India Habitat Centre

Konzertbericht Ein Konzert bleibt in bleibender Erinnerung als Verbindung akustischer, visueller, physischer und gerochener Eindrücke

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Vorab: Auf der Suche nach passender Bild-Ton-Untermalung habe ich mich in Youtube-Welten verloren. Ich spürte Sitar-Vibrationen auf dem Harmonium-Teppich nach, es kribbelten die Tablas. Ich erinnere mich. Und was riecht denn hier so…

Das Konzert, von dem ich berichten will, war kein besonders gutes. Es war auch kein besonders schlechtes. Das besondere war, dass ich überhaupt keinen Zugang zu der Musik bekam, überhaupt keine Ahnung davon, was die Musiker im Inneren bewegte, als sie die Musik vollbrachten.

Wie kam ich dorthin? Mit der Motorrikscha, eine halbe Stunde dauerte die Fahrt durch das abenddunkle Delhi, durch den scheinwerferbeleuchteten Staubdunst, Lärm von alten Dieselmotoren und Vespa-Hupen, Gerüche von Komposteimersud, Kuhstall, Rosenwasser, Nelkenzigaretten, PVC-Lagerfeuer und Sandelholz. Das Vorwissen über das Konzert entstammte dem Dreizeiler einer Kulturwochenzeitung.

Es war ein Konzert im India Habitat Centre, Delhi, 4 Monate durfte ich als Student in dieser Stadt leben. Dieses Kulturzentrum ist ein Klotz mit Innenhof, ein Fremdkörper im Moloch, aber um Räume der Ruhe in dieser Stadt zu schaffen, sind bunkerdicke Mauern auch der einzige Weg. Dezent standen Wachmänner an den Grenzen des Areals, als offensichtlicher Ausländer durfte ich ungefragt passieren, auch wenn ich im Dresscode hinter dem Standard der Einheimischen zurückblieb. Eintritt frei. Im Keller waren Ruhe und beinahe keine Gerüche. Es beschlich mich Unsicherheit, bin ich hier richtig, darf ich hier sein? In der Mitte standen Tablas und Mikrofone. Die Einheimischen schauten neugierig. Alsbald betrat ein mittelalter Mann mit buddhaesker Körperfülle den Raum, nach einigen Kopfnicken setzte er sich in die Mitte des Bühnenkreises, und siehe da, aus seinem Schatten traten ungesehen Tabla- und Sitar-Spieler und nahmen ihre Plätze links und rechts von ihm ein. Und dann sang er, gedämpft begleiteten ihn die beiden Musiker. Es klang so:

Es war außerdem minimalistischer instrumentiert, und es war nicht Ustad Rashid Khan. Mittlerweile habe ich allerdings etwas mehr indische Musik dieser Art gehört, vielleicht klingt es auch deshalb nicht mehr ganz so fremd. Ich sah das genüssliche, Anerkennung ausdrückende Kopfwackeln anderer Zuschauer und gestand mir ein, dass ich hier gar nichts verstand. Zur Nachahmung empfohlen!

Ein anderes Mal am India Habitat Centre erwischte ich eine Tanzdarbietung. Harter Frauensprechgesang, Tablas, dazu die weich abgefederten Bewegungen; Mimiken, intensiv wie der Fahrtwind auf dem rajasthanischen Busdach

Was macht Rockmusik in Delhi?

Und hier die anderen Beiträge der Konzertbericht-Reihe.

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Geschrieben von

Dersu Usala

Gefangen im Bewusstsein des Unlösbaren, zu lösen nur durch Lösen vom Bewusstsein.

Dersu Usala

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