Das Titelthema des neuen Prinfreitag lautet:
Angststarre Sichere Gesellschaften fürchten sich gern vor allem Möglichen. Und sie versuchen, auch noch die letzten Alltagsrisiken zu eliminieren. Mit fatalen Folgen.
Als Titelbild eine "bereicherte" Version des Gemäldes von Caspar David Friedrich, "Wanderer über dem Nebelmeer"
Genau, was ich zuletzt gebloggt habe! Jedenfalls ein bisschen davon. Mindestens. (: Hach ja, wenn ich nicht wäre…
Caspar David Friedrich in Variationen – hier
Die Starre in der sicheren Gesellschaft – hier
Zur Angststarre nochmal das Zitat aus Salman Rushdie, Grimus:
Im Elbaroom sagte Hunter zu [One-Track] Peckenpaw: „Furchtbar langweilig, diese Stadt. Wenn man irgendwas Neues zu tun versucht, ist man gezwungen, Esel zu vergewaltigen. Dieses ewige Überleben macht uns alle zu Feiglingen.“
„Äh?“ machte Peckenpaw.
„So hätte es eigentlich nicht sein dürfen“, sagte Hunter.
„Äh?“ machte Peckenpaw.
„One-Track“, sagte Hunter, „warum sind Sie auf diese Insel hier gekommen?“
Tiefernst dachte Peckenpaw über die Frage nach. Dann sagte er: „Ich hatte mich daran gewöhnt, ewig zu leben.“
Dieses ewige Überleben macht uns also zu Feiglingen. Hunter und One-Track sind unsterblich, dies sei als Erläuterung eingeschoben. Oder überleben wir vielleicht nur so gut, weil wir Feiglinge sind?
Kommentare 52
Das Wissen ist im Fluss. Jeder kann sich von Jedem, der Spuren im Netz hinterlässt, inspirieren lassen. Nicht immer muss daraus ein Guttenberg werden. Wir werden sehen...
|| Oder überleben wir vielleicht nur so gut, weil wir Feiglinge sind? ||
Beides.
Angst ist ja mein Thema, wonnich. Statt eines Vortrages zitiere ich aber mal die Philosophin A. Morissette:
Mr. Play-it-save was afraid to fly. He packed his suite case and kissed his kids goodbye. He waited his whole damn life to take that flight. And as the plane crashed down he thought, well, isn't this nice..?
Was es natürlich nicht ist. Fliegen ist ganz schrecklich.
Im politischen Gesamtzusammenhang ein echt schwieriges Thema, oder..? Ich denke an Helikopter-Eltern, Nichtrauchergesetze und Weggie-Days ebenso wie an AKW-Restrisiken und die finanziellen Massenvernichtungswaffen, denen sie uns ausliefern. "Wer nichts wagt, der nicht gewinnt" ist ja ein Mantra, das wan so oder so oder so sehen kann. Während die einen das System umkrempeln bis stürzen wollen, erklären die anderen dessen Dysfunktion zu einer Alternativlosigkeit. Was auch ganz schön waghalsig ist, wenn ich so drüber nachdenke..
"Dieses ewige Überleben macht uns also zu Feiglingen.
(Hunter und One-Track sind unsterblich, dies sei als Erläuterung eingeschoben.)
Oder überleben wir vielleicht nur so gut, weil wir Feiglinge sind?"
Fliegen. Der Höhenflug. Unbedingt! Du hast recht, verlass dich auf dein Gefühl. :-]=
Man könnte es auch anders formulieren! Weil, zu viel tödlich ist. Die Herausforderung - sagt sie, nach Beendigung eines Meetings zweier sich zerfleischender Fraktionen einer von ihr gegründeten Bildungseinrichtung (und sie war überrascht wie locker das lief, wie wenig sie sagen musste, nur da sitzen und klug aussehen); dass man eigentlich nur Aufmerksamkeit wollte; hören wollte "wie toll" sie alle arbeiten - dass es sich bei dem Problem offensichtlich nur um ein Aufmerksamkeitsdefizit handelte; "Führen muss man wollen" - sie sagt: die Herausforderung ist, nicht alle Fronten gleichzeitig zu öffnen. Nicht alle Baustellen zur selben Zeit zu bearbeiten. Weil, zu viel tödlich ist. Wenn man den Kampf gewinnen will; am Leben bleiben will. Was ja oft gar nicht so klar ist, denn alles andere wäre ja viel einfacher. Überleben ist nicht feige, finde ich. Weil Tod, Auflösung, Neid, Niedertracht, Unsicherheit, Angst, Schwäche, Zerstörung immer überall sind. Und wir uns überall dagegen stemmen, gegen das Todesprinzip. Gegen die Zerstörung. Etwas Besseres, als nicht zu überleben, gibt es überall. Aber irgendwie schön finden, sollte man es. Mir helfen die Blumen.🌱🌿🌳🌼🌸🌺🍃🌾🌷🌷🌷🌷
Jetzt dachte ich erst an den Erfinder des Buchdrucks und dachte an: Wissensfluss - Bücher - Netz -> schön. Dann fiel mir das zweite t auf...
Huh, ich bin erstaunt, welch umgreifende Assoziationen ich heraufbeschworen habe. Nichtrauchergesetze und Massenvernichtungswaffen.
Physisches Fliegen ist auch mir nicht das Liebste, aber in Großflieger steige ich ohne Verzögerungsschritt ein. Allerdings kannte ich mal jemand, dessen Vater beim geschenkten Ballonrundflug abgestürzt ist. Ballon will ich nicht.
Die mutigen Flieger – da denke ich spontan an einige (Youtube-)Berühmtheiten, die beim Freiklettern oder bei einem Wing-Suit-Flight ihr Ende fanden. Ich bewundere ihren Mut als abstrakte Größe gerne, wenn jetzt mir näher Bekannte, oder gar mein Sohn, mit der Wing-Suit losmachen täten, fände ich das allerdings Nullkommanix bewundernswert. Genauer: ich würde es nicht bewundern, ob es dem nun wert wäre oder nicht.
Aber ich sehe, ich drifte ab ins Persönliche. Die angststarre Gesellschaft ist ja ein bisschen was anderes, auch wenn sie natürlich aus ängstlichen Individuen besteht. Andererseits, glaube ich nicht, dass das Potential der Individuen hier und heute anders ist als von 100 Jahren. Wenn es nichts zu verlieren gibt, ist individueller Mut bestimmt leichter zu finden.
Der Heute-Zustand ist doch wohl so: Die Gesellschaft verliert, weil die Individuen in der Mehrheit viel zu verlieren haben, mehr zu verlieren haben durch gesellschaftlich wirkenden Mut als durch persönliche Feigheit.
Irgendwo habe ich gelesen: Das Privileg der [mutigen] Jugend ist, wenig zu haben und viel vor sich.
"Der Heute-Zustand ist doch wohl so: Die Gesellschaft verliert, weil die Individuen in der Mehrheit viel zu verlieren haben, mehr zu verlieren haben durch gesellschaftlich wirkenden Mut als durch persönliche Feigheit.
Irgendwo habe ich gelesen: Das Privileg der [mutigen] Jugend ist, wenig zu haben und viel vor sich."
Du weisst ja, ich sehe das anders. Die Not und Unzufriedenheit sind groß. Existenziell. Nur kann das nicht gesagt werden, ohne den Halt zu verlieren; da alles was das Leben zusammenhält nur noch die Aufrechterhaltung einer Illusion ist. Spuren der Normalität. Ohne Illusion kein Leben.
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Salman Rushdie, Grimus habe ich zwar noch nicht gelesen, aber da muss auch eine Stelle über einen Mann sein, Horst? Und Horst betrieb eine Langzeitstudie - "die Frau, das rätselhafte Wesen" - wozu er sehr, sehr viele, unterschiedliche Probandinnen einlud. Es entstanden für Horst unter anderem ganz überraschende, unerwartete Ergebnisse: viele kleine Horsts. Die Vermehrung des Horst.
Als eines Tages eine Probandin - mit den empirischen Erkenntnissen der Horststudie unzufrieden - das Finanzamt einlud daran Teil zunehmen, da kippte das Experiment. Säumniszuschläge, Mahnbescheide, Zwangsgebühren, Vollstreckungsbescheide; Disziplinierung, Strafen. Das Finanzamt erklärte die Horststudie für nichtig, beschlagnahmte alles, sperrte Horst und seine Probandinnen ein, und die kleinen Horsts, die kamen ins Waisenhaus. Die Macht hatte die Familie zerstört.
Dann, mit den Jahren, als die kleinen Horsts größer wurden, da wussten sie: Nie, nie, nie würden sie ein Teil der Macht werden. Sie auflösen und zerstören, nur das wollten sie. Von innen heraus. Denn sie wussten, ein übermächtiger Gegner kann nur durch Geduld und List zu Fall gebracht werden. Ein kleiner Horst wurde Anwalt, der andere Arzt, einer wurde Gamer, eine Hackerin, eine andere Journalistin, wieder andere wurden Künstler oder NGO-Mitarbeiter. Sie gingen hinaus und alle arbeiteten unaufhörlich für eine bessere Welt. Nur dafür lebten sie; wollten am Leben bleiben, um die dunkle Herrschaft der Macht zu beenden.
Horst.
Ähm, ich muss zugeben, dass mir der Referenzrahmen gerade vor den Augen verschwimmt, der Rahmen, den ich brauche, um deine Aussagen einzuordnen. Ich habe beispielsweise von „Gesellschaft“ gesprochen, dachte dabei allerdings nur an Deutschland, du scheinst eher an Europa / Horst zu denken. Oder?
Horst hat übrigens über seine Studie einen Zweiteiler gedreht. Siehe dort. Die dort findbaren Zitate von Jane Goodall (Affenforscherin) sind wirklich nicht übel.
Ohne Illusion kein Leben. – Das ist die Essenz, die Grimus umkreist. Finde ich.
wollten am Leben bleiben, um die dunkle Herrschaft der Macht zu beenden – Manchmal muss man allerdings Prioritäten setzen. Die Priorität der Mehrheit ist eindeutig. Oder wo kommt sonst die Angststarre her?
Eine Anklage der Passivität beim Stern.
Warum die Leute so oft hinter den Gardinen bleiben? Eine Ursache fällt mir gerade ein: Sie sind es nicht mehr gewohnt, durch die Innenstadt zu laufen, auf eigenen Füßen. Dank Onlineshopping muss da gar nicht mehr hin. Geht mir auch so. Als ich noch regelmäßig in der Innenstadt radelte, habe ich sogar mal Demos gesehen, sogar von innen! Jetzt ist es mühsam, eine Mühe, der ich entwöhnt bin.
Angst und Hass (siehe auch) reichen als Motivation für die Reise in die Innenstadt offenbar aus. Ablehnung von Hass ist nicht so wirkmächtig.
Horst. *Chiiii*
Deutschland, okay. Stimmt, ich hatte da zu weit ausgeholt, sorry, das passiert mir immer. Also, Deutschland:
Angst? Nee. Ich kann jetzt zwar nur für Menschen in meinem Umfeld sprechen, aber Angst ist wirklich nicht die vorherrschende Emotion, würde ich zumindest mal mutmaßen wollen. Enttäuschung, sicher.
Erschöpfung, Resignation ... auch Wut, weil der Mangel an politischem Gestaltungswillen, der Mangel an klugen, weitsichtigen Entscheidungen inzwischen derart verheerende Konsequenzen hat, dass wir in Europa zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder am Rande eines neuen Krieges stehen. Während um uns herum unsere Lebensgrundlage implodiert. Und alles was der Politik einfällt ist Landesverrat, um vom Lobbyabkommen zugunsten multinationaler Konzerne, von TTIP abzulenken. Das, oder Zäune! Um Flüchtlinge aus Krisengebieten - an deren menschenverachtende Regierungen Deutschland, als weltweit drittgrößter Waffenexporteur, Waffen verkauft - draußen zu halten. Der Zynismus der Eliten ist es, den kein Mensch mehr versteht. Die abgehobene Klientelpolitik. Die Empathielosigkeit, der Mangel an Mitgefühl, all das löst Wut und Unverständnis aus.
Okay, in Dresden etc. ist die Problematik sicher noch anders gelagert; aber hier lässt man die Menschen mit den Herausforderungen auch völlig allein. Was gerade sie nicht gewöhnt sein dürften, da dort das Leben ja stets vom Staat her, nun ja, schon irgendwie für sie geregelt wurde; - denke ich mal so, für mich, von außen. Aber, wo sind die politischen Bildungs- und Integrationsprogramme? Null. Im Gegenteil, schlimmer noch, bis vor ein paar Jahren konnten sich Politiker ungestraft mit Sätzen brüsten, wie "Deutschland ist kein Einwanderungsland". Und Nazis werden als V-Männer dafür dann mit fetten Gehältern alimentiert. (Hey, ich wechsle den Beruf, werde auch Nazi, denn mit nem Jahresgehalt von 300 T könnte ich eine menge tolle Dinge machen.)
Nimm einfach mal die Leute aus meinem Meeting gestern: alleinerziehende Mütter, die finanziell versuchen über die Runden zu kommen und gleichzeitig noch genug Zeit für ihre Kinder zu haben; dann Künstler, die zwei bis drei Jobs nebenher machen, um ihre Ateliermiete zahlen zu können; einer, Grafiker, der gerade eine Steuerprüfung vom Finanzamt am Hals hat, Konten gesperrt, Betrieb komplett lahmgelegt, weil er angeblich ein paar hundert Euro nicht gezahlt hat; okay, weiter, zwei Studenten, die neben dem Studium jobben, weil ihre Eltern angeblich zu viel für Bafög verdienen, aber eben auch kein Geld haben, um ihnen das Studium zu finanzieren ....
Alles Leute, die derartig am kämpfen sind, Leute die 50 bis 80 Stundenwochen arbeiten: Wie bitteschön sollen sie noch demonstrieren gehen? Echt jetzt. Das ist die Mitte der Gesellschaft, die Kunderer zieht, sich staatlich fegängelt und diszipliniert mit Ämtern rumschlagen muss. Nimm nur mal mich; okay ich bin jetzt vielleicht nicht ganz der Durchschnitt; aber weisst du wieviele Vorladungen ubd Gerichtsprozesse wir allein in den letzten 12 Monaten hatten; weisst Du was ich für Anwälte nur im letzten Jahr ausgegeben habe? I rest my case.
Angst sehe ich schon als Grundmotivation der abendländischen Dresden-Spaziergänger. Angst davor, dass es bergab geht, weil die nun auch noch vom mageren Kuchen schleckern wollen, den sie als Ossis abbekommen. Sie blenden dabei gerne aus, dass die Frage nicht heißt: „Dein Leben oder mein Leben?“, sonder: „Dein Leben oder ein bisschen von meinem Luxus.“ (Dass die Dresdner ihr Leben geregelt bekamen, ist nun schon 25 Jahre her, das lasse ich nicht gelten.)
Das permanente Hungertuch ist übrigens der Grund, warum ich kein Künstler geworden bin. (: Sonst fehlt mir ja nichts dazu… Künstlersein ist natürlich der Lebenstraum – allerdings nicht von mir allein, von Vielen. Und alle können es nicht werden. Wenn Teens süße Eisbärenbabys sehen, wollen sie alle Tierpfleger werden – geht aber nicht! Jedenfalls nicht, wenn alle angemessen bezahlt werden wollen. Künstlerwerden steht den Leuden nun mal mehr offen als Tierpflegerwerden, wohl auch darum ist die Geldknappheit unter Künstlern ausgewachsener. Was dem Teen das Eisbärenbaby ist dem Twen der Künstler(star)?
By the way: Wer ist Kunderer?
Zeitmangel, ja. Nach ätzenden Stunden Fronarbeit, die der Normalbürger für Geld ableistet, möchte er nicht noch Stunden tumben Mitbürgern gegenüberstehen, Brüllen, dazu noch der Stau bei An-und Abreise... Das ist nicht Kunst! ?
Horst.
Künstler ... ist kein Ausbildungsberuf. Eisbärbabypfleger schon. Horst.
Correction :: sollte heissen >>> ... Das ist die Mitte der Gesellschaft, die Kunderer zieht, sich staatlich gfegängelt und diszipliniert mit Ämtern rumschlagen muss. :-P
Nimmst du mich auch, Ernst?
Immobilienmakler ist auch kein Ausbildungsberuf. Was besagt das schon?
Am Ende ist die Frage doch nur, auf welche Weise wir (Mensch) zum Ende kommen. Wobei jeder Weg die Restmöglichkeit eines Wunders innehat. Ohne diese Restmöglichkeit ist Leben kein Leben. Lästermäuler nennen die Restmöglichkeit Illusion.
Weg 1: mit Gott. Wir werden mehr. Mehr Menschen, die Recht haben zu leben. Andere Leben müssen dafür sterben, leicht erkennbar das Schlachtvieh, subtiler die Wildtiere, die nicht mehr im Wald leben können, weil dort jetzt Acker ist. Die ganze subtile Schuld geben wir in Gottes Hände. Wenn er uns erschaffen hat, muss er das regeln.
Weg 2: ohne Gott. Wir werden mehr. Mehr, als uns recht uns. Wir nehmen das in die Hand, Schwerter, Gewehre usw. sind die besten Freunde. Wer lebt, hat recht. Wir ziehen das durch, nur solange wie nötig, dann haben wir die Lösung. Endlösung.
Neutral (!) betrachtet gehen weder Weg1 noch Weg2 auf. Am Ende steht jeweils das Nichts. Es sei denn:
Wunder in 1 – ein technisches wunder löst die Verteilungsprobleme, weil Überfluss für alle möglich ist. Kernfusion, Warp-Antrieb und all das Zeug. Wenn Wunder nicht eintritt: Terrestrischer Antropo-Suizid durch Klimaerwärmung, Entwaldung, etc…
Wunder in 2 - wir vergessen, dass wir ein Gewissen haben, nichts mehr bedrückt uns, Rückfall in vorparadiesische Zustände. Wenn Wunder nicht eintritt: Terrestrischer Antropo-Suizid durch Atomkrieg, Biowaffen, etc…
Der dritte Weg? - Wir kriegen das hin. Der setzt eine Vernunft voraus, bei quasi allen Menschen, gleichzeitig, dass auch dieser Weg ein Wunder braucht.
Ohne Illusion kein Leben.
Das hast Du schön formuliert.
Natürlich nehme ich Dich ernst, Ernst. Horst. Hihihi *scherz, es ist so heiß, mein Gehirn funktioniert nur bedingt, sorry*
Das Thema ist wichtig, aber ich kann gerad enicht mehr schreiben ... später, mehr. :-))
Huhu ... schau mal ... ooad, I love her voice, she's gigantic
and again, awe awe awesome :-)=
Bildung. Darum geht es eigentlich.
"... weil die nun auch noch vom mageren Kuchen schleckern wollen"
Gestern, in dem Extrageneral Meeting, wegen diesem Konflikt zweier gegeneinander arbeitender Fraktionen - Fraktionen, die entstanden sind weil es ein Kommunikationsdefizit gibt, Fronten die sich nicht hätten bilden dürfen - als ich mir die Positionen gestern alle anhörte, da wurde eigentlich deutlich, dass das, was angeblich das Problem ist nur der Auslöser war. Dass das eigentliche Problem ein ganz anderes ist.
Ich hole jetzt bewusst so weit aus und will darauf hinaus, auch bei den "Spaziergängern" ist das Problem in Wirklichkeit anders gelagert: Es geht nur Vordergründig um die Angst, dass es nicht reichen könnte, die Angst nicht genug zum Leben zu haben. Denn diese Angst vor dem Mangel ist ja immer da. Überall, bei allem was wir tun; auch, oder gerade bei Künstlern; auch bei mir. Nur habe ich Wege und Mittel mit meinen Ängsten anders umzugehen. Man nennt das Bildung.
Klingt jetzt vielleicht wie eine steile These, aber, das eigentliche Problem ist ein Bildungsproblem. (Und ich meine damit nicht wieviel die Leute jetzt im einzelnen verdienen, denn auch V-Mann Nazis mit ihren 300T Euro Staatsgehältern zähle ich zu Leuten mit Bildungsdefizit. Herz und Hirn, Erfahrung und Empathie, also beispielsweise wieviel (Anton Chekhov) Leute gelesen haben meine ich eher.)
Und das ist dann auch mein Vorwurf an die gesamte Nachwendepolitikergeneration: Dass sie versäumt hat breitflächig Bildungsprogramme umzusetzen, die den Menschen Werkzeuge und Fähigkeiten geben mit Herausforderungen kreativ umzugehen. Um handlungsfähig zu bleiben. Denn nur darum geht es letztendlich: Handlungsfähigkeit. Selbstbestimmtes Handeln. Kontrolle über das eigene Leben. Stattdessen, und das erlebe ich ja auch hier in westlichen Zentren - stattdessen wird langjährigen, gemeinnützigen Kultur- und Bildungseinrichtungen durch Sparprogramme der Garaus gemacht. Und ein paar schicke, große, künstlich hochgepäppelte - sie nennen es - Leuchtturm-Projekte treten an die Stelle breiter Basisinitiativen. Kultur auf Steroiden.
Gesellschaftlich verlieren alle doppelt und dreifach. Zum einen verlieren wir das bürgerliche Engagement und den Erfahrungsschatz, wir verlueren die lokalen Bezüge, wir verlieren wir die öffentlichen Foren in dem Probleme artikuliert und Lösungsansätze spielerisch ausprobiert werden können. Und volkswirtschaftlich, finanziell betrachtet ist die Streichung dieser Initiativen sowieso viel teurer, weil die Folgekosten - wie wir ja aus reichhaltigen, vielzähligen Studien wissen - massiv sind.
Also in jeder Hinsicht schlechte Politik. Nur will dafür am Ende immer keiner verantwortlich zeichnen. Keiner will es gewesen sein. Und das geht einfach nicht mehr. Politicians: You can't have your cake and eat it.
Da stimme ich dir voll zu. Ohne lokale Kultureinrichungen wird es noch finsterer. Der Wegzug aus den ländlichen Gebieten hält an. Wobei auch klar ist, dass auch mit Kulturhaus die Großstadt ruft.
Habe gerade mal wieder gehört, es wäre dort günstig ein Vierseithof zu kaufen. Mehr Platz könnte ich gebrauchen. Der Weg zum Gelderwerb wäre erstmal viel weiter. Aber warum sollte mir viel besseres einfallen zur Nutzung als denen, die vorher da waren. Bildung, genau. Bildung macht möglich, garantieren kann sie aber nicht. Am Ende musste was machen, was Geld von der Stadt zu dir als Landbewohner transferiert. Landbau, der Klassiker, mühsam, Kulturscheune, Festivalgelände für Großstadtflüchter, Ausflugslokal etc. Versandhandel. Die Wahrheit bleibt: Kundschaft sind vorrangig die Stadtbewohner. Am Ende machste also was für die Städter, auch wenn du auf's Land ziehst. Es sei denn, die Nachbarn sind Leute, die in der Stadt arbeiten aber auf dem Land wohnen. Urban Outsourcing.
Wegzug aber nur aus Lausitz, Sachsen-Anhalt etc. und im Westen Eifel, Saarland; da wo nichts ist, nicht mal Internet. Fehlende modere Infrastruktur zum leben.
Yepp, Möglichkeiten die Mieten langfristig zu reduzieren; da wir ja von der ganzen Gentrifizierung nichts haben, außer weitere Wege, größere Entfernungen.
Land finde ich aber prinzipiell gut. Platz. Raum zum arbeiten. Genial. Nur die Leute auf dem Land, hach, ich weiss nicht, Natur ja. Aber die Deutschlandfahnen und die CDU Wähler. Auf dem Land müsste man dann in den Stadtrat, könnte sich aus der Politik nicht mehr raushalten ... auch wieder anstrengend. Weiss nicht.
Ich gentrifiziere jetzt nur noch meine eigene Wohnung, und wenn es ein Hausboot ist ... Geld. Mit Abstand mein größter Ausgabeposten: Miete. Da müsste gar nichts transferiert werden, sobald Miete wegfiele. Man hätte das eigendlich schon längst machen müssen. Nur fällt es mir persönlich schwer, mich für einen Ort zu entscheiden. Ist jedenfalls komplett bescheuert so viel Geld für Mieten auszugeben; Wohnung, Büro, Atelier. Irre. Diesen Wahnsinn darf man nicht unterstützen. In Belgien kosten Wohnungen die vor zwei Jahren noch für ca. 80t zu haben waren jetzt im Schnitt 200t. Ist vollkommen pervers, wie das Geld in die Immobilien gepumpt wird; das sieht jeder so. Witzig nur, dass gleichzeitig immer mehr Gebäude leer stehen; die Entleerung der Städte durch Kapitalrenditen. Aber irgendwo müssen sie ja hin, die Milliarden.
Also, Kohle verdienen auf dem Land, das feht schon. Kommt drauf an was Du machen möchtest. Ich würde ganz unterschiedliche Optionen austesten: So alles von SciFi-Stories oder Liebesgroschenromane schreiben unter Pseudonym; bis ... Computerkurse für Kids und Mal- und Töpferkurse, ebenso wie Museumsbesuche für die Jungs und Mädels vom Schützenverein. Hihi. Und Englischkurse. Englischkurse lieben immer alle. Du siehst, ich bin eine wandelnde Einpersonenlandfluchwiederbelebungszone. Was man auf dem Land immer machen muss ist Networking; Vereine, Kirche, Partei. Dann läuft dat. das habe ich beobachtet. :-)))
Danke für die vielen Tips für das Landleben! (=
Mal was anderes. Gerade habe ich Augstein bei SPON gelesen, das neueste und das vom 6.08. - also Deutschland, dein Elend ist die Mitte finde ich allerdings (ver)wirr(end).
eine aristokratische Elite in Firmen, Finanzen und Verwaltung entzieht sich mehr und mehr der demokratischen Kontrolle.
Beppe Grillo […] Er steuert seine Bewegung…
Die Politiker der Mitte verstehen nicht, was geschieht.
Wenn das Volk von einem Machtwechsel immer weniger hat, dann bleibt ihm nur, der Politik den Rücken zu kehren oder sich gegen die ganze Politik zu wenden. Beides geschieht.
Das sollen die Politiker der Mitte nicht bemerken? Machen sie. Das neue Medium kommt allerdings einer neuen, populistischen Aristokratie zugute, nicht der aristokratischen. Weil es viel mehr mit Masse gesteuert wird als herkömmliche Medien. Es läft quasi ständig der Publikumsjoker, die Masse wird (per facebook bspweise) befragt. Solange die Fragestellungen von der alten Aristokratie kommen, ist das nur halb so schlimm. Aber die Fragen werden auch immer mehr von anderen Aristokraten gestellt.
Also, ich fand den Mitte Text supuergut, und genau richtig. Er hat ein sehr feines Gespür für Themen, unser Mr. Eyegem. Das war do nicht verwirrt, wie kommst Du da drau? Er ist hart am Puls, legt den Finger rein und provoziert, hach, der Text ist doch ge ni al, echt jetzt. Ich sehe das so im Kontext zu dem was er dann auch schreibt, beispielsweise hier »Populismus setzt die Kraft frei, die zur Erneuerung eines beschädigten politischen Systems notwendig ist.«
Mit dem Mitte Text greift er genau die heiße Kartoffel auf, die im grundegenommen ja keiner haben will: Den Populismus.
Dazu gab es auch einen schönen Robert Misik Text, Anmerkungen zum linken Populismus; Misik zitiert On Populist Reason, ein Buch des britisch-argentinischen Philisophen Ernesto Laclau, – den ich nicht kannte:
»Populismus ist „die Stimme derer die aus dem System exkludiert sind“. Er stiftet relative Identität unter heterogenen Gruppen, den Gruppen jener, die sich angesprochen fühlen. Populismus, so verstanden, ist eine widerständige (gegen-)hegemoniale Strategie gegen die Hegemonie der neoliberalen Postpolitik. Laclau: Nur der Populismus „ist politisch; der andere Typus bedeutet den Tod der Politik.«
Ich musste an beide denken – an Augsteins Demokratie stirbt in der Mitte und Misiks Populismus Text – alsetwas über die mangelde Stellungnahme der Intellektuellen zu den wichtigen Debatten unserer Zeit las. Von Bernhard Pörksen »PROFESSOREN, WO SEID IHR?
»Das Wissenschaftssystem drängt seine besten Denker ins Abseits. Ihre Stimmen fehlen in den gesellschaftlichen Debatten. Das ist fatal.«
Guter Artikel, empfehle ich sehr. Wollte eigentlich dazu auch schon längst was gebloggt haben, denn genau was Pörksen da im Unibetrieb beschreibt, das gilt ja auch für die Kunst. Sie alle werden zahnlos, steril; sind nicht mehr in der Lage ihre gesellschaftlichen Aufgaben wahr zu nehmen.
Von daher, ein ausgesprochen wichtiges Thema, finde ich.
Correction :: ... Das war doch nicht verwirrt, wie kommst Du da drauf?
... alsetwas soll heissen als ICH etwas
die Hitze, alles fließt, menno ich will in meinen Pool .... seufz :-)
Es stimmt doch, die Probleme, die wir haben entstehen, weil die Politik einfach nicht von den Leuten verstanden wird für die sie schlecht ist. Weil seit Jahrzehnten die selbe Partei regiert und sich die Seilschaften und Lobbyaktivitäten ins schier Unermessliche gesteigert haben. (Und mit TTIP richten sie dann noch zukünftige Generationen hin.)
Weekendreading, großartige Passagen, wie ich finde:
Die Mitte ist der Ort der politischen Korruption. Die Demokratie stirbt in der Mitte. Wir vergessen leicht: Mit der reinen Demokratie haben wir es im Westen ohnehin nicht zu tun. Sondern mit gemischten Staatsformen, in denen die Macht von Repräsentanten des Volkes und einer neuen Aristokratie gemeinsam ausgeübt wird. Das erfordert eine feine Balance. Aber eine aristokratische Elite in Firmen, Finanzen und Verwaltung entzieht sich mehr und mehr der demokratischen Kontrolle.
Der französische Konservative Philippe Séguin hat gesagt: "Dort wo die Demokratie existiert, wird immer weniger entschieden und umgekehrt, dort, wo immer mehr entschieden wird, ist keine Demokratie mehr."
Es sind die Politiker der Mitte und ihr Argument der Alternativlosigkeit, die der Demokratie das Leben austreiben. Selbst ein konservativer Denker wie Herfried Münkler räumt ein, dass die Dominanz der Mitte im deutschen Parteiensystem zu einer Einschränkung der politischen Programmatiken führe: "Man kann auch von einer politischen Horizontverengung sprechen."
Horst. :-P
keiner haben will: Den Populismus.
Ja willst du denn? Will er denn, JA? Und willst du die populistische Aristokratie?
... keiner haben will: Den Populismus.
Ja willst du denn? Will er denn, JA? Und willst du die populistische Aristokratie?
"Populistische Aristokratie" sagt Ja doch gar nicht, da tust Du ihm unrecht. Aus dem Text spricht doch schon fast Verzweiflung. Er leidet wie 'ne Sau, er verzweifelt an den Verhältnissen. Er schreibt doch gerade nichts von "populistischer Aristokratie", ich bitte Dich, bleib' beim Text, menno. Hier:
"Die Mitte ist der Ort der politischen Korruption. Die Demokratie stirbt in der Mitte. Wir vergessen leicht: Mit der reinen Demokratie haben wir es im Westen ohnehin nicht zu tun. Sondern mit gemischten Staatsformen, in denen die Macht von Repräsentanten des Volkes und einer neuen Aristokratie [ :: das Wort "Aristokratie" kann man jetzt wahlweise auch mit "Elite," "Expertentum" oder "Politikerklasse" ersetzen :: ] gemeinsam ausgeübt wird. Das erfordert eine feine Balance. Aber eine aristokratische [ :: aristokratisch ist korrekt hier, da der Neoliberalismus neo-feudale Gesellschaftsstrukturen hervorbringt :: ] Elite in Firmen, Finanzen und Verwaltung entzieht sich mehr und mehr der demokratischen Kontrolle.
"Bislang gelingt es in Deutschland nicht, die Unzufriedenheit in produktive Politik umzumünzen. AfD und Pegida sind der Aufstand der Ohnmächtigen, die Renaissance des Ressentiments. Da wird das "Nein" zur einzig schöpferischen Tat. Und das Netz, das anderswo zur Quelle des Protests wurde, hat in Deutschland nur das gescheiterte "Piraten"-Projekt hervorgebracht.
"In Griechenland und Spanien sind dagegen neuartige, progressive linke Bewegungen gewachsen.
Und er endet den Text mit:
"Die Populismus-Sirene ist der Alarm, den das konservative Establishment im Angesicht der neuen Bedrohung schlägt. Aber das ist ein Missverständnis. Denn der Populismus setzt die Kraft frei, die zur Erneuerung des beschädigten Systems notwendig ist. Die Politiker der Mitte verstehen nicht, was geschieht. Und sie fühlen es nicht."
Womit wir dann wieder Bei Ernesto Laclau wären:
»Populismus ist „die Stimme derer die aus dem System exkludiert sind“. Er stiftet relative Identität unter heterogenen Gruppen, den Gruppen jener, die sich angesprochen fühlen. Populismus, so verstanden, ist eine widerständige (gegen-)hegemoniale Strategie gegen die Hegemonie der neoliberalen Postpolitik. Laclau: Nur der Populismus „ist politisch; der andere Typus bedeutet den Tod der Politik.«
Und das kommt meinem Selbstverständnis und dem der Wirkung meiner Arbeit schon sehr nahe.
Was ich möchte? Ich möchte Menschen erreichen. Nicht immer, nicht pausenlos die ganze Zeit. Aber bei Themen, die ich für wichtig erachte, da möchte ich senden können.
Visuelle Kommunikation - Grafik-Design - habe ich wahrscheinlich nur deswegen studiert; um Messages möglichst effektiv in den Äther zu blasen. Wobei mir immer noch unklar ist, welche Rolle genau die Nachricht als solche bei mir spielt. Fahr ich ans Meer, guck auf den Horizont, hey, was ist denn da los? ... Sonne! Was macht die Sonne da? Verdammt noch mal, das war so nicht abgesprochen, darf sie das?
Wochenende. Horst. :)
Apropos Populismus und einfache Lösungen. In der Frankfurter Rundschau behandeln sie heute "Querfront" als Tagesthema; nächste Woche erscheint die Querfront-Studie der Otto- Brenner-Stiftung von Wolfgang Storz.
Mir kam beim lesen der Gedanke: Keiner hat gesagt, dass es einfach ist. Dass es einfache Lösungen zu komplexen Herauforderungen gäbe. Und genau diese Komplexität vermittelt niemand. Dass Politik und Meinungsbildung vielschichtige Prozesse sind, es keine einfachen Antworten auf große Themen wie Ressourcenknappheit, Klimawandel und Kapitalismuskrise geben wird. Dass es die Lösungen, die wir brauchen noch nicht gibt. Aber zusammen wir sie vielleicht finden.
Eigentlich ja auch nichts anderes, als Dein schöner Kommentar weiter oben, der mit den Wundern. 🌞
Von populistischer Elite schreibt er nicht direkt. Aber er schreibt: Beppe Grillo […] Er steuert seine Bewegung…
Also: „MoVimento 5 Stelle“ treibt die Politik vor sich her, Beppe steuert Movimento. Wenn es so ist, ist Beppe ein „neuer Adliger“. In Spanien und Griechenland und Andersland sieht es natürlich anders aus. Kann aber auch anders aussehen. Ich habe da durchaus Assoziationen zu vergangenem populistischen Adel, der von endgültigen Lösungen schwafelte.
Appropos: Keiner hat gesagt, dass es einfach ist. Doooch. Das sagen Populisten.
Grmpf.
Wir brauchen Wunder. Ist so. Gott oder Vernunft, welche Offenbarung ist wahrscheinlicher?
Mir wüssen da durch. Ick weeß schon.
Wie der Münchau gerade Wege aus der Eurokrise beschreibt, finde ich übrigens gut. Auch wenn ich weiß, dass er Transatlantiker und vieles mehr ist. Hoffnung verbreitet er leider nicht… Hoffnung, die Populisten braucht, macht mir Angst.
Apropos Caspar David Friedrich: Hier Pixelfrolleins Update, für Deine Sammlung.
Der dunkle Mönch am Meer — @Pixelfrollein
https://lh4.googleusercontent.com/-GAeVZqFDUTQ/VdL8aEvV-MI/AAAAAAAABXU/kWyK5zPlCT4/w365-h338-no/Bildschirmfoto%2B2015-08-18%2Bum%2B11.35.55.png
Oh ha, also so sieht das dann aus, wenn die Bilder rausfallen.
»Wir bedauern diesen Schritt sehr [sic!]. In den letzten Monaten sind uns jedoch durch Urheberrechtsbeschwerden enorme Kosten enstanden, da wiederholt nicht lizenzfreies Bildmaterial in Kommentaren und Beiträgen gepostet wurde.
Auf letztere kommt in Bälde ein ähnliches Schicksal zu. Wir werden jedoch für Beiträge eine technische Lösung bereitstellen, welche das Einbinden lizenzfreier oder eigener Bilder wieder möglich macht. Zwischenzeitlich bleibt leider keine andere Lösung, als diese Funktion peu a peu zu deaktivieren. Wir bitten dafür um Verständnis.«
Ja, so sieht das aus. Man könnte das Bild allerdings per youtube einbinden... Wobei man allerdings die Bedingungen von youtube unterschreiben muss. Flickr ging neulich bei dir auch noch oder?
Zum Bild: post-national, post-global, post-normal
Lanschaftlich aber nicht so abwechselungsreich wie unsere schöne sächsische Schweiz. :)
Der moderne Post-Oil-Painter graviert sich den Fels natürlich in den Rücken. Weil man das Bild nicht sehen kann, werde ich mir die digitale Vorabversion sparen. Es kann so einfach sein, Verbote erleichtern den Alltag!
nach ein CDF-Remake
http://www.spiegel.de/fotostrecke/berufsanfaenger-in-bruessel-wo-bin-ich-denn-hier-gelandet-fotostrecke-99126-5.html
Oder überleben wir vielleicht nur so gut, weil wir Feiglinge sind?
Tun wir doch gar nicht. Und sind trotzdem Feiglinge.
Populismus. Okay, Grillo ist kein gutes Beispiel, obgleich ich Italiener kenne, die tatsächlich eine Verbesserung des maroden politischen Systems von ihm erwarten. Persönlich halte ich das nicht für wahrscheinlich, da er meines Erachtens Macht und Einfluss zu sehr schätzt. Aber ich beobachte das wirklich nur von außen.
Allgemein bestehen in einer – wie immer auch gearteten – Demokratie doch eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
a) Die Bevölkerung hat Schnall, rafft was abgeht; und wählt die richtige, die progessive Partei. Die Politik, die die Verbesserung der Verhältnisse betreibt.
Oder aber, und das haben wir ja jetzt,
b) die Bevölkerung rafft net was abgeht, hat null Bock sich zu informieren und ruht sich auf Aluhutkondenzstreifenfloskeln und Pegidalegidaüberfremdungspauschalisierugen aus. Dann glaubt man, »Ausländer nehmen Arbeitsplätze weg«; wählt über Jahrzehnte die Partei mit der fettesten Korruption, der dicksten Klientelpolitik; dann schafft eben »TTIP auch neue Arbeitsplätze« – weil man das eben so glauben möchte – und »Überwachung schafft eben auch Sicherheit«; ebenso wie Wirtschaftsspionage von Freunden gut ist für die Wirtschaft und der Eurorettungsschirm den Euro rettet; yo, so wie Griechenlandhilfspakete eben auch Griechenland helfen. Yay, dude, where's my career? Und wenn die Fakten dann dagegen sprechen, dann killt man einfach den Überbringer der schlechten Nachricht. Damit alle weiterhin glauben können der König hätte Kleider an.
Das Problem ist doch: Selbst Journalisten des ÖRR vertreten z. T. diese Positionen. Und wenn die nicht mal gelernt haben nachzudenken, Fragen zu stellen ... ja, wat willste machen?
Bildung. Da hilft nur Bildung, Bildung ... und, Fragen zu stellen; und die Antworten auzushalten. (Wobei selbst das bei allen über 30 wahrscheinlich auch nicht mehr helfen wird.
Also, ich werde nicht auf Wunder warten; weil, bis die passieren, da bin ich tot. Weiss nicht wie das bei Dir aussieht, aber ich brauche ein Wunder, jetzt, sofort! Da muss offensichtlich noch sehr viel mehr dran gearbeitet werden. So, wo ist mein Kryptonite – Wonderwoman und Superman; weil da tut sich bisher absolut nichts, mate, das kann so nicht weitergehen. Wir basteln uns ein Wunder: Lektion 1 ...
Bildung ist gut. Nur Bildung wird aber nicht reichen. Es braucht auch Mut. Für Mut brauchst du Unabhängigkeit. Okay, eigentlich andersrum, aber wenn der Mut die Masse begeistern soll, musst du liefern. (die lieben Produktionsmittel) Oder ständige Risikobereitschaft. Ist die Frage, wo du dann mit 30 stehst, mit welchem Handlungsspielraum (in heutigen Zeiten ergibt sich auch wenigen Mitteln ein größerer Handlungsspielraum (Informationsspielraum) als noch vor einigen Jahren). Biste Ü30, haste mit höherer Wahrscheinlichkeit Kinder. Haste keine Kinder, ist dir die ewige Zukunft des Systems nicht so dringlich. Und die Hälfte haste ja schon geschafft. Haste Kinder, ist dir die ewige Zukunft des Einen viel zu wichtig, als dass das System so dringlich wäre. Gute Zensuren, eine Lehrstelle, wenigstens Fachabi…
Dass die Wahl der richtigen Partei das System ins Gute geändert hätte, gab es das schon mal? Südamerika (Chile) vielleicht, und dann Militärputsch. War das so was? Und ist Venezuela ein Fall, wo du sagen würdest: Ja, das war die richtige Partei?
Zu Italien liefert Marian Schraube manchmal was in die FC. Er sieht Grillo wohl auch nicht so positiv, jedenfalls hat er Tsipras unwidersprochen so zitiert.
Überleben tu ich gut. Ob ich gut lebe, ist eine andere Frage.
Zitat von Tsipras bei Schraube:
Der Chef der Bewegung erscheine ihm wie einer, „der laut pfeifend so tut, als ginge ihn das alles nichts an, um dann tatsächlich keine Wahl zu treffen.“
Hier sei mal ein Hinweis zu einem feinsten Artikel eingewoben. Der Fokus auf Bildung, Bildung, Bildung ist auch kritisch zu betrachten: So kritisierte der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge schon im Entstehungsstadium des Hamburger Programms, dass die SPD zu sehr auf den Faktor Bildung zur (Wieder-)Herstellung von Chancengleichheit setze. Damit werde nicht die Ursache von gesellschaftlichen Ungleichheiten beseitigt, schließlich basiere Bildungsarmut auf der „materiellen Unterversorgung und Benachteiligung in anderen Lebensbereichen“. Wirkliche Teilhabegerechtigkeit ließe sich nur durch „Umverteilung von Arbeit, Einkommen und Vermögen“ erreichen.
UmverteilungUmverteilungUmverteilung
HorstHorsterHorstesten
Horst.
Hans Memling, Brügge.
Danke für den Link. Der Hammer ist natürlich die kurze Liste der Ziele: i) Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, ii) Privatisierung öffentlichen Eigentums, iii) Freihandel unter Einschränkung demokratischer Grundprinzipien u. a.; mir wird ganz schlecht beim Lesen, denn all das ist inzwischen ja alles an der Tagesordnung. Menno, es ist ein Kreuzzug. Ein Religionskrieg, zwischen den Gläubigen der angeblichen »Selbstheilungskräfte des Marktes« und uns, den Ungläubigen.
Großartiger Artikel. Besonders auch wie er die Entstehung des Neoliberalismus historisch als Folge der Weltwirtschaftskrise, nämlich als Überwindungsversuch ihres Laissez-faire-Liberalismus einordnet. Das leuchtet ein; und macht gleichzeitig Angst.
Es zeigt, aus Fehlern wird nicht gelernt. Doller. Mehr, härter, krasser, weiter … »Wachstum und Renditen sind möglich.« Yo. Dereguliert die Tarifverträge; flexibilisiert die Arbeitszeiten; erhöht die Steuern; presst die Bevölkerung aus. Verheizt die Natur. Privatisiert die Gewinne, verallgemeinert die Verluste. Der Untergang ist machbar, Herr Nachbar. Das wird mir plötzlich ganz klar. Es wird sich nichts ändern, sie machen genau so weiter. Auf Einsicht zu hoffen, ist keine Option.
Beim Lesen der neoliberalen Thesen der SPD musste ich an die Veränderungen im deutschen Kulturbetrieb denken: „Eigenverantwortung und Eigeninitiative“ … »mit dem neuen Motto des „Förderns und Forderns“, der Individualisierung der Verantwortung für gesellschaftliche Probleme und der Favorisierung von Konkurrenzverhältnissen und Steuerung der Gesellschaft …«
»Fördern« tun sie ja tatsächlich, aber eben nie ausreichend. Gefordert wird die Unterordnung unter eine finanziell motivierte Handlungsweise. Die Verwirtschaftlichung künstlerischer Praxis als Alibi für den sich exponentiell steigernden Verwaltungsapparat. Künstler werden zu Antragskünstlern eines inzwischen komplett projektbasierten Kulturbetriebs, der langfristige Perspektiven durch kurzfristige, jederzeit kündbare Projektarbeit ersetzt. Das alles, während die Ämter und Verwaltungsorgane massiv angewachsen sind.
»Und drittens wird mit dem Propagieren der Human-Kapital-These die ökonomische Verwertung von Wissen und Bildung befürwortet: „Erste Priorität muß die Investition in menschliches und soziales Kapital sein.“ Damit wird unter anderem auch die Ökonomisierung der Hochschulen vorbereitet.«
»Gekennzeichnet ist diese Politik der „Neuen Mitte“ durch eine Abkehr von grundlegenden Rechten und Ansprüchen – bspw. auf Bildung, staatliche Unterstützung und Schutz – hin zu einer Kapitalisierung und Kommodifizierung aller Lebensbereiche. Bildung wird kapitalisiert, der Sozialstaat als Schutz vor totaler Verwertung wird zu einem Akteur, der die Menschen durch „Aktivieren“ und „Fördern“ der völligen Verwertung zuführt und bei Verweigerung mit Sanktionen droht.«
Hey, Du hast mich da falsch verstanden: Nicht nur bin ich ein absoluter Gegner neoliberaler Bildungspolitik – das war ich schon zu Beginn, als Bachelor und Masterabschlüsse eingeführt wurden – sondern, als jemand der durch das englische System ging, dann später im Aufbaustudium nach Deutschland kam, bin ich ein großer Anhänger des alten deutschen, klassich humanistischen Bildungsideals. Das mit der Bildungsreform unter die Räder gekommen ist. Ein großer Verlust, den natürlich die Verantwortlichen nicht sehen, da sich keiner so detailliert mit der Materie beschäftigt hat. Man wollte eine Angleichung an die U.S.A. – alles aus Amerika gilt in Deutschland nachwievor als fortschrittlich und toll – da macht man dann eben auch schnell die großartigen, heimischen Errungenschaften kaputt. Treuhand lässt grüßen. Schlimm. Schlimmer noch, dass jetzt eine Generation heranwächst und durch die Institutionen marschiert, die diesen Schrott kmplett verinnerlicht hat. Deswegen setze ich auf die ganz Jungen, die sehen was für Mist das ist.
Stanley Stubenberg
Bernard Villemot (O-Light)
Beide toll. Stubenberg war sehr wichtig, u. a. auch für Saul Bass. Und Villemot ist ein Klassiker. Hey, es ist ja schon irgendwie auch mein Job, aber woher kennst Du die?
Horst.
Klingt jetzt öde - aus dem Internet. Stubenberg lief über den Monitor, als ich Illustrierendes zum Thema Hawaii suchte. Villemot wohl, als ich eine Kaufgelegenheit für lecker Orangina-Limo suchte - das ist schon ein paar Jahre her, anscheinnd hat Google meine Anfrage ausgewertet, jetzt kann man Orangina im Supermarkt kaufen. Mir nach! Poster von Villemot kann man ja locker bei poster24 oder so bestellen, Stubenberg wohl noch nicht... Wart's ab.
Und wieso Memling?
Hans Memling, weil die Bilder irre sind; die Bildlösungen; die perspektivischen Verzerrungen; vor allem die Übergänge zwischen 2 und 3D. Er wird als Naiver gehandelt, hat aber eigentlich den Weg für Leute wie Rembrand geebnet. Und die Gesichter sind der Oberhammer, so viel Wärme und Empathie wie Rembrand. Memling: ganz groß! Und, hatte ich noch nie live gesehen. Nur immer die Abbildungen. Ist echt irre, die so vor sich zu sehen. Love it. Memling sehen, und sterben. :)