels zu tragen.
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